Hiddensee, das heißt seit über hundert Jahren vor allem: Meer Sonne Natur Urlaub. der erste Förderer des Hiddensee-Tourismus Alexander Ettenburg taufte die Insel Das Süße Ländchen. Doch die Geschichte der Insel ist weniger süß. die Bewohner waren bis ins 20. Jahrhundert bitterarm, aus Holzmangel heizten sie mit Kuhmist und alle paar Jahre bangten sie bei einer Sturmflut um ihr bisschen Hab und Gut, um es dann doch zu verlieren.Knapp und unterhaltsam wird in diesem Buch die Geschichte der Insel erzählt, der Wallenstein einen folgenreichen Besuch abstattete, wo ein sagenhafter Goldschmuck gefunden wurde. Wo Gerhart Hauptmann -und später viele andere Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler ein Sommerdomizil fanden. Und die in der DDR ein Geheimtipp für Aussteiger wurde.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2009Theaterstückchen aus dem Alltag
Bücher über Hiddensee dürfte es inzwischen so viele geben, wie die Insel Einwohner hat. Das hat damit zu tun, dass Hiddensee im neunzehnten Jahrhundert als Ferieninsel vor allem von Künstlern und Wissenschaftlern entdeckt wurde. Davor bestimmten ein bisschen Fischfang und ein bisschen Landwirtschaft das armselige, einsame Inselleben. Dann kamen Verrückte wie Alexander Ettenburg, der Hiddensee zum "Ostseebad der Zukunft" machen wollte. Im Sommer lebte er auf der Insel und führte eine Pension sowie ein Theater, auf dem Begebenheiten aus der Inselgeschichte aufgeführt wurden, allesamt von Ettenburg aufgeschrieben. Im Winter hielt er in Deutschland Vorträge über die Insel, um mehr Gäste für den Sommer zu bekommen. