Im Sommer 1896 nahm in Münster die "Historische Kommission für Westfalen" ihre Arbeit auf. Ihre wichtigste Aufgabe war zunächst die Fortführung des Westfälischen Urkundenbuchs, das vom 1824/25 in Paderborn und Münster gegründeten "Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westfalens" begonnen worden war. Die Kommission wurde anfangs als Verein geführt, später vom preußischen Provinzialverband übernommen und war immer wieder Versuchen geschichtspolitischer Vereinnahmung ausgesetzt. Viele wissenschaftliche und persönliche Kontroversen wurden in die Kommission hineingetragen, die damit selbst zu einem Schauplatz der Geschichte wurde. Der Autor beschreibt die einzelnen Epochen der Kommissionsgeschichte und versucht, die prägenden Netzwerke nachzuzeichnen.Im Laufe von 125 Jahren erweiterten die Kommission und ihre heute ehrenamtlich tätigen Mitglieder das Programm stetig. Zur Bearbeitung von Editionen kamen die Herausgabe von Darstellungen und die Organisation von Fachtagungen hinzu. Entstanden sind zahlreiche für die Geschichte Westfalens wichtige Grundlagenwerke - darunter Urkunden-, Siegel- und Wappenbücher, das Soester Nequambuch, Quellen zur Geschichte von Corvey und zur Familia Sacra, Editionen von Schatzungsregistern und Lehnsbüchern, die Westfälischen Lebensbilder, das Westfälische Klosterbuch, das Historische Handbuch der jüdischen Gemeinschaften, zudem Tagungsbände wie etwa zur Reformation in Westfalen. Für alle Kommissionsprojekte führt das Buch in den jeweiligen Kontext ein und skizziert damit das Bild einer regionalen Wissenschaftsgeschichte.Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (geb. 1950) war Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen und von 2003 bis 2018 Erster Vorsitzender der Historischen Kommission für Westfalen.