Günther Heydemanns Buch gibt zunächst einen präzisen Überblick über die Innenpolitik der DDR von der Nachkriegszeit bis hin zur Wende. Daran anschließend referiert der Autor kenntnisreich die wissenschaftlichen Diskussionen beider deutscher Seiten. Besonders geht er auf die seit 1990 erheblich intensivierte Historiografie ein, die bis Ende der 90er Jahre durch den Aufbau neuer Forschungsinstitute und die vielfältigen Auseinandersetzungen mit dem SED-Staat einen beispiellosen Boom erfuhr. Aus der Fülle der Literatur hat Günther Heydemann eine ausführliche und grundlegende Auswahlbibliografie zusammengestellt. Für Studierende, Lehrende und alle an der Geschichte der DDR Interessierten ist so eine übersichtliche Einführung in ein lange Zeit vernachlässigtes Forschungsgebiet entstanden.
Günther Heydemann ist Professor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität Leipzig.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.04.2004Unterworfene Unterwerfer
Die Innen- und die Außenpolitik der DDR im enzyklopädischen Überblick
Günther Heydemann: Die Innenpolitik der DDR. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Band 66. R. Oldenbourg Verlag, München 2003. XII und 162 Seiten, brosch. 19,80 [Euro], geb. 34,80 [Euro].
Joachim Scholtyseck: Die Außenpolitik der DDR. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Band 69. R. Oldenbourg Verlag, München 2003. XII und 176 Seiten, brosch. 19,80 [Euro], geb. 34,80 [Euro].
Die einzelnen Bände der von Lothar Gall herausgegebenen "Enzyklopädie deutscher Geschichte" gliedern sich jeweils in einen gerafften Überblick zur Thematik und in eine kritische Erörterung der einschlägigen Forschung sowie in eine bibliographische Auflistung von Quellen und Literatur. Nach diesem dreiteiligen Schema sind auch die beiden hier zu rezensierenden Neuerscheinungen zur Innen- und Außenpolitik der DDR angelegt.
Günther Heydemann beginnt mit der Etablierung des sowjetischen Besatzungsregimes zwischen Ostsee und Thüringer Wald nach 1945. Wie er klar herausarbeitet, schloß sie bis 1949 bereits radikale Umwälzungen nicht nur der Herrschaftsstrukturen in sich ein, sondern sie schuf auch die ökonomische Basis, auf der die SED ihre Macht errichten konnte. Sodann gibt der Autor einen Abriß der inneren Entwicklung der DDR unter Walter Ulbricht und Erich Honecker. Alle wichtigen Etappen werden, reduziert auf das Wesentliche, kurz und bündig dargestellt - "enzyklopädisch" eben. Die Stichworte: Konsolidierung des Arbeiter-und-Bauern-Staates, Aufbau des Sozialismus, Juni-Aufstand 1953, Entstalinisierung, Mauerbau 1961, relative Stabilisierung DDR-intern und Neues Ökonomisches System, Machtwechsel 1971, latente Dauerkrise und zuletzt die friedliche Revolution. Nichts Relevantes bleibt ausgespart. Lediglich die am 15./16. Mai 1949 in der SBZ durchgeführten Wahlen zum Dritten Deutschen Volkskongreß hätten wohl als Faktum noch Erwähnung verdient. Schließlich wurden sie erstmals als Einheitslisten-Wahlen mit präjudizierenden Folgen für alle späteren sogenannten Wahlen im Staat der SED exekutiert.
In ihrem demokratischen Legitimationsdefizit und in der Unfähigkeit der DDR-Kommunisten, ihr Herrschafts- und Gesellschaftssystem zu reformieren, sieht Heydemann die inneren Ursachen seines Zusammenbruchs. Honecker erkannte instinktiv und durchaus realistisch, "daß eine sozialistische Reformpolitik die eigene Machtposition gefährden" würde. Nach seinem Sturz scheiterte auch Egon Krenz, der Nachfolger für sieben Wochen, mit dem Versuch, eine von ihm so genannte "Wende" einzuleiten, um die SED politisch und ideologisch wieder in die Offensive zu treiben. Die Fluchtbewegung, die Massendemos im Herbst 1989 und der innere Machtverfall machten sein Kalkül definitiv zunichte. Die "Wende" wurde das Synonym für die friedliche Revolution der DDR - "eine Ironie der Geschichte", resümiert Heydemann, "zumal tatsächlich gemeint war, daß nur eine innerparteiliche Wende der SED eine eigenständige, nach wie vor sozialistische DDR erhalten könne".
In seinen Betrachtungen zur Forschungssituation befaßt sich der Autor nach einem Exkurs über die Erforschung der Geschichte des eigenen Staates durch die marxistisch-leninistische Geschichtswissenschaft der DDR mit der Entwicklung der bundesdeutschen DDR-Forschung bis 1990. Die kritische Einschätzung ihrer Leistungen und Fehlleistungen, Diskurse und Kontroversen - erinnert sei an den endlosen Meinungsstreit zwischen Vertretern eines totalitarismustheoretischen Forschungsansatzes und Verfechtern des "Immanenz-Paradigmas" in der DDR-Forschung, die das System aus sich selbst und seinen eigenen Maßstäben heraus erklären wollten, oder an die Auseinandersetzung um den historischen Diktaturvergleich zwischen NS- und SED-Regime - regt noch heute zum Nachdenken an. Deskriptive Untersuchungen ausgewählter Schwerpunktthemen und Desiderata der Forschung zur DDR-Innenpolitik ergänzen die Analyse.
Zeitgleich, in sinnvoller Koordinierung, hat Joachim Scholtyseck seinen Band zur Außenpolitik der DDR vorgelegt. Mit ihrer historischen Aufarbeitung leistet er einen adäquaten Beitrag, dessen Wert um so höher zu veranschlagen ist, als bis heute eine den Zeitraum bis 1990 umfassende Geschichte der DDR-Außenpolitik nicht existiert. Nun liegt immerhin ein enzyklopädischer Überblick von wissenschaftlicher Gediegenheit vor.
Eingeteilt in sieben Entwicklungsphasen, reicht auch seine Darstellung in die Nachkriegszeit zurück, als in der SBZ gleichsam die Bedingungen für die spätere Außenpolitik der DDR geschaffen wurden. Die Jahre 1949 bis 1953 umreißt der Autor als Außenpolitik "zwischen Gründungseuphorie, Stalin-Note und der Nachfolge Stalins", wobei er gleich mit der Legende aufräumt, es habe in den frühen fünfziger Jahren eine reale Chance zur Wiedervereinigung gegeben. Es folgt die Periode von 1953 bis 1961: Kalter Krieg, Berlin-Krise, Bau der Mauer. Erst die von der SED durchgesetzte brutale Eindämmung der Flüchtlingsflut leitete zwischen 1961 und 1969 in der DDR eine Phase fragiler Konsolidierung ein. Ulbrichts Sturz und die Jahre danach bis 1976 sieht Scholtyseck im Zeichen der "Neuen Westpolitik" der SED, die den Grundlagen-Vertrag zwischen Bonn und Ost-Berlin ermöglicht und zur internationalen Anerkennung der DDR geführt hat. Die anschließende Etappe charakterisiert er als "zweiten Kalten Krieg", der die Krise des Sowjetsystems provoziert. In ihrer Endzeit bleiben der DDR nur noch "Stagnation und außenpolitische Ausweglosigkeit".
Im zweiten Teil entwirft der Autor ein breitgefächertes Panorama der Forschungssituation zur DDR-Außenpolitik - soweit von eigenständiger Außenpolitik bei dem gegebenen Abhängigkeitsverhältnis der DDR gegenüber der Sowjetunion und ihrer "freiwilligen Unterwerfung" überhaupt die Rede sein kann. Im Kern blieb die DDR-Außenpolitik stets eine Funktion der sowjetischen Deutschlandpolitik, auch wenn sie zeitweise konfliktträchtiger war als von außen wahrnehmbar. Als Michail Gorbatschow der DDR seine Bestandsgarantie entzog, war ihr Schicksal besiegelt. Strittig dürfte Scholtysecks These sein, die UdSSR hätte, so sie gewollt hätte, "die DDR auch nach dem Fall der Mauer noch wie 1953 mit militärischen Mitteln erhalten können".
