Südfrankreich im 12. Jahrhundert, Ermengarda Vizegräfin von Narbona hat nun schon zum zweiten Mal ein Kind verloren. Während ihr Geliebter Arnaut das für einen Fingerzeig Gottes hält, sein sündiges Verhältnis zu beenden, zieht der charismatische Abt Clairvaux durch die Lande um im Namen Gottes für
den Kreuzzug ins heilige Land aufzurufen. Als Arnaut sich dem Heer anschließen will, ist Ermengarda…mehrSüdfrankreich im 12. Jahrhundert, Ermengarda Vizegräfin von Narbona hat nun schon zum zweiten Mal ein Kind verloren. Während ihr Geliebter Arnaut das für einen Fingerzeig Gottes hält, sein sündiges Verhältnis zu beenden, zieht der charismatische Abt Clairvaux durch die Lande um im Namen Gottes für den Kreuzzug ins heilige Land aufzurufen. Als Arnaut sich dem Heer anschließen will, ist Ermengarda außer sich und die Beiden gehen im Streit auseinander und während Arnaut gefährliche Kämpfe und Intrigen bestehen muß, reift in ihm die Erkenntnis, das er hier keinesfalls Gottes Werk erfüllt.
Zunächst hatte ich ein wenig Bedenken, das Buch ohne Vorkenntnis der Vorgänger zu lesen, da ich aber das Glück hatte, an einer Autoren begleiteten Leserunde teilzunehmen, wo mir versichert wurde, das es nicht zwingend notwendig wäre, die anderen beiden Teile zu kennen, hab ich mich dann doch gleich direkt an „Die Hure Babylon“ gewagt. Der Autor stellt am Anfang seines Buches auch alle Protagonisten kurz vor, so dass ich hier wirklich nicht das Gefühl hatte, etwas verpaßt zu haben.
Das Buch ist in 5 Abschnitte unterteilt, wovon jeder mit einem Kapitel aus Ermengardas Sicht beginnt, der Rest handelt dann jeweils von den Ereignissen rund um den Kreuzzug. Das hat mir gut gefallen, da man so nie Ermengarda aus den Augen verliert. Von Anfang an ist es dem Autor gelungen, mich mit der Geschichte zu fesseln! Dabei fand ich es besonders interessant, wie reale historische Ereignisse hier mit fiktiven Schicksalen und Geschehnissen verknüpft wurden. Dass Der Autor gut recherchiert hat, merkt man dem Buch an und es ist Ulf Schiewe auch noch gelungen, die Welt des 12. Jahrhunderts so plastisch und bildhaft zu schildern, das ich in diese Welt eintauchen und alles quasi vor mir sehen konnte. Das gelingt nicht vielen Autoren! Besonders gelungen fand ich die Beschreibungen über den Kreuzzug, die entbehrungsreiche Reise ins Heilige Land, die Klüngelei unter den Fürsten, das Machtgezerrte zwischen Königen und Kirche und wie sich nach anfänglicher Euphorie, nach und nach bei den Kreuzfahrern die Erkenntnis breit machte, das es bei dem Kreuzzug eben wohl doch nicht um Gottes Werk, sondern allein um Macht und Gewinnstreben der Reichen und Mächtigen geht. Hier kann man sich als Leser hineinversetzen, mitleiden, hoffen, kämpfen und verzweifeln. Reale historische Ereignisse hat der Autor hier mit Leben gefüllt und sie mit teils existierenden, teils fiktiven Charakteren bevölkert, deren Figurenzeichnung bis hin zu den Nebenfiguren sehr lebendig und lebensnah gezeichnet ist. Als Leser kann man hier die Entwicklung der Figuren mitverfolgen und wird bei einigen Charakteren am Ende überrascht, welche Wendung ihr Schicksal genommen hat.
Das Ende war für mich eine runde Sache, es schließt die Geschichte gut ab und läßt dem Leser genug Raum für eigene Spekulationen!
Nun bin ich absolut neugierig auf die beiden Vorgänger, die schon zum Lesen bereit liegen!
Mit einer Karte anhand derer man den Reiseverlauf der Kreuzfahrer verfolgen kann, einem ausführlichen Glossar und einem umfangreichen Personenregister ist das Buch sehr schön ausgestattet und im Nachwort gibt’s noch ein paar Erläuterungen vom Autor zu den realen Ereignissen und historischen Personen.
FaziT: Dem Autor ist hier eine tolle Mischung gelungen!! Aus gut recherchierten Fakten, einer guten Portion Fiktion, viel Spannung und Schlachtengetümmel und einer Prise Romantik ist ein stimmiger, atmosphärisch dichter historischer Roman entstanden, der für mich das 12. Jahrhundert lebendig gemacht hat!