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»Ich bin wieder angekommen in meinem Sommerdomizil. Die herrenlose Katze hat sich zum Fressen eingefunden, die Palmen sind um einen unsichtbaren Zentimeter gewachsen, da sind die Bücher wieder, die ich vergessen habe, und ich nehme Platz gegenüber der weiß verputzten Natursteinmauer, die mich schon seit fast zwanzig Jahren mit ihrer Leere erregt.« Jedes Jahr im Juli landet Cees Nooteboom auf den Balearen - und bringt von dort Geschichten mit. Er erzählt von Don Miguel, dem 87 Jahre alten Postboten, von einem Mädchen namens »Schnee« und einem anderen, das »Liebe« heißt. Er betrachtet das Land…mehr

Produktbeschreibung
»Ich bin wieder angekommen in meinem Sommerdomizil. Die herrenlose Katze hat sich zum Fressen eingefunden, die Palmen sind um einen unsichtbaren Zentimeter gewachsen, da sind die Bücher wieder, die ich vergessen habe, und ich nehme Platz gegenüber der weiß verputzten Natursteinmauer, die mich schon seit fast zwanzig Jahren mit ihrer Leere erregt.« Jedes Jahr im Juli landet Cees Nooteboom auf den Balearen - und bringt von dort Geschichten mit. Er erzählt von Don Miguel, dem 87 Jahre alten Postboten, von einem Mädchen namens »Schnee« und einem anderen, das »Liebe« heißt. Er betrachtet das Land und dessen Menschen mit Zuneigung, wissend, daß er nur ein Passant ist, einer aber, der sagen kann: »Ich liebe Spanien.«
Autorenporträt
Cees Nooteboom wurde am 31. Juli 1933 in Den Haag geboren. 1955 erschien sein erster Roman Philip en de anderen, der drei Jahre später auch in Deutschland unter dem Titel Das Paradies ist nebenan veröffentlicht wurde (und 2003 in der Neuübersetzung von Helga van Beuningen unter dem Titel Philip und die anderen erneut eine große Lesergemeinde fand). Nooteboom berichtete 1956 als junger Autor über den Ungarn-Aufstand, 1963 über den SED-Parteitag, und fünf Jahre später über die Studentenunruhen in Paris (gesammelt in dem Band Paris, Mai 1968). Seine inzwischen in mehreren Bänden gesammelten Reiseberichte, die weniger Reportagen als vielmehr von genauer Beobachtung getragene, reflektierende Betrachtungen sind, festigten Nootebooms Ruf als Reiseschriftsteller. 1980 fand Nooteboom zurück zur fiktionalen Prosa und erzielte mit dem inzwischen auch verfilmten Roman Rituale (Rituelen) große Erfolge. Sein umfangreiches Werk, das in viele Sprachen übersetzt ist, umfasst Erzählungen, Berichte, Gedichte und vor allem große Romane wie Allerseelen (Allerzielen). Die elf Bände seiner Gesammelten Werke enthalten neben den bereits publizierten Büchern zahlreiche erstmals auf deutsch vorliegende Texte. Der Quarto-Band Romane und Erzählungen versammelt die gesamte fiktionale Prosa des Autors. Cees Nooteboom lebt in Amsterdam und auf Menorca.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2003

Die Botschaft des Postboten
Wo die Hirten Schilfrohr tragen: Cees Nooteboom bereist Spanien

"Der Umweg nach Santiago", eine Reise in die weite Landschaft, die lange Geschichte und die hektische Gegenwart Spaniens, war, 1992 in Deutschland erschienen, zu einem der größten Erfolge des niederländischen Erzählers und Lyrikers Cees Nooteboom geworden. Zehn Jahre später ist jetzt wieder ein - allerdings kleineres - Spanien-Buch von Nooteboom mit essayistischen Impressionen und einem langen journalistischen Bericht - eine Bestandsaufnahme, Gott sei Dank ohne Statistiken und Ziffern - über die vergangenen fünfundzwanzig Jahre in deutscher Übersetzung erschienen. "Die Insel, das Land" heißt das Bändchen. Die Insel: das ist Menorca, eine der Balearen, wo Nooteboom seit vielen Jahren ein Haus in einem Bauerndorf hat; das Land ist Spanien.

Mit Spanien, seiner Literatur und Kunst, seiner Geschichte und seiner Politik innerhalb Europas hat sich Nooteboom fast so viel beschäftigt wie mit Deutschland. In beiden Ländern hat er lange gelebt. Nach seinem Wohnsitz befragt, pflegt er zu sagen, Amsterdam, Berlin und Menorca. Auf die Insel Menorca kommt Nooteboom nach neun Monaten Abwesenheit zurück. Auf der Insel, wo ihn wie jedes Jahr als erste die herrenlose Katze begrüßt, meditiert er über die Lebensweisheiten seiner bäuerlichen Nachbarn, die Menorca nie im Leben verlassen haben, über den menschlichen Körper als Szenario, über noch mit Dreschflegeln arbeitende Bauern in Galicien, die Namen der Fische und Blumen in verschiedenen Sprachen und die Schwierigkeiten, beim Kampf gegen einen brutalen Terrorismus die Grundrechte des demokratischen Staates zu beachten.

Angeregt zum Nachdenken und den daraus sich ergebenden präzisen Aphorismen gleichkommenden Formulierungen wird Nooteboom von beiläufig wirkenden Äußerungen der so wortkargen Menschen seines Dorfes, wie dem fast neunzigjährigen, im Buch abgebildeten Postboten Miguel, von den nordspanischen Hirten in Mänteln aus geflochtenem Schilf und, vor allem, von der aufmerksamen Lektüre der spanischen Zeitungen.

Aus manchen eher unscheinbaren Zeitungsmeldungen und veröffentlichten Fotos interpretiert der niederländische Schriftsteller die schnelle kulturelle und politische Entwicklung des Landes in den vergangenen Jahrzehnten. Eine "saftige Ohrfeige" wünscht er seinem erfolgreichen und angesehenen spanischen Kollegen Juan Marsé, als er dessen herablassend machistisches und sexistisches Porträt der Tennisspielerin Martina Navratilova in der Madrider Zeitung "El País" liest. Der letzte und längste, im Frühjahr 2001 seinerseits für "El País" geschriebene Beitrag "Der grenzenlose Kontinent" ist eine einfühlsame Reportage, in der Nooteboom die ihm gestellte Frage, was sich in den letzten fünfundzwanzig Jahren in Spanien geändert habe, beantwortet.

Cees Nooteboom hat lange genug als politischer Journalist und Korrespondent für niederländische Medien gearbeitet, sich seit vielen Jahren mit Spanien beschäftigt, dabei viel Wissen angehäuft; so entgeht er den häufigen Irrtümern in großangelegten politischen Reportagen mancher Schriftsteller. Er weiß die Gesprächspartner, auch die zufälligen, richtig einzuordnen. Die Besuche romanischer Nonnenklöster und mittelalterlicher Städtchen wirken keineswegs fremd zwischen den - vorwiegend positiven - Bewertungen der Politiker der spanischen Transition wie Suárez, González, Carrillo oder Fraga.

Die Irrtümer und Fehler des Bändchens finden sich vor allem in den Anmerkungen, für die weniger der Autor als der Lektor oder die Übersetzerin verantwortlich sein mögen. Die erprobte Übersetzerin Helga van Beuningen kennt sich anscheinend in spanischen Dingen nicht aus. Auf ihr Konto jedenfalls geht wohl die Verwechslung von Schwert und Degen beim Stierkampf. Daß der Torero den Stier mit dem Schwert tötet, ist eine geradezu barbarische Vorstellung. Über dem abgebildeten, sich verweigernden Stierkämpfer steht: "Curro Romano heißt der Mann." Eben nicht: Curro Romero heißt er, wie jeder in Spanien weiß. Falsch geschrieben ist die hochadlige Familie der Alba, falsch - in den Anmerkungen - sind die Artikel bei fast allen Namen der spanischen Parteien ("Partido" ist männlich). Überflüssig, ebenfalls in den Fußnoten, die Mutternamen der spanischen Politiker (Solares bei Carrillo, González bei Suárez). Die Fußnote über Frau Pujol, mit einigen, wenn auch keineswegs den wichtigsten Anmerkungen über ihren Mann, den langjährigen Ministerpräsidenten von Katalonien, erklärt nicht, worin ihr von Nooteboom erwähnter tiefer Fall besteht: nämlich in einer herabsetzenden Bemerkung über die von woanders nach Katalonien gekommenen Menschen. Für Katalonien steht in der Erklärung der Abkürzung einer Partei ein falsches Wort: Catalunya, nicht Catalonja, muß es heißen. Ein wenig mehr Sorgfalt hätte man diesem berühmten Autor, dessen Gesamtwerk bei Suhrkamp erscheint, doch wohl zukommen lassen können.

WALTER HAUBRICH.

Cees Nooteboom: "Die Insel, das Land". Geschichten über Spanien. Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002. 120 S., geb., 16,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2002

An ihrem Geruch sollt ihr sie erkennen
Cees Nooteboom ist ein Gärtner der Zeitungsausschnitte und ein glücklicher Spanienkenner
Lange bevor die meisten deutschen Schriftsteller in der Welt herumkamen und lange bevor aus Reisenden Touristen wurden, hatte sich Cees Nooteboom aus Amsterdam bereits ein Haus im Süden zugelegt. Das verschafft ihm einen Vorsprung an weltgewandter Gelassenheit, der nicht mehr aufzuholen ist, und das verschafft seinen Reiseskizzen ein Flair der heiteren Vertrautheit mit den mediterranen Verhältnissen, wie sie früher einmal waren. Das Menorca, auf dem der Autor seit einigen Jahrzehnten die Sommermonate zubringt, es hat mehr Ähnlichkeit mit Benjamins Balearen als mit dem Ballermann nebenan. Alles ist dort, wenn Nooteboom zurückkehrt, wie immer: „Die herrenlose Katze hat sich zum Fressen eingefunden und löscht damit neun Monate Abwesenheit aus, die Palmen sind um einen unsichtbaren Zentimeter gewachsen, ich entdecke die Bücher wieder, die ich vergessen hatte, und nehme gegenüber der weiß verputzten Natursteinmauer Platz, die sich schon seit fast zwanzig Jahren mit ihrer Leere erregt.”
Auf zum Zeitungskiosk
Das ist der Nooteboom-Ton, die alterskluge, gut abgehangene und sanft melancholische Stimmlage eines Reiseschriftstellers, der in Spanien, in Asien oder in Berlin heimisch wird, ohne seine Fremdheit zu verleugnen. In Deutschland können das nicht viele; manchmal fühlt man sich an Horst Krüger erinnert, von dem es vor Jahren im Radio ähnlich subtile Reiseberichte zu hören gab. Sieben ältere „spanische Geschichten” sind nun als Buch erschienen, illustriert mit fotografischen Fundsachen und ergänzt um eine neuere Reportage. Sie hat Cees Nooteboom im Auftrag der Zeitung „El País” geschrieben, die von ihm, dem Spanien-Kenner, wissen wollte, ob und wie sich das Land in den letzten 25 Jahren verändert hat.
Nooteboom liebt an Menorca das Archaische, die Abgeschiedenheit – „keine Autos, kein Telefon” – , aber als urbaner Intellektueller kann er auch auf der Insel nicht ohne Neuigkeiten leben. Ein gut sortierter Zeitungskiosk interessiert ihn im Zweifelsfall immer noch etwas mehr als die gefiederte Motte, mit der sich der Anbruch einer neuen Jahreszeit anzukündigen pflegt. Ein Gärtner sei er, schreibt Nooteboom, und zwar „der Gärtner der Zeitungsausschnitte.” An ihrem Geruch kann er sie unterscheiden – „am intensivsten riechen spanische Zeitungen”. Mit der Schere schneidet der Gärtner Ausschnitt um Ausschnitt aus und verleibt sie seinem Archiv ein: ausgeschnittene Fotos garnieren den Band, auf einigen sieht man Szenen aus der spanischen Politik (Streiks und Attentate), die der Text dann kommentiert. Andere Fotos zeigen, ganz unspanisch, Martina Navratilova oder Cicciolina, aber auch sie zeugen von der gärtnerischen Leidenschaft des Sommergastes.
Er sitzt allein in seinem Haus, vor sich ein Berg von Zeitungen, und beschäftigt sich mit Fotos, „als Ikone, als phänomenologische Fundstätte, als politisches Problem”. Das Foto der Tennisspielerin gibt ihm zu denken, weil ihr ein spanischer Kommentator nachsagt, sie sei „ein nordischer Transvestit, aseptisch und intellektuell angehaucht.” Das sagt einiges über Navratilova und mehr noch über romanische Weiblichkeits-Ideen. Und es sagt am allermeisten über Cees Nootebooms Erzählstil. Hatte er uns nicht Geschichten über Spanien versprochen? Statt dessen plätschern seine Betrachtungen so dahin, und wir finden es auch noch angenehm.
Natürlich kann Nooteboom auch anders. Er kann auch grundsätzlich werden und etwa für den spanischen wie jeden Separatismus den „pathologischen Hang zum Eigenen” verantwortlich machen, von dem er sich gewiss frei fühlen darf. Er kann auch liebevolle Porträts seiner Inselnachbarn zeichnen wie das von Don Miguel, dem siebenundachtzigjährigen Postboten. Ein wichtiger Mann für den Schriftsteller, denn er versorgt ihn mit Nachrichten von der Welt. Aber noch im selben Text holt Nooteboom die Nachrichtenwelt schon wieder ein. In „El País” steht ein Interview mit Baudrillard, und nun stellt sich die Frage: „Soll ich Baudrillards Vorstellung vom Körper als Prothese folgen?” Eine Frage, die sich Don Miguel so nie gestellt hätte. Cees Nooteboom ist süchtig nach dem Nachrichtenstoff, und er macht glücklicherweise kein Hehl daraus.
Schließlich möchte man aber doch wissen, ob und wie sich laut Nooteboom sein Lieblingsland in 25 Jahren verändert hat. Kreuz und quer ist er Anfang des Jahres 2000 durch das Land gefahren, und er hat genug Spuren jener gewaltigen Beschleunigung gesammelt, die Spanien seit Francos Tod und vor allem seit der Aufnahme in die Europäische Union erfasst hat. Separatismus, Massentourismus, Migration und der höchste Whiskykonsum der Welt, das sind beiläufig erwähnte Symptome einer Veränderung, die Nooteboom trotzdem nicht an Spanien zweifeln lassen. Beim Weinfest in Frailes in Andalusien jedenfalls ist alles wie eh und je, so sehr, dass Nooteboom seinem Notizbuch „in nicht ganz sauberer Schrift” nur den einen Satz anvertraut, in Spanien ändere sich nie etwas. Und wenn sich trotzdem etwas ändert, dann unter Umständen sogar zum Besseren. Nooteboom jedenfalls ist überzeugt, dass Spanien, diese „im Grunde immer noch junge Demokratie die Probleme der zentrifugalen Kräfte im Land meistern kann und genauso die von außen kommende große Herausforderung des europäischen Abenteuers.” Wer so ein Land zur zweiten Heimat hat, der hat es gut getroffen.
CHRISTOPH BARTMANN
CEES NOOTEBOOM: Die Insel, das Land. Geschichten über Spanien. Aus dem Niederländischen von Helga von Beuningen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002. 120 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Cees Noteboom kennt sich gut aus in und mit Spanien, weiß Walter Haubrich, da der Autor dort ein Haus besitze und auch längere Zeit dort gelebt habe: auf Menorca, womit auch die Insel aus dem Titel näher bezeichnet wäre. Der Band enthält laut Haubrich kleinere essayistische Impressionen, die sich aus der Lektüre spanischer Tageszeitungen, Beobachtung seiner menorquinisch-bäuerlichen Umgebung, Landes-, Geschichts- und Sprachbetrachtungen zusammensetzen. Noteboom ist ein genauer Beobachter und ein guter Kenner des Landes, lobt Haubrich, der auch den politischen Werdegang des Landes und seiner Politiker fundiert kommentieren könne. Noteboom arbeitet eben auch als Journalist - der längste Beitrag des Bandes ist eine Reportage für El Pais, worin Noteboom die Veränderungen in Spanien in den vergangenen 25 Jahren beschreibt. Leider haben sich in den Anmerkungen viele Fehler eingeschlichen, bedauert Haubrich, der sie eher dem Lektorat als der bewährten Übersetzerin zuschreibt, die sich offensichtlich mit Spanien weniger gut auskennt als mit dem Holländischen.

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