Nachsichtig deckt der Autor manche Fehleinschätzung der Wissenschaft auf. Selbst 1989 prognostizierten Forscher der DDR noch eine Zukunft, indem sie ihr einen "mühevollen, doch letztendlich erfolgreichen Weg" bescheinigten oder ihre Außenpolitik als "aktiv, konstruktiv und erfolgreich" verklärten. Honeckers "größter außenpolitischer Erfolg", sein als Staatsbesuch inszenierter Arbeitsbesuch in Bonn 1987, hatte manche Illusion genährt.
Nicht zuletzt ihrer Sorgfalt wegen erwarb sich die auf über hundert Einzelbände geplante "Enzyklopädie deutscher Geschichte" bei Fachhistorikern, Politologen, Studierenden, Geschichtslehrern und historisch interessierten Laien einen soliden Ruf. Zu Recht, wie sich erneut bestätigt.
KARL WILHELM FRICKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Innen- und die Außenpolitik der DDR im enzyklopädischen Überblick
Günther Heydemann: Die Innenpolitik der DDR. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Band 66. R. Oldenbourg Verlag, München 2003. XII und 162 Seiten, brosch. 19,80 [Euro], geb. 34,80 [Euro].
Joachim Scholtyseck: Die Außenpolitik der DDR. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Band 69. R. Oldenbourg Verlag, München 2003. XII und 176 Seiten, brosch. 19,80 [Euro], geb. 34,80 [Euro].
Die einzelnen Bände der von Lothar Gall herausgegebenen "Enzyklopädie deutscher Geschichte" gliedern sich jeweils in einen gerafften Überblick zur Thematik und in eine kritische Erörterung der einschlägigen Forschung sowie in eine bibliographische Auflistung von Quellen und Literatur. Nach diesem dreiteiligen Schema sind auch die beiden hier zu rezensierenden Neuerscheinungen zur Innen- und Außenpolitik der DDR angelegt.
Günther Heydemann beginnt mit der Etablierung des sowjetischen Besatzungsregimes zwischen Ostsee und Thüringer Wald nach 1945. Wie er klar herausarbeitet, schloß sie bis 1949 bereits radikale Umwälzungen nicht nur der Herrschaftsstrukturen in sich ein, sondern sie schuf auch die ökonomische Basis, auf der die SED ihre Macht errichten konnte. Sodann gibt der Autor einen Abriß der inneren Entwicklung der DDR unter Walter Ulbricht und Erich Honecker. Alle wichtigen Etappen werden, reduziert auf das Wesentliche, kurz und bündig dargestellt - "enzyklopädisch" eben. Die Stichworte: Konsolidierung des Arbeiter-und-Bauern-Staates, Aufbau des Sozialismus, Juni-Aufstand 1953, Entstalinisierung, Mauerbau 1961, relative Stabilisierung DDR-intern und Neues Ökonomisches System, Machtwechsel 1971, latente Dauerkrise und zuletzt die friedliche Revolution. Nichts Relevantes bleibt ausgespart. Lediglich die am 15./16. Mai 1949 in der SBZ durchgeführten Wahlen zum Dritten Deutschen Volkskongreß hätten wohl als Faktum noch Erwähnung verdient. Schließlich wurden sie erstmals als Einheitslisten-Wahlen mit präjudizierenden Folgen für alle späteren sogenannten Wahlen im Staat der SED exekutiert.
