Stöbern Sie in der Bibliothek der liberalen Denker
Welche Bücher soll man lesen, wenn man sich für die Idee der Freiheit interessiert? Welchen Beitrag zu ihrer Formulierung und Vertiefung haben etwa Denker wie Aristoteles, Konfuzius, Mises, Ortega y Gasset, Röpke oder Schumpeter geleistet? Die Bibliothek der Freiheit präsentiert von Lord Acton bis Mary Wollstonecraft 111 Werke von rund 100 Autoren und stellt sie in den Zusammenhang von freiheitlicher Ordnung und Marktwirtschaft. Ergänzt wird die Besprechung der Werke durch einige Originalzitate. Die Auswahl erhebt nicht den Anspruch, alle entscheidenden Klassiker der Freiheit aufzulisten; sie erfolgte zwar wohlüberlegt und ernsthaft, hat aber auch eine gelegentlich spielerische Seite.
So sehr die Texte für sich allein eine interessante Lektüre darstellen, sollen sie vor allem Lust darauf machen, sich in die einzelnen Werke weiter zu vertiefen. Die Vorstellung der Bücher erfolgt durch Professoren und Publizisten, die sich seit langem mit der Idee der Freiheit befassen.
Welche Bücher soll man lesen, wenn man sich für die Idee der Freiheit interessiert? Welchen Beitrag zu ihrer Formulierung und Vertiefung haben etwa Denker wie Aristoteles, Konfuzius, Mises, Ortega y Gasset, Röpke oder Schumpeter geleistet? Die Bibliothek der Freiheit präsentiert von Lord Acton bis Mary Wollstonecraft 111 Werke von rund 100 Autoren und stellt sie in den Zusammenhang von freiheitlicher Ordnung und Marktwirtschaft. Ergänzt wird die Besprechung der Werke durch einige Originalzitate. Die Auswahl erhebt nicht den Anspruch, alle entscheidenden Klassiker der Freiheit aufzulisten; sie erfolgte zwar wohlüberlegt und ernsthaft, hat aber auch eine gelegentlich spielerische Seite.
So sehr die Texte für sich allein eine interessante Lektüre darstellen, sollen sie vor allem Lust darauf machen, sich in die einzelnen Werke weiter zu vertiefen. Die Vorstellung der Bücher erfolgt durch Professoren und Publizisten, die sich seit langem mit der Idee der Freiheit befassen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2007Ein Streifzug durch 2000 Jahre Liberalismus
Gelehrten früherer Zeiten reichte die Kenntnis weniger Dutzend Bücher, um als umfassend gebildet zu gelten. Noch die Humanisten standen überschaubaren Bibliotheken gegenüber. Heute ist die Flut an Literatur kaum zu bewältigen. Umso hilfreicher sind Nachschlagewerke, die wichtige Bücher zusammenfassen und Autoren geistesgeschichtlich einordnen. Das Lexikon "Die Idee der Freiheit. Eine Bibliothek von 111 Werken der liberalen Geistesgeschichte" bietet einen gelungenen Überblick über die wichtigste Literatur, die im weitesten Sinne einer freiheitlichen Tradition zuzurechnen ist.
Der Bogen der fast 100 besprochenen Autoren ist weit gespannt: Er beginnt mit dem katholischen Lord Acton und endet mit der feministischen Mary Wollstonecraft. Der früheste Denker ist Aristoteles; er steht mit seiner auf Tauschgerechtigkeit setzenden Ethik am Anfang der Ahnenreihe, trotz einiger problematischer Positionen - etwa den Gedanken von einer natürlichen Sklaverei, die erst aufhöre, wenn Maschinen für die Menschen arbeiten würden. Auch alte fernöstliche Weisheit ist mit Konfuzius vertreten. Aus dem Mittelalter ragt Thomas von Aquin hervor.
Auffällig erscheint das Übergewicht der Ökonomen im liberalen Lager. Mehrfach gewürdigt werden Friedrich A. von Hayek, Ludwig von Mises oder Wilhelm Röpke. In seinem Klassiker "Der Weg zur Knechtschaft" (1944) warnte der spätere Nobelpreisträger Hayek vor inhärent totalitären Tendenzen einer zentralen Planwirtschaft. Röpke betonte stärker, dass der Markt ohne einen stabilen sozialen Rahmen nicht funktionieren könne. Auch kritische Aspekte werden angesprochen. Gerd Habermann warnt im Beitrag über Ciceros "De Officiis" vor einem "verflachten Liberalismus, der mit dem Ausruf ,Freiheit!' seine moralische Aufgabe bereits getan zu haben glaubt und alles andere in relativierendes Belieben stellt". Die klügeren Liberalen haben stets gewusst, dass mit der Freiheit auch eine gewaltige Verantwortung verbunden ist. Ihre Betonung der "negativen Freiheit" (Isaiah Berlin), also Freiheit von staatlicher Einmischung, ging einher mit der Hoffnung auf freiwillige Selbstbindung.
