Der Band erfasst werden nicht nur die im Original erhaltenen Inschriften, sondern auch diejenigen, die nur noch in älteren Abschriften oder Fotographien vorliegen. 29 Inschriften werden hier zum ersten Mal publiziert. Die ältesten Inschriften stammen aus der Zeit vor 1250. Ihre Texte sind in den meisten Fällen nur fragmentarisch überliefert. Lediglich die Meistersignaturen von drei Goslarer Steinmetzen, Giselbert, Hartmann und Wilhelm, sind vollständig erhalten und lassen diese drei Personen aus der üblichen Anonymität mittelalterlicher Künstler heraustreten. Unter den hoch- und spätmittelalterlichen Inschriftendenkmälern können die drei Grabplatten der kaiserlichen Vögte, die alle aus der Familie von Goslar stammen, besonderes Interesse beanspruchen. Sie zeigen diese Familie als Urheber verschiedener geistlicher Stiftungen, wie z. B. des Neuwerkklosters oder des Alten Hospitals. Eine bedeutende Gruppe innerhalb des Go slarer Inschriftenbestands bilden die im Zusammenhang von Wand- und Deckenmalereien angebrachten Texte. Aus dem späten Mittelalter hat sich in der Marktkirche St. Cosmas und Damian ein Zyklus mit Darstellungen der Zehn Gebote und ihrer Übertretungen erhalten, der mit niederdeutschen Versinschriften erläutert wird. Ein in seiner Konzentration auf das Bibelwort protestantisch geprägtes Programm findet sich im Annenhospital: dort sind in einer ornamentalen Fraktur monumental ausgeführte Bibelsprüche der wesentliche Schmuck der Galerie in der Diele. Das hervorragendste Beispiel von Wandmalereien mit Inschriften stellt der frühneuzeitliche Sibyllenzyklus in der Goslarer Ratsstube (Huldigungssaal) dar. Die Darstellungen der Sibyllen, Kaiser, Propheten und Evangelisten mit ihren Spruchbändern rufen die für das Selbstverständnis der Kaiser-Stadt Goslar wichtige imperiale Rei chsidee in Erinnerung und verbinden sie mit der Erwartung einer durch den kommenden Erlöser zu schaffenden Neuordnung der Welt. Den größten Anteil an dem hier vorgelegten Bestand haben in der Fachwerkstadt Goslar die das Stadtbild prägenden Hausinschriften, die nahezu ausnahmslos im Original erhalten sind. Hierin äußert sich in einzelnen Fällen ein seiner Bildung bewußtes Stadtbürgertum. Das gilt z. B. für den in griechischen Buchstaben geschriebenen Namen des Goslarer Stadtsyndikus Johannes Thiling am berühmten Haus "Brusttuch". Insgesamt überliefern die Hausinschriften eine große Anzahl von Namen und Daten und stellen somit zusammen mit den Grab- und Stifterinschriften eine reichhaltige Quelle für die Personengeschichte der Stadt dar. Die Einleitung dieses Bandes bindet die Inschriften in die stadtgeschichtliche Entwicklung ein. Der darauf folgende Katalogteil bietet eine genaue Wiedergabe der Texte unter Auflösung der Abkürzungen. Knappe Beschreibungen der Objekte ergänzen die Edit ion und vermitteln den zum Verständnis notwendigen Zusammenhang zwischen Text, Inschriftenträger und Standort. Lateinische Inschriften und Texte älterer deutscher Sprachstufen werden übersetzt. Der anschließende Kommentar erörtert alle wichtigen die Inschrift oder den Inschriftenträger betreffenden Fragen. Zehn Register, die nach unterschiedlichen Gesichtspunkten angelegt sind, machen das Material für weitergehende historische, kunstgeschichtliche, philologische und volkskundliche Forschungen verfügbar. Ein ausführlicher Tafelteil ergänzt die Edition und den Kommentar.
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