In ihrem demokratischen Legitimationsdefizit und in der Unfähigkeit der DDR-Kommunisten, ihr Herrschafts- und Gesellschaftssystem zu reformieren, sieht Heydemann die inneren Ursachen seines Zusammenbruchs. Honecker erkannte instinktiv und durchaus realistisch, "daß eine sozialistische Reformpolitik die eigene Machtposition gefährden" würde. Nach seinem Sturz scheiterte auch Egon Krenz, der Nachfolger für sieben Wochen, mit dem Versuch, eine von ihm so genannte "Wende" einzuleiten, um die SED politisch und ideologisch wieder in die Offensive zu treiben. Die Fluchtbewegung, die Massendemos im Herbst 1989 und der innere Machtverfall machten sein Kalkül definitiv zunichte. Die "Wende" wurde das Synonym für die friedliche Revolution der DDR - "eine Ironie der Geschichte", resümiert Heydemann, "zumal tatsächlich gemeint war, daß nur eine innerparteiliche Wende der SED eine eigenständige, nach wie vor sozialistische DDR erhalten könne".
In seinen Betrachtungen zur Forschungssituation befaßt sich der Autor nach einem Exkurs über die Erforschung der Geschichte des eigenen Staates durch die marxistisch-leninistische Geschichtswissenschaft der DDR mit der Entwicklung der bundesdeutschen DDR-Forschung bis 1990. Die kritische Einschätzung ihrer Leistungen und Fehlleistungen, Diskurse und Kontroversen - erinnert sei an den endlosen Meinungsstreit zwischen Vertretern eines totalitarismustheoretischen Forschungsansatzes und Verfechtern des "Immanenz-Paradigmas" in der DDR-Forschung, die das System aus sich selbst und seinen eigenen Maßstäben heraus erklären wollten, oder an die Auseinandersetzung um den historischen Diktaturvergleich zwischen NS- und SED-Regime - regt noch heute zum Nachdenken an. Deskriptive Untersuchungen ausgewählter Schwerpunktthemen und Desiderata der Forschung zur DDR-Innenpolitik ergänzen die Analyse.
Zeitgleich, in sinnvoller Koordinierung, hat Joachim Scholtyseck seinen Band zur Außenpolitik der DDR vorgelegt. Mit ihrer historischen Aufarbeitung leistet er einen adäquaten Beitrag, dessen Wert um so höher zu veranschlagen ist, als bis heute eine den Zeitraum bis 1990 umfassende Geschichte der DDR-Außenpolitik nicht existiert. Nun liegt immerhin ein enzyklopädischer Überblick von wissenschaftlicher Gediegenheit vor.
Eingeteilt in sieben Entwicklungsphasen, reicht auch seine Darstellung in die Nachkriegszeit zurück, als in der SBZ gleichsam die Bedingungen für die spätere Außenpolitik der DDR geschaffen wurden. Die Jahre 1949 bis 1953 umreißt der Autor als Außenpolitik "zwischen Gründungseuphorie, Stalin-Note und der Nachfolge Stalins", wobei er gleich mit der Legende aufräumt, es habe in den frühen fünfziger Jahren eine reale Chance zur Wiedervereinigung gegeben. Es folgt die Periode von 1953 bis 1961: Kalter Krieg, Berlin-Krise, Bau der Mauer. Erst die von der SED durchgesetzte brutale Eindämmung der Flüchtlingsflut leitete zwischen 1961 und 1969 in der DDR eine Phase fragiler Konsolidierung ein. Ulbrichts Sturz und die Jahre danach bis 1976 sieht Scholtyseck im Zeichen der "Neuen Westpolitik" der SED, die den Grundlagen-Vertrag zwischen Bonn und Ost-Berlin ermöglicht und zur internationalen Anerkennung der DDR geführt hat. Die anschließende Etappe charakterisiert er als "zweiten Kalten Krieg", der die Krise des Sowjetsystems provoziert. In ihrer Endzeit bleiben der DDR nur noch "Stagnation und außenpolitische Ausweglosigkeit".
Im zweiten Teil entwirft der Autor ein breitgefächertes Panorama der Forschungssituation zur DDR-Außenpolitik - soweit von eigenständiger Außenpolitik bei dem gegebenen Abhängigkeitsverhältnis der DDR gegenüber der Sowjetunion und ihrer "freiwilligen Unterwerfung" überhaupt die Rede sein kann. Im Kern blieb die DDR-Außenpolitik stets eine Funktion der sowjetischen Deutschlandpolitik, auch wenn sie zeitweise konfliktträchtiger war als von außen wahrnehmbar. Als Michail Gorbatschow der DDR seine Bestandsgarantie entzog, war ihr Schicksal besiegelt. Strittig dürfte Scholtysecks These sein, die UdSSR hätte, so sie gewollt hätte, "die DDR auch nach dem Fall der Mauer noch wie 1953 mit militärischen Mitteln erhalten können".
Nachsichtig deckt der Autor manche Fehleinschätzung der Wissenschaft auf. Selbst 1989 prognostizierten Forscher der DDR noch eine Zukunft, indem sie ihr einen "mühevollen, doch letztendlich erfolgreichen Weg" bescheinigten oder ihre Außenpolitik als "aktiv, konstruktiv und erfolgreich" verklärten. Honeckers "größter außenpolitischer Erfolg", sein als Staatsbesuch inszenierter Arbeitsbesuch in Bonn 1987, hatte manche Illusion genährt.
Nicht zuletzt ihrer Sorgfalt wegen erwarb sich die auf über hundert Einzelbände geplante "Enzyklopädie deutscher Geschichte" bei Fachhistorikern, Politologen, Studierenden, Geschichtslehrern und historisch interessierten Laien einen soliden Ruf. Zu Recht, wie sich erneut bestätigt.
KARL WILHELM FRICKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Zum Denken fühlte sich Karl Wilhelm Fricke besonders angeregt von der Darstellung der Forschungssituation in Günther Heydemanns "Die Innenpolitik der DDR". Insgesamt gebe aber der Band 66 der von Lothar Gall herausgegebenen "Enzyklopädie deutscher Geschichte" einen guten, enzyklopädisch gerafften Überblick. Heydemann beginne mit einem historischen Abriss: Der Geschichte der Etablierung des sowjetischen Besatzungsregimes "zwischen Ostsee und Thüringer Wald nach 1945", die die ökonomische Basis schuf, "auf der die SED ihre Macht errichten konnte", folgt eine Darstellung der inneren Entwicklung der DDR unter Walter Ulbricht und Erich Honecker. Die wichtigen Etappen werden anhand von Stichworten abgehandelt; hier vermisst der Rezensent lediglich "die am 15./16. Mai 1949 in der SBZ durchgeführten Wahlen zum Dritten Deutschen Volkskongress", denn sie seien "erstmals als Einheitslisten-Wahlen mit präjudizierenden Folgen für alle späteren so genannten Wahlen im Staat der SED" durchgeführt worden. Die Ursachen für den Kollaps der DDR sehe Heydemann "in ihrem demokratischen Legitimationsdefizit und in der Unfähigkeit der DDR-Kommunisten, ihr Herrschafts- und Gesellschaftssystem zu reformieren". Auch Egon Krenz' Kalkül, mit einer so genannten "Wende" die SED politisch und ideologisch wieder in die Offensive zu treiben, sei nicht aufgegangen. Vielmehr zeige sich Heydemann hier eine "Ironie der Geschichte", schreibt Fricke: "Die 'Wende' wurde das Synonym für die friedliche Revolution der DDR".
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Das Buch vermittelt der weiteren Forschung die Orientierung, der sie auch nach dem Ende des Booms der Historiografie zur DDR bedarf. Heydemanns Synthese ist deshalb vor allem Lehrenden und Studierenden nachdrücklich zu empfehlen." sehepunkte Ausgabe 4 (2004) Nr. 3 "Hier, auf dem Feld von Forschungsstand und -geschichte, zeigt sich Heydemann als profunder Kenner der gesamten - älteren und neueren - Forschungslandschaft. Sein Resümee zur westlichen (nicht nur westdeutschen) DDR-Forschung beeindruckt." Deutschland Archiv 1/2004