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'Die Idiotin' ist ein unvergesslicher Roman, der am Elite-College Harvard spielt - von einer der originellsten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur: Elif Batuman.
New Jersey, 1995: Selin, Tochter türkischer Immigranten, jung, hinreißend und ahnungslos, zieht aus, um in Harvard Literatur zu studieren. Die College-Wohnheime sind mit Albert Einstein-Postern und Lavalampen dekoriert, das Internet ist noch jung und die nächtlichen E-Mails, die ihr Ivan, der ungarische Mathestudent, schickt, sind ebenso bezaubernd wie unverständlich. Aber Selin manövriert sich tapfer durch die ersten…mehr

Produktbeschreibung
'Die Idiotin' ist ein unvergesslicher Roman, der am Elite-College Harvard spielt - von einer der originellsten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur: Elif Batuman.

New Jersey, 1995: Selin, Tochter türkischer Immigranten, jung, hinreißend und ahnungslos, zieht aus, um in Harvard Literatur zu studieren. Die College-Wohnheime sind mit Albert Einstein-Postern und Lavalampen dekoriert, das Internet ist noch jung und die nächtlichen E-Mails, die ihr Ivan, der ungarische Mathestudent, schickt, sind ebenso bezaubernd wie unverständlich. Aber Selin manövriert sich tapfer durch die ersten Stürme der Erwachsenenjahre. Sie reist mit ihrer Freundin Svetlana nach Paris, lernt Russisch und Taekwondo - und dass die Liebe flüchtig ist. Ein Buch über die magische Zeit des Erwachsenwerdens und das Porträt einer jungen Frau, die auszieht, um ihren Platz in der Welt zu suchen - hellwach und feinsinnig erzählt.
Autorenporträt
Batuman, Elif
Elif Batuman, die türkische Wurzeln hat, wurde 1977 in New York City geboren. Ihr erstes Buch 'Die Besessenen. Abenteuer mit russischen Büchern und ihren Lesern' machte sie zur Kultfigur. Sie schreibt für den 'New Yorker' und hat viele Preise gewonnen, u.a. den Whiting Writers' Award, den Rona Jaffe Foundation Writers' Award, und den Terry Southern Prize for Humor der 'Paris Review'. Sie lebt in Brooklyn und twittert unter dem Namen @BananaKarenina.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2017

E-Mail für dich

So lange her, schon gar nicht mehr wahr? Elif Batumans amerikanischer Campusroman "Die Idiotin" weckt nostalgische Gefühle.

Von Jan Wiele

In dieses Buch taucht man sofort tief ein: Jeder, der schon einmal auf einem amerikanischen Uni-Campus war, wird sich zurückversetzt fühlen und vielleicht auch zurückwünschen, und wer noch nie auf einem war, erfährt hier alles, aber auch alles, was man wissen muss, wird quasi an die Hand genommen von einer Erstsemester-Studentin, in die sich die Erzählerin zurückversetzt.

Mit dieser Selin, Tochter türkischer Einwanderer aus New Jersey, betritt man zum ersten Mal ein Wohnheimzimmer mit zwei weiblichen roommates, von denen sich die eine gerade schon das Einzelbett geschnappt hat und die andere unter obstruktiver Schlafapnoe leidet; man bewirbt sich mit ihr fürs Orchester und stellt fest, dass leider andere noch besser Geige spielen; man besucht einen Russischkurs und ein seltsames Kreativ-Seminar namens "Konstruierte Welten" und lernt mit ihr unter den Studierenden und Lehrenden so manche komische Gestalt kennen. Wenn der Winter kommt und Schneestürme den Verkehr lahmlegen, schließt man sich mit ihr nachts in der Bibliothek ein - und bezeugt, wie sich langsam, aber sicher unter den vielen Interessen, die man am amerikanischen College zu Beginn noch pflegen kann, das für die Literatur am stärksten ausprägt.

Der teils autobiographische Roman der 1977 in New York geborenen Elif Batuman spielt in Harvard, könnte aber gut auch viele andere Orte meinen. Und er könnte gut den Untertitel "Einführung ins literarische Leben" tragen, denn das ist sein Hauptthema: wie die Protagonistin nämlich, inspiriert vom typisch amerikanischen Lektüre-Overload, versenkt in Balzac, Tolstoi und Dostojewskij, den Wunsch entwickelt, selbst Fiktionen zu schreiben und dabei auch die eigene Existenz, mal spaßhaft, mal auch ziemlich ernsthaft als literarische zu entwerfen - was ja nur heißt, sein Leben mit aller Macht der Phantasie zu gestalten.

