Die geheimen Pläne der Rechtspopulisten.
Als im Frühsommer 2019 ein Video veröffentlicht wird, das die geheimen Pläne führender österreichischer Rechtspopulisten entlarvt, stürzt die Regierung in Wien. Was sind die Hintergründe der größten politischen Krise der Nachkriegszeit?
Das Video entsteht im Sommer 2017. Der FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache und sein Parteifreund Johann Gudenus reisen nach Ibiza. In einer luxuriösen Villa tappen sie in eine Falle. Eine angeblich steinreiche Russin behauptet, gerade dabei zu sein, die Kronenzeitung zu kaufen. Mit ihrer Unterstützung könnte die FPÖ die Wahlen gewinnen - und Strache vielleicht Kanzler werden. Jetzt will sie wissen: Was bekommt sie dafür? Bei Champagner und Sushi stellt Strache staatliche Aufträge in Aussicht, er erzählt von einem System verschleierter Parteispenden und fantasiert davon, wie er Österreichs Presselandschaft nach Vorbild des ungarischen Autokraten Viktor Orban massiv umbauen würde.
Als Frederik Obermaier und Bastian Obermayer das Video sehen, als erste Journalisten, sind die Hintergründe unklar - aber der Inhalt explosiv. Eine spektakuläre Recherche beginnt: In einem verlassenen Hotel werden USB-Sticks übergeben, spätnachts Informanten getroffen - und dann versucht sich plötzlich auch noch jemand, in die verschlüsselte Kommunikation der Journalisten zu hacken...Das Buch zeichnet den Aufstieg der beiden Rechtspopulisten nach und enthüllt den ganzen Verlauf der Affäre, die an einem dramatischen Wochenende mit dem Sturz der Regierung ihren vorläufigen Höhepunkt findet.
Nach den »PANAMA PAPERS« - der neue Coup der SZ-Investigativjournalisten und SPIEGEL-Bestseller-Autoren Frederik Obermaier und Bastian Obermayer.
Hinter den Kulissen: Die Ibiza-Affäre wird verfilmt und ab Oktober als Dokumentarfilm von Sky Studios sowie als Sky-Miniserie zu sehen sein.
Als im Frühsommer 2019 ein Video veröffentlicht wird, das die geheimen Pläne führender österreichischer Rechtspopulisten entlarvt, stürzt die Regierung in Wien. Was sind die Hintergründe der größten politischen Krise der Nachkriegszeit?
Das Video entsteht im Sommer 2017. Der FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache und sein Parteifreund Johann Gudenus reisen nach Ibiza. In einer luxuriösen Villa tappen sie in eine Falle. Eine angeblich steinreiche Russin behauptet, gerade dabei zu sein, die Kronenzeitung zu kaufen. Mit ihrer Unterstützung könnte die FPÖ die Wahlen gewinnen - und Strache vielleicht Kanzler werden. Jetzt will sie wissen: Was bekommt sie dafür? Bei Champagner und Sushi stellt Strache staatliche Aufträge in Aussicht, er erzählt von einem System verschleierter Parteispenden und fantasiert davon, wie er Österreichs Presselandschaft nach Vorbild des ungarischen Autokraten Viktor Orban massiv umbauen würde.
Als Frederik Obermaier und Bastian Obermayer das Video sehen, als erste Journalisten, sind die Hintergründe unklar - aber der Inhalt explosiv. Eine spektakuläre Recherche beginnt: In einem verlassenen Hotel werden USB-Sticks übergeben, spätnachts Informanten getroffen - und dann versucht sich plötzlich auch noch jemand, in die verschlüsselte Kommunikation der Journalisten zu hacken...Das Buch zeichnet den Aufstieg der beiden Rechtspopulisten nach und enthüllt den ganzen Verlauf der Affäre, die an einem dramatischen Wochenende mit dem Sturz der Regierung ihren vorläufigen Höhepunkt findet.
Nach den »PANAMA PAPERS« - der neue Coup der SZ-Investigativjournalisten und SPIEGEL-Bestseller-Autoren Frederik Obermaier und Bastian Obermayer.
Hinter den Kulissen: Die Ibiza-Affäre wird verfilmt und ab Oktober als Dokumentarfilm von Sky Studios sowie als Sky-Miniserie zu sehen sein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.08.2019Krimi ohne Auflösung
Die Enthüller erzählen die Geschichte des Ibiza-Videos
Es gibt in der schönen Literatur den Kunstgriff, zwei Zeitebenen miteinander zu verschränken und dann, wenn es spannend werden soll, von der einen auf die andere zu springen; kaum ein Thriller kommt mehr ohne ihn aus. Beim Sachbuch ist diese Methode vielleicht etwas origineller. Ob es aber wirklich eine gute Idee von Frederik Obermaier und Bastian Obermayer war, sie bei ihrem Buch über die Ibiza-Affäre des österreichischen rechten Politikers Heinz-Christian Strache anzuwenden, sei bezweifelt.
Denn hier handelt es sich nicht um Fiktion, sondern um die Nacherzählung eines wirklichen Geschehens, das im Mai dieses Jahres zuerst zum Rücktritt Straches als Vizekanzler der Republik Österreich und Parteivorsitzender der FPÖ führte, sodann zum Bruch der Mitte-rechts-Koalition unter Sebastian Kurz (ÖVP) und zu dessen Abwahl im Parlament per Misstrauensvotum. Rechtzeitig vor der Neuwahl Ende September haben die beiden Journalisten der "Süddeutschen Zeitung", die zusammen mit dem "Spiegel" und in Kooperation mit dem österreichischen "Falter" vor drei Monaten das "Ibiza-Video" bekanntgemacht haben, ihre Geschichte als Buch vorgelegt.
Sie schildern den Abend jenes 24. Juni 2017, an dem Strache und sein Vertrauter Johann Gudenus in einer Finca auf Ibiza hereingelegt wurden: Wie die FPÖ-Männer einer vermeintlich reichen Russin und ihrem Begleiter, die angeblich mit ihrem Geld die FPÖ im Wahlkampf fördern wollten, allerlei unsaubere Vorschläge für Förderung auf der einen Seite und spätere Vorteile auf der anderen Seite machten und dabei heimlich gefilmt wurden. Und - das ist der andere Erzählstrang, der ständig eingeflochten wird - wie eine geheimnisvolle Quelle den beiden Journalisten dann anderthalb Jahre und eine Wahl später diese Story andiente und nach einem monatelangen Hin und Her das Video überließ.
Wegen der Relevanz der Affäre wird das Buch, nicht nur in Österreich, auf lebhaftes Interesse stoßen. "Die Ibiza-Affäre" sei "der politische Soundtrack dieses Sommers", wirbt der "Falter". Dabei wird, wer die Berichterstattung seit Mai verfolgt hat, wenig substantiell Neues darin finden. Insbesondere zu einigen offenen oder halboffenen Fragen, deren Antworten die Autoren kennen müssen, tragen diese nichts oder allenfalls ein paar Dementis kursierender Spekulationen bei: Wer hinter der Falle von Ibiza steckt, warum die Geschichte dann erst mal auf Eis lag, welches die Motive bei Produktion und dann bei Veröffentlichung waren, bleibt offen. Die Autoren könnten das nicht enthüllen, ohne ihre Quelle preiszugeben, und das geht natürlich nicht.
Stattdessen erfährt man viel darüber, wie vorsichtig und sorgfältig die beiden erfahrenen Enthüllungsjournalisten die notwendigen Fragen gestellt hätten, dass sie auch Antworten darauf erhalten hätten (die sie aber, siehe oben, nicht weitererzählen dürften), dass sie sogar mit einer fast einen Tag dauernden Autofahrt den weiblichen Lockvogel aufsuchten (Näheres dazu Fehlanzeige, siehe oben), dass sie das Material forensisch prüfen ließen und wie sie es dann mit der Hilfe tüchtiger Kollegen, Manner-Schnitten und Red Bull unter hohem Zeitdruck auswerteten. Der Höhepunkt dieses Krimis ohne Auflösung ist, dass kurz vor Veröffentlichung des Videos, nachdem man Strache und Gudenus kontaktiert hatte, plötzlich drei verschiedene technische Merkwürdigkeiten aufgetreten seien, die auf Hacker-Angriffe hindeuten könnten. "Das alles kann Zufall sein . . . Vielleicht aber auch nicht."
Von dieser potentiell brisanten, aber unaufgeklärten Episode abgesehen, kann man die Einflechtungen auch jeweils überblättern und bei der Schilderung des Abends bleiben, wie er sich aus der Perspektive der in der Finca auf Ibiza installierten Kameras und Mikrofone abgespielt hat. Denn veröffentlicht worden ist von den sieben Stunden jenes Gesprächs ja nur ein rund sieben Minuten langer Zusammenschnitt derjenigen Sequenzen, die die Autoren als politisch relevant angesehen haben. Hier gibt es zumindest die ausführliche Schilderung. In der Zusammenschau vergleichen die Autoren die Zusammenkunft als eine Art Tanz, bei dem die "Russin" den drängenden und Strache den mal nachgebenden, mal ausweichenden Part gibt. Die Köder, die die Lockvögel auswerfen, sind Parteispenden und eine Blitzübernahme der "Kronen-Zeitung".
Vor allem Letzteres scheint die beiden FPÖ-Leute fasziniert zu haben, die von Journalisten außerordentlich wenig halten, aber von einer Kampagne des verbreiteten Boulevardblatts Wunder was erhoffen. Auf einen handfesten "Deal" lässt Strache sich nicht ein (wie hätte der auch aussehen sollen?), und er wiederholt immer wieder die Formel, alles müsse rechtskonform ablaufen. Aber er machte die bekannten Vorschläge, der "Russin" später Geschäfte zuzuschanzen. Es ist und bleibt sein Skandal, und nicht eine "b'soffene G'schicht".
STEPHAN LÖWENSTEIN
Bastian Obermayer und Frederik Obermaier:
"Die Ibiza-Affäre".
Innenansichten eines Skandals.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019.
272 S., br., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Enthüller erzählen die Geschichte des Ibiza-Videos
Es gibt in der schönen Literatur den Kunstgriff, zwei Zeitebenen miteinander zu verschränken und dann, wenn es spannend werden soll, von der einen auf die andere zu springen; kaum ein Thriller kommt mehr ohne ihn aus. Beim Sachbuch ist diese Methode vielleicht etwas origineller. Ob es aber wirklich eine gute Idee von Frederik Obermaier und Bastian Obermayer war, sie bei ihrem Buch über die Ibiza-Affäre des österreichischen rechten Politikers Heinz-Christian Strache anzuwenden, sei bezweifelt.
Denn hier handelt es sich nicht um Fiktion, sondern um die Nacherzählung eines wirklichen Geschehens, das im Mai dieses Jahres zuerst zum Rücktritt Straches als Vizekanzler der Republik Österreich und Parteivorsitzender der FPÖ führte, sodann zum Bruch der Mitte-rechts-Koalition unter Sebastian Kurz (ÖVP) und zu dessen Abwahl im Parlament per Misstrauensvotum. Rechtzeitig vor der Neuwahl Ende September haben die beiden Journalisten der "Süddeutschen Zeitung", die zusammen mit dem "Spiegel" und in Kooperation mit dem österreichischen "Falter" vor drei Monaten das "Ibiza-Video" bekanntgemacht haben, ihre Geschichte als Buch vorgelegt.
Sie schildern den Abend jenes 24. Juni 2017, an dem Strache und sein Vertrauter Johann Gudenus in einer Finca auf Ibiza hereingelegt wurden: Wie die FPÖ-Männer einer vermeintlich reichen Russin und ihrem Begleiter, die angeblich mit ihrem Geld die FPÖ im Wahlkampf fördern wollten, allerlei unsaubere Vorschläge für Förderung auf der einen Seite und spätere Vorteile auf der anderen Seite machten und dabei heimlich gefilmt wurden. Und - das ist der andere Erzählstrang, der ständig eingeflochten wird - wie eine geheimnisvolle Quelle den beiden Journalisten dann anderthalb Jahre und eine Wahl später diese Story andiente und nach einem monatelangen Hin und Her das Video überließ.
Wegen der Relevanz der Affäre wird das Buch, nicht nur in Österreich, auf lebhaftes Interesse stoßen. "Die Ibiza-Affäre" sei "der politische Soundtrack dieses Sommers", wirbt der "Falter". Dabei wird, wer die Berichterstattung seit Mai verfolgt hat, wenig substantiell Neues darin finden. Insbesondere zu einigen offenen oder halboffenen Fragen, deren Antworten die Autoren kennen müssen, tragen diese nichts oder allenfalls ein paar Dementis kursierender Spekulationen bei: Wer hinter der Falle von Ibiza steckt, warum die Geschichte dann erst mal auf Eis lag, welches die Motive bei Produktion und dann bei Veröffentlichung waren, bleibt offen. Die Autoren könnten das nicht enthüllen, ohne ihre Quelle preiszugeben, und das geht natürlich nicht.
Stattdessen erfährt man viel darüber, wie vorsichtig und sorgfältig die beiden erfahrenen Enthüllungsjournalisten die notwendigen Fragen gestellt hätten, dass sie auch Antworten darauf erhalten hätten (die sie aber, siehe oben, nicht weitererzählen dürften), dass sie sogar mit einer fast einen Tag dauernden Autofahrt den weiblichen Lockvogel aufsuchten (Näheres dazu Fehlanzeige, siehe oben), dass sie das Material forensisch prüfen ließen und wie sie es dann mit der Hilfe tüchtiger Kollegen, Manner-Schnitten und Red Bull unter hohem Zeitdruck auswerteten. Der Höhepunkt dieses Krimis ohne Auflösung ist, dass kurz vor Veröffentlichung des Videos, nachdem man Strache und Gudenus kontaktiert hatte, plötzlich drei verschiedene technische Merkwürdigkeiten aufgetreten seien, die auf Hacker-Angriffe hindeuten könnten. "Das alles kann Zufall sein . . . Vielleicht aber auch nicht."
Von dieser potentiell brisanten, aber unaufgeklärten Episode abgesehen, kann man die Einflechtungen auch jeweils überblättern und bei der Schilderung des Abends bleiben, wie er sich aus der Perspektive der in der Finca auf Ibiza installierten Kameras und Mikrofone abgespielt hat. Denn veröffentlicht worden ist von den sieben Stunden jenes Gesprächs ja nur ein rund sieben Minuten langer Zusammenschnitt derjenigen Sequenzen, die die Autoren als politisch relevant angesehen haben. Hier gibt es zumindest die ausführliche Schilderung. In der Zusammenschau vergleichen die Autoren die Zusammenkunft als eine Art Tanz, bei dem die "Russin" den drängenden und Strache den mal nachgebenden, mal ausweichenden Part gibt. Die Köder, die die Lockvögel auswerfen, sind Parteispenden und eine Blitzübernahme der "Kronen-Zeitung".
Vor allem Letzteres scheint die beiden FPÖ-Leute fasziniert zu haben, die von Journalisten außerordentlich wenig halten, aber von einer Kampagne des verbreiteten Boulevardblatts Wunder was erhoffen. Auf einen handfesten "Deal" lässt Strache sich nicht ein (wie hätte der auch aussehen sollen?), und er wiederholt immer wieder die Formel, alles müsse rechtskonform ablaufen. Aber er machte die bekannten Vorschläge, der "Russin" später Geschäfte zuzuschanzen. Es ist und bleibt sein Skandal, und nicht eine "b'soffene G'schicht".
STEPHAN LÖWENSTEIN
Bastian Obermayer und Frederik Obermaier:
"Die Ibiza-Affäre".
Innenansichten eines Skandals.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019.
272 S., br., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Bücher wie dieses sind essenziell. Sie dokumentieren jenseits der flüchtigen Tagesaktualität, was immer präsent bleiben muss, damit das demokratische Zusammenleben nicht unter die Fuchtel seiner Zerstörer gerät.« Der Österreichische Journalist 20191213