Jede Epoche entdeckt und deutet ihre philosophischen Klassiker neu, und so sagt das derzeitige intensive Interesse am Werk des holländischen Rationalisten Baruch de Spinoza mindestens so viel über die Gegenwart wie über die Frühe Neuzeit aus. Denn in seinen Schriften zeichnet sich eine bedeutsame ideengeschichtliche Alternative zu den bekannteren Wegen in die Moderne ab, die noch nicht ausgeschöpft ist. Martin Saar zeichnet das faszinierende politische Denken Spinozas nach, gibt einen Einblick in seine wechselhafte Rezeptionsgeschichte und wirbt für die systematische Produktivität seiner radikalen ontologischen Theorie der Politik. In ihrem Zentrum stehen die Begriffe Macht, Imagination und Affektivität, und mit ihrer Hilfe lassen sich heutige Lebensformen und Regierungsweisen besser begreifen.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
So richtig überzeugt scheint Michael Schefczyk von Martin Saars Versuch einer Annäherung an Spinoza über dessen Machtbegriff nicht zu sein. Zwar heißt er den vom Autor angepeilten Mittelweg zwischen Klassiker-Lektüre und Klassiker-Ausschlachtung gut. Indem er Saar, der selbst mehr als skeptisch ist, ob Spinozas politische Theorie funktioniert, weiter folgt, stellt er jedoch fest, dass die Machtanalyse letztlich eine sozialwissenschaftliche Aufgabe ist, keine philosophische. Und daran, dass ideengeschichtliche Klassiker aktueller Forschung Impulse geben können, hat der Rezensent auch seine Zweifel. Er empfiehlt Spinoza zu lesen, einfach auf seine Größe und Schönheit hin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Eine exzellente deutschsprachige Darstellung der Möglichkeiten von Spinozas Macht-Denken.« Thomas Meyer Süddeutsche Zeitung 20131021