Den Schlüssel dazu findet Selin in einer Form der Kommunikation, die zum Zeitpunkt der Romanhandlung noch brandneu ist: "In diesem Sommer hörte ich das Wort E-Mail immer öfter", lautet einer der ersten Sätze. Es ist das Jahr 1995, und man schreibt noch mit grüner Schrift auf schwarzen Bildschirmen, aber der seitdem gemachte technische Fortschritt sollte den heutigen Leser kaum zu hämischer Rückschau veranlassen. Vielmehr sollte er anerkennen, was diese tatsächlich bis kurz zuvor kaum vorstellbare elektronische Post damals für Möglichkeiten eröffnete - gerade auch den jungen, träumerischen Menschen. Für Selin wird die E-Mail geradezu ein Katalysator des fiktionalen Schreibens: Denn ohne dass sie es willkürlich steuert, sieht sie sich plötzlich eine an einen Kommilitonen verfassen, in dem die beiden im fernen Sibirien als zwei Figuren aus dem Konversationsmanual des Russischkurses eine sonderbare Romanze erleben.

Die Beziehung der Erzählerin zu dem etwas älteren Ungarn namens Ivan ist eine schwierige, die dem ansonsten in ironischem, meist angenehmem Plapperton geschriebenen Roman auch etwas Schwere verleiht. Aber in einer Hinsicht obsiegt das literarische Wunschdenken, denn später im Buch finden sich die beiden tatsächlich auf einem anderen Kontinent wieder: Selin geht zum Unterrichten nach Ungarn, um Ivan nah zu sein, macht bei dieser Begegnung mit ihm in einer ganz anderen Welt allerdings auch manche ernüchternde Erfahrung.

Während die Reiseerlebnisse Selins in Europa, die den zweiten Teil des Romans ausmachen, durchaus zu lang geraten sind, so dass man sich am Ende mit der Erzählerin arg zurück nach Amerika sehnt, kann auch diese Beschwernis den humoristischen Höhenflug des Textes nicht ausbremsen. Er ist in vielerlei Hinsicht auch ein Metatext zur Literaturgeschichte, insbesondere der russischen: Mit ihrer Mutter diskutiert Selin über geschickte und ungeschickte Männerwahl in "Anna Karenina", mit Ivan über die Nachvollziehbarkeit von Raskolnikows Mordgelüsten in "Schuld und Sühne", die ihm beim Anblick der Frauen in der Straßenbahn zu Selins Schrecken gar nicht so abwegig scheinen.

Diesen flapsigen Umgang mit Literatur und den Akademikern, die sich mit ihr beschäftigen, hat Batuman schon einmal essayistisch ausgekostet, nämlich in dem Band "Die Besessenen" (2011). Selbst wenn sie hier manchmal etwas geschwätzig wird: Eine derart witzig-leichte Art des Campusromans, die im deutschsprachigen Raum weiter fast gänzlich fehlt (F.A.Z. vom 13. März), kann man nur bewundern.

In einem Beiwort verrät die Autorin, dass "Die Idiotin" die Überarbeitung einer bereits zu Anfang des neuen Jahrtausends gehegten Schreibidee ist. Sie habe bei Wiederansicht festgestellt, "dass die inzwischen verstrichene Zeit sie zu einem historischen Roman gemacht hat". Dem Ausspruch haftet, typisch für Batuman, eine gewisse Ironie an, aber je mehr man darüber nachdenkt, desto triftiger wird er. Denn dieser Roman versammelt im Sinne des popliterarischen Archivismus eine Fülle von teils verschwundenen Dingen (darunter einen Appetizer mit 3000 Kalorien namens "Awesome Blossom", eine frittierte Zwiebel nämlich) und schildert, wie beschrieben, die Anfänge des Internetzeitalters.

Aber dann dämmert einem noch ein Grund, warum dieses, abgesehen von gewissen Liebesqualen, doch meist friedlich-frohe amerikanische Campusleben so historisch wirkt: nämlich, weil jener Liberalismus, der hier anhand einer "liberal arts education" so liebevoll ironisch geschildert wird, sich an vielen amerikanischen Colleges und Universitäten in einen Liberalismus der Intoleranz verwandelt hat, der freie Diskussion unterdrücken will - und weil umgekehrt die amerikanische Universität zum Feindbild gesellschaftlicher Gruppen geworden ist, die von außen teils tödliche Gewalt bringen. Spätestens seit den Ereignissen von Charlottesville im vergangenen Sommer wirkt der Campus, von dem Elif Batuman erzählt, wie eine ferne, süße Erinnerung.

Elif Batuman: "Die Idiotin". Roman.

Aus dem Englischen von Eva Kemper. Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2017. 480 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Jan Wiele schwelgt mit Elif Batumans teils autobiografischem Campusroman in den fernen Zeiten des Liberalismus an amerikanischen Unversitäten. Das Jahr 1995 als Erstsemester der Literatur zu erleben, diese Möglichkeit bietet ihm der Text auf manchmal allzu verplapperte, meistens humoristische Weise. Und als popliterarisches Archiv jener Zeit, als E-Mails brandneu waren und man sich noch gern zum Schmökern in der Bibliothek einschloss, dient das Buch laut Wiele auch hervorragend.

© Perlentaucher Medien GmbH
So viel Neugier ist ansteckend [...] ein wunderbares Buch! Sofort möchte man [...] viele, viele Bücher lesen. Am liebsten solche wie Elif Batuman sie schreibt. Anna Vollmer Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 20170917