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In einem abgelegenen Hochgebirgstal suchen die Waisenkinder Peter und Eva Zuflucht vor Verfolgung in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Sie finden Unterschlupf in einer Höhle und müssen alles, was sie zu ihrer Existenz benötigen, sich neu schaffen.

Produktbeschreibung
In einem abgelegenen Hochgebirgstal suchen die Waisenkinder Peter und Eva Zuflucht vor Verfolgung in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Sie finden Unterschlupf in einer Höhle und müssen alles, was sie zu ihrer Existenz benötigen, sich neu schaffen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2000

Warum ich es nicht lassen kann
Albert von Schirndings Lieblingsbuch
Draußen der Krieg. Der Heimliche Grund bot Geborgenheit. Er lag im unerreichbaren Tirol, aber sein wahrer, jederzeit erreichbarer Ort waren die drei Bücher, die das Leben von Peter, dem Findling, und Eva, der Enkelin einer mythen- und kräuterkundigen Frau, erzählten. Als die „Ahnl” der Hexerei verdächtigt wird, flieht sie mit den Kindern in den vom abergläubischen Volk gemiedenen Bergkessel. Die Alte stirbt; für die Verwaisten gibt es kein Zurück: Ein Unwetter hat den einzigen Zugang durch die Klamm verschüttet.
A. Th. Sonnleitners Höhlenkinder-Trilogie zeichnet am Beispiel der „Zweisiedler” die Kulturgeschichte der Menschheit nach. Vom steinernen Faustkeil führt die Entwicklung zur eisernen Axt, vom mühsamen Hausen in der Höhle über den luftigen Pfahlbau ins lichte Steinhaus. Feuer, Wasser und Wind wandeln sich nach und nach zu willigen Dienern, Tiere werden aus Feinden zu Helfern. Und die Bären, die gefährlichsten Rivalen im Kampf ums Dasein, sind schließlich alle erlegt oder verjagt.
Dem Neunjährigen behagte die Regression ins Weltabgeschiedene, Ursprüngliche. Aber nicht weniger erfüllte ihn der Aufstieg aus dem Dunkel ins Helle, die Folge der technischen Errungenschaften mit tiefer Genugtuung. Das um 1920 entstandene Werk ist imprägniert von Fortschrittsgläubigkeit. Rousseau schrieb über, aber nicht für Kinder. Die suchen in der Geschichte und in den Geschichten das Vorwärts und Aufwärts.
Nichts Sachliches ist dem Autor fremd. Das Buch ersetzt ein kulturgeschichtliches Lexikon, wobei der Wissensstoff eingeschmolzen ist in Momente spannendster Erzählung. Sie läuft keineswegs auf einfältigen Aufklärungsoptimismus hinaus. Das Erreichte bleibt stets bedroht, die Flamme der Ehrfurcht vor der Natur erstickt nicht unter dem Zwang ihrer Beherrschung. Der Jäger trinkt das Blut des besiegten Bären, Täter und Opfer werden eins. Die Höhlenkinder sind gebrochene Helden. Zeiten der Erfindungsfülle und Tatenlust wechseln mit Phasen der Schwäche und Niedergeschlagenheit.
Der Autor spielt virtuos auf dem Instrument der Zeit. Wie er sie zu dehnen und zu raffen versteht – immerhin erstreckt sich die Handlung über mehrere Jahrzehnte –, vermittelte schon dem kindlichen Leser ein Gefühl vom Rhythmus großer Epik. Und wie zog ihn erst der persönliche Entwicklungsroman von Peter und Eva in seinen Bann! Ihr Zusammenleben unterliegt stärksten Schwankungen zwischen den Polen von Anziehung und Abstoßung. Ich rieb mich am schwierigen Charakter des Mannes, dessen überströmende Liebe und Fürsorge so unversehens umschlagen konnten in Herrschsucht und Rohheit. Erst im Sohn Hans, dem Bürgen einer besseren Zukunft, lösen sich die Widersprüche der Eltern. Trotz der zuweilen etwas schwülstigen Sprache (die der Junge sehr schön fand): Sonnleitners Höhlenkinder sind unsterblich.
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