The history of the Berlin Chamber of Industry and Commerce mirrors the history of Berlin. The author recounts the history of the Chamber, embedding it in the political, social and economic context of Berlin as a business location. Thus it is possible to trace the quintessential changes and breaks in the chequered history of the city - from the Imperial Age via the Weimar Republic and the National Socialist regime through to the post-war years, and from the 1960s and 70s through the changes of 1989-90 and re-unification to the 21st century.
Die Historie der Industrie- und Handelskammer zu Berlin ist so wechselhaft und vielfältig wie die Geschichte des Wirtschaftsstandorts Berlin. Von dem Zwist innerhalb der Berliner Kaufmannschaft um ihre Gründung über große Zeiten im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, über die Selbstaufgabe und Machtübergabe an die Nationalsozialisten und ihre Einschaltung in die "Entjudung" der deutschen Wirtschaft und in die Kriegswirtschaft bis hin zu ihrer Auflösung, über den Kampf um ihre Wiedergründung zwischen Magistrat, Parteien, Alliierten und Wirtschaft in den Nachkriegsjahren, über die Blockade und ihre politischen und wirtschaftlichen Folgen, vom Chrustschow-Ultimatum bis zum Vier-Mächte-Abkommen und dem Selbstbehauptungswillen der Berliner Wirtschaftsinstitutionen und Unternehmen und der zielführenden Unterstützung westdeutscher Politik, unternehmerischen Organisationen und Unternehmen, bis zur Wende und den Jahren struktureller Umbrüche und des Aufbaus nach der Wiedervereinigung: Die Industrie- und Handelskammer zu Berlin hat von der Vorgeschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über ihre Gründung 1902 bis heute viel erlebt.
Die Historie der Industrie- und Handelskammer zu Berlin ist so wechselhaft und vielfältig wie die Geschichte des Wirtschaftsstandorts Berlin. Von dem Zwist innerhalb der Berliner Kaufmannschaft um ihre Gründung über große Zeiten im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, über die Selbstaufgabe und Machtübergabe an die Nationalsozialisten und ihre Einschaltung in die "Entjudung" der deutschen Wirtschaft und in die Kriegswirtschaft bis hin zu ihrer Auflösung, über den Kampf um ihre Wiedergründung zwischen Magistrat, Parteien, Alliierten und Wirtschaft in den Nachkriegsjahren, über die Blockade und ihre politischen und wirtschaftlichen Folgen, vom Chrustschow-Ultimatum bis zum Vier-Mächte-Abkommen und dem Selbstbehauptungswillen der Berliner Wirtschaftsinstitutionen und Unternehmen und der zielführenden Unterstützung westdeutscher Politik, unternehmerischen Organisationen und Unternehmen, bis zur Wende und den Jahren struktureller Umbrüche und des Aufbaus nach der Wiedervereinigung: Die Industrie- und Handelskammer zu Berlin hat von der Vorgeschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über ihre Gründung 1902 bis heute viel erlebt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.2009Widriges Wirtschaften
Die Geschichte der IHK im gebeutelten Berlin
Am Anfang steht der Kampf der Wirtschaft mit den Finanzmärkten - und mit dem Staat. Die Industrie- und Handelskammer zu Berlin wäre wohl anders zustande gekommen, wenn sich die Kaufleute in ihrer Vorläuferin besser aufgehoben gefühlt hätten. Doch die 1820 mit königlich-preußischem Segen gegründete Vereinigte Börsenkorporation, die eigentlich "die Gesamtinteressen des Berliner Handels" wahrnehmen sollte, kümmerte sich nach Auffassung vieler Unternehmer zu sehr um Börsendinge und zu wenig um das, was heute alle Welt die Realwirtschaft nennt. Deshalb entstand 1902 die Handelskammer Berlin; recht spät übrigens im Vergleich etwa zu Köln. Ein Pferdefuß: Die Gremien der neuen Kammer prägte das Dreiklassenwahlrecht, wodurch Großbanken und Großindustrie ihren Einfluss wahrten.
