Der Autor hat für seinen historischen Roman die Briefform gewählt. Giacomo Casanova beschreibt einer Geliebten in Dresden seine Abenteuer in Berlin und in Potsdam im Sommer 1764. In einem Hotel lernt er den Baron von Ribbeck kennen, der ihm den Auftrag erteilt, nach seinem Schwiegersohn Graf von
Wilmerstorff, der spurlos verschwunden ist, zu suchen. Casanova nimmt den Auftrag an, damit er der…mehrDer Autor hat für seinen historischen Roman die Briefform gewählt. Giacomo Casanova beschreibt einer Geliebten in Dresden seine Abenteuer in Berlin und in Potsdam im Sommer 1764. In einem Hotel lernt er den Baron von Ribbeck kennen, der ihm den Auftrag erteilt, nach seinem Schwiegersohn Graf von Wilmerstorff, der spurlos verschwunden ist, zu suchen. Casanova nimmt den Auftrag an, damit er der Gräfin von Wilmerstorff seine Aufwartung machen kann. Diese zeigt jedoch, ganz im Gegensatz zu einigen anderen Damen der preußischen Gesellschaft, keine Ambitionen, eine amouröses Abenteuer mit dem Charmeur einzugehen. Das Verschwinden ihres Gatten scheint sie auch wenig zu beeindrucken. Casanovas Nachforschungen führen ihn nach Potsdam und Umgebung, den vermissten Grafen kann er jedoch zunächst nicht aufspüren.
Sehr detailverliebt schildert der Autor Figuren, Landschaften und die Einrichtungen der Häuser in einer niveauvollen Sprache, die der Zeit der Handlung entspricht. Wie damals üblich, wird in Adelskreisen Französisch gesprochen. Die Ausführungen Casanovas sind durchsetzt mit französischen Wörtern. Im Anhang befindet sich allerdings, neben einem Register der historischen Personen, eine Liste der verwendeten Fremdwörter, sodass ich nachschlagen konnte.
Der Kriminalfall rückt bei den Ausführungen Casanovas in den Hintergrund und er löst ihn am Ende auch eher durch einen Zufall. Aus diesem Grunde würde ich den Roman eher als historisch bezeichnen. Wie der Autor in seinem Nachwort erwähnt, hat er zum Teil real existierende historische Personen und Schauplätze in seinem Werk verwendet, diese aber zu Gunsten seiner Geschichte ein wenig verändert. Das hat mein Lesevergnügen aber nicht geschmälert.
Der Roman ist in fünf Abschnitte gegliedert, die, wie sollte es bei Casanova anders sein, nach Frauen benannt sind. Die Briefe an die geheimnisvolle Geliebte in Dresden sind mit Datum und Ortsangabe versehen, sodass ich mir ein gutes Bild machen konnte, wo sich der Protagonist gerade befand. Das Geheimnis um die Brieffreundin wird im letzten Kapitel übrigens auch noch gelüftet. Besonders gefallen hat mir die Figur des Lambert, den Diener Casanovas. Er ist ein intelligenter Bursche, der jedoch sehr gerne ins Glas schaut und seinen Herrn damit öfters in Rage bringt.
Durch die gehobene Sprache und die detaillierten Beschreibungen ist die Lektüre sehr anspruchsvoll. Man muss sich auf das Buch einlassen und kann es nicht nur „nebenbei“ lesen.
Fazit:
Es hat mir Spaß gemacht, mit Casanova durch das Preußen des Rokoko zu wandeln. Einige Beschreibungen waren mir jedoch zu ausführlich, sodass ich vier von fünf Sternen vergebe.