Die liberale Ordnungsidee steht somit "zwischen Anarchie und Leviathan", wie ein Buch von James Buchanan heißt. Der Einsicht folgend, dass völlige Selbstregulierung und Herrschaftslosigkeit kaum realistisch sind, plädieren Liberale für überschaubare, subsidiäre Ordnungssysteme. Die Ablehnung zentralstaatlicher Bürokratie ist ihnen gemein; doch welche Institutionen Individuen sozialen Halt geben sollen, bleibt umstritten.
PHILIP PLICKERT
Gerhard Schwarz, Gerd Habermann, Claudia Aebersold-Szalay (Herausgeber): Die Idee der Freiheit. Frankfurter Allgemeine Buch. Frankfurt 2007. 238 Seiten. 24,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Gelehrten früherer Zeiten reichte die Kenntnis weniger Dutzend Bücher, um als umfassend gebildet zu gelten. Noch die Humanisten standen überschaubaren Bibliotheken gegenüber. Heute ist die Flut an Literatur kaum zu bewältigen. Umso hilfreicher sind Nachschlagewerke, die wichtige Bücher zusammenfassen und Autoren geistesgeschichtlich einordnen. Das Lexikon "Die Idee der Freiheit. Eine Bibliothek von 111 Werken der liberalen Geistesgeschichte" bietet einen gelungenen Überblick über die wichtigste Literatur, die im weitesten Sinne einer freiheitlichen Tradition zuzurechnen ist.
Der Bogen der fast 100 besprochenen Autoren ist weit gespannt: Er beginnt mit dem katholischen Lord Acton und endet mit der feministischen Mary Wollstonecraft. Der früheste Denker ist Aristoteles; er steht mit seiner auf Tauschgerechtigkeit setzenden Ethik am Anfang der Ahnenreihe, trotz einiger problematischer Positionen - etwa den Gedanken von einer natürlichen Sklaverei, die erst aufhöre, wenn Maschinen für die Menschen arbeiten würden. Auch alte fernöstliche Weisheit ist mit Konfuzius vertreten. Aus dem Mittelalter ragt Thomas von Aquin hervor.
Auffällig erscheint das Übergewicht der Ökonomen im liberalen Lager. Mehrfach gewürdigt werden Friedrich A. von Hayek, Ludwig von Mises oder Wilhelm Röpke. In seinem Klassiker "Der Weg zur Knechtschaft" (1944) warnte der spätere Nobelpreisträger Hayek vor inhärent totalitären Tendenzen einer zentralen Planwirtschaft. Röpke betonte stärker, dass der Markt ohne einen stabilen sozialen Rahmen nicht funktionieren könne. Auch kritische Aspekte werden angesprochen. Gerd Habermann warnt im Beitrag über Ciceros "De Officiis" vor einem "verflachten Liberalismus, der mit dem Ausruf ,Freiheit!' seine moralische Aufgabe bereits getan zu haben glaubt und alles andere in relativierendes Belieben stellt". Die klügeren Liberalen haben stets gewusst, dass mit der Freiheit auch eine gewaltige Verantwortung verbunden ist. Ihre Betonung der "negativen Freiheit" (Isaiah Berlin), also Freiheit von staatlicher Einmischung, ging einher mit der Hoffnung auf freiwillige Selbstbindung.
Die liberale Ordnungsidee steht somit "zwischen Anarchie und Leviathan", wie ein Buch von James Buchanan heißt. Der Einsicht folgend, dass völlige Selbstregulierung und Herrschaftslosigkeit kaum realistisch sind, plädieren Liberale für überschaubare, subsidiäre Ordnungssysteme. Die Ablehnung zentralstaatlicher Bürokratie ist ihnen gemein; doch welche Institutionen Individuen sozialen Halt geben sollen, bleibt umstritten.
PHILIP PLICKERT
Gerhard Schwarz, Gerd Habermann, Claudia Aebersold-Szalay (Herausgeber): Die Idee der Freiheit. Frankfurter Allgemeine Buch. Frankfurt 2007. 238 Seiten. 24,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main