Der Jurist Thomas Hertz zeigt in seiner etwas gewundenen Studie, wie viel Kraft die Kammer für Interna und den Selbsterhalt aufbringen musste und wie sehr sie sich darin als Spiegel der gebeutelten Stadt erwies: in der Blüte der zwanziger Jahre ebenso wie in den beiden Weltkriegen, in der NS-Diktatur, im Wiederaufbau, zur Zeit der Teilung und schließlich in der wiedervereinigten Hauptstadt, in der man oft mit dem Senat aneinandergeriet. Da gibt es Humorvolles wie die Ladenöffnungsdebatte um 1904, als den Herren die Möglichkeit geboten werden sollte, vor Beginn der Bälle noch Krawatten oder Blumen einzukaufen. Da gibt es Erschreckendes wie die Herausdrängung der Juden aus der Kammer. Da gibt es Abenteuerliches wie die Pläne der späteren Ost-Berliner Kammerpräsidenten Udo Pape, sich zusammen mit seiner Frau aus einem Lastwagen heraus über die Mauer zu katapultieren.
CHRISTIAN GEINITZ
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Geschichte der IHK im gebeutelten Berlin
Am Anfang steht der Kampf der Wirtschaft mit den Finanzmärkten - und mit dem Staat. Die Industrie- und Handelskammer zu Berlin wäre wohl anders zustande gekommen, wenn sich die Kaufleute in ihrer Vorläuferin besser aufgehoben gefühlt hätten. Doch die 1820 mit königlich-preußischem Segen gegründete Vereinigte Börsenkorporation, die eigentlich "die Gesamtinteressen des Berliner Handels" wahrnehmen sollte, kümmerte sich nach Auffassung vieler Unternehmer zu sehr um Börsendinge und zu wenig um das, was heute alle Welt die Realwirtschaft nennt. Deshalb entstand 1902 die Handelskammer Berlin; recht spät übrigens im Vergleich etwa zu Köln. Ein Pferdefuß: Die Gremien der neuen Kammer prägte das Dreiklassenwahlrecht, wodurch Großbanken und Großindustrie ihren Einfluss wahrten.
Der Jurist Thomas Hertz zeigt in seiner etwas gewundenen Studie, wie viel Kraft die Kammer für Interna und den Selbsterhalt aufbringen musste und wie sehr sie sich darin als Spiegel der gebeutelten Stadt erwies: in der Blüte der zwanziger Jahre ebenso wie in den beiden Weltkriegen, in der NS-Diktatur, im Wiederaufbau, zur Zeit der Teilung und schließlich in der wiedervereinigten Hauptstadt, in der man oft mit dem Senat aneinandergeriet. Da gibt es Humorvolles wie die Ladenöffnungsdebatte um 1904, als den Herren die Möglichkeit geboten werden sollte, vor Beginn der Bälle noch Krawatten oder Blumen einzukaufen. Da gibt es Erschreckendes wie die Herausdrängung der Juden aus der Kammer. Da gibt es Abenteuerliches wie die Pläne der späteren Ost-Berliner Kammerpräsidenten Udo Pape, sich zusammen mit seiner Frau aus einem Lastwagen heraus über die Mauer zu katapultieren.
CHRISTIAN GEINITZ
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"Dass das Buch, das einen sachlich-nüchternen - im Wortsinne - Kammerton kultiviert, die Kammer für eine wichtige Institution hält, verwundert beim früheren Amte seines Autors nicht. Dank der Akribie, mit der er den Blick auf die Geschichte richtet, die sonst im Schatten der Haupt- und Staatsaktionen steht, gelingt es ihm, auch den Leser davon zu überzeugen."
Hermann Rudolph in: Der Tagesspiegel 3. Januar 2009
Hermann Rudolph in: Der Tagesspiegel 3. Januar 2009