Vom geläuterten Historismus bis zur Geschlechtergeschichte: Konjunkturen und Krisen geschichtlicher Großerzählungen in Deutschland nach 1945.
Als Meistererzählung bezeichnet die Geschichtswissenschaft historische Großdeutungen, die für eine bestimmte Zeit oder eine bestimmte historische Erzählperspektive leitend werden. Mit den Konjunkturen und Krisen solcher Großerzählungen in der deutschen Geschichtsschreibung nach 1945 beschäftigen sich die hier zusammengestellten Beiträge.Im Mittelpunkt stehen die drei zentralen Leittexte der deutschen Nationalgeschichte der Nachkriegszeit: die Rückbesinnung auf einen moralisch gezähmten Historismus und seine Ablösung durch das Konzept des deutschen »Sonderwegs« in der Bundesrepublik auf der einen Seite, die verschiedenen Entwicklungsstadien des ostdeutschen Gegenentwurfs in Gestalt einer sozialistischen Nationalgeschichte auf der anderen Seite. Vor diesem Hintergrund reflektieren weitere Beiträge das analytische Potenzial des Begriffs der historischen Meistererzählung und fragen angesichts der Krise nationalgeschichtlicher Erzählperspektiven nach ihren möglichen Alternativen.
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Als Meistererzählung bezeichnet die Geschichtswissenschaft historische Großdeutungen, die für eine bestimmte Zeit oder eine bestimmte historische Erzählperspektive leitend werden. Mit den Konjunkturen und Krisen solcher Großerzählungen in der deutschen Geschichtsschreibung nach 1945 beschäftigen sich die hier zusammengestellten Beiträge.Im Mittelpunkt stehen die drei zentralen Leittexte der deutschen Nationalgeschichte der Nachkriegszeit: die Rückbesinnung auf einen moralisch gezähmten Historismus und seine Ablösung durch das Konzept des deutschen »Sonderwegs« in der Bundesrepublik auf der einen Seite, die verschiedenen Entwicklungsstadien des ostdeutschen Gegenentwurfs in Gestalt einer sozialistischen Nationalgeschichte auf der anderen Seite. Vor diesem Hintergrund reflektieren weitere Beiträge das analytische Potenzial des Begriffs der historischen Meistererzählung und fragen angesichts der Krise nationalgeschichtlicher Erzählperspektiven nach ihren möglichen Alternativen.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dass Historiker zur Gegenwart nichts zu sagen hätten, hält Frank Ebbinghaus für ein Vorurteil. Allerdings sei der Zunft die Deutungshoheit in Bezug auf die Vergangenheit abhanden gekommen, so dass auch Aussagen über Gegenwart und Zukunft nicht einfach zu treffen sind. Diese Vorsicht ist berechtigt, befindet Ebbinghaus und verweist auf eine Bilanz der deutschen Nationalgeschichtsschreibung nach 1945, die beim vorletzten Historikertag erarbeitet wurde und nun in Buchform vorliegt. Alle Beiträge bestätigten die Befürchtung, so Ebbinghaus, dass die Geschichtswissenschaften "den Schlüssel für die historische Selbstvergewisserung der Gesellschaft" verloren haben. Seit 1945 verbiete sich großpreußisch-deutsches Machtstaatsdenken, an seine Stelle sei die "Meistererzählung" der Historischen Sozialwissenschaften getreten, referiert Ebbinghaus, die die These vom "deutschen Sonderweg" in Verbindung mit einer klaren Westorientierung und einer internen Gesellschaftskritik behauptete. Nachdem sich die Historischen Sozialwissenschaften endlich durchgesetzt hatten, war auch die Luft raus, beklagt Ebbinghaus und verweist auf mehrere Beiträge in dem Band, die weit und breit keinen ernsthaften Herausforderer für die Nachfolge antreten sehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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