Ein Buch, das mich ein wenig zwiespältig zurück gelassen hat! Der eigentliche Krimifall hat mir insgesamt recht gut gefallen. Obwohl der Spannungsbogen etwas besser hätte gespannt sein können. Während am Anfang nur wenig passiert, was die Mordermittlungen voran treibt, überschlagen sich die
Ereignisse am Ende förmlich und das Ende wirkt etwas überstürzt. Zwar kann man als versierter Krimileser…mehrEin Buch, das mich ein wenig zwiespältig zurück gelassen hat! Der eigentliche Krimifall hat mir insgesamt recht gut gefallen. Obwohl der Spannungsbogen etwas besser hätte gespannt sein können. Während am Anfang nur wenig passiert, was die Mordermittlungen voran treibt, überschlagen sich die Ereignisse am Ende förmlich und das Ende wirkt etwas überstürzt. Zwar kann man als versierter Krimileser recht schnell ahnen, wo man Mörder und Motiv zu suchen hat, hier hätte vielleicht ein wenig mehr Raffinesse gut getan, aber im Großen und Ganzen ist der Krimifall logisch aufgebaut und am Ende bleiben auch keine großen Fragen offen.
Die Hurenkönigin Ursel Zimmer ist eine resolute Frau, mit losem Mundwerk, aber dem Herz auf dem rechten Fleck und sie ist keineswegs unfehlbar. Da sie für die Huren verantwortlich ist, fühlt sie sich verpflichtet, die Morde aufzuklären, hatte sie doch zu allen Opfern eine besondere Bindung. Hier ist der Autorin eine sympathische Hauptfigur mit Ecken und Kanten gelungen, die den Leser sofort für sich einnimmt. Ein wenig unglaubwürdig fand ich hingegen, dass im Frauenhaus, in dem immerhin 20 Huren zusammenleben alles so harmonisch und friedlich abgehen sollte, das ist kaum vorstellbar. Sehr gut gefallen hat mir aber der Einblick in das Alltagsleben in Frankfurt, das Leben der Huren in dieser Zeit und wie sie im städtischen Ablauf behandelt wurde. Hier merkt man dass die Autorin gut recherchiert hat und weiß wovon sie schreibt.
Sprachlich fand ich das Buch allerdings zum Teil ein wenig unausgereift, hier ist es der Autorin nicht gelungen, einen geradlinigen Stil zu finden. Einerseits verwendet sie die altertümliche Anrede in der 3 Person, wenn Standespersonen mit Untergeben sprechen. Das ist auch durchaus in Ordnung, wenn der restliche sprachliche Stil dazu paßt, aber das ist hier leider nicht so, denn im Großteil des Buches wird sonst ein eher moderner und umgangssprachlicher Ton benutzt. „Halt die Klappe“, „hast Du kapiert“ sind sehr moderne Ausdrücke, die dann im krassem Gegensatz zu der antiquierten Anrede in der 3. Person stehen. Zudem glaube ich kaum, dass man Anfang des 16. Jahrhunderts schon Redewendungen wie „umgehend eine Fahndung einleiten“ benutzte oder eine „schriftliche Abmahnung“ erteilte, hier hat mir irgendwie ein einheitlicher, durchgängiger Stil gefehlt. Gerade in der ersten Buchhälfte versieht die Autorin außerdem jede Person mit einer Bezeichnung oder diversen Attributen. Die Hurenkönigin, der Frauenhausknecht, der Geliebte, die Nonne, die schlaue Grid, die alte Irmelin……. Das ist mit der Zeit ein wenig ermüdend und als Leser kann ich mir durchaus merken, dass Josef der Frauenhausknecht ist, Bernhard der Geliebte, dass Irmelin für ihren Beruf schon recht alt und Grid, die als einzige lesen und schreiben kann, eben schlau ist. Insgesamt ist der sprachliche Stil also eher holprig und teilweise etwas mühsam zu lesen, in der 2. Buchhälfte wird das aber besser und mit dem Ansteigen der Spannung fällt es auch nicht mehr so ins Gewicht.
FaziT: für mich eine eher durchwachsene Lektüre! Der Krimifall ist zwar ein wenig vorhersehbar aber durchaus spannend, die Figuren sind gut geschildert und sehr interessant sind die Beschreibungen des Alltagslebend in Frankfurt. Der sprachliche Stil konnte mich aber nicht überzeugen, er ist sehr unausgewogen und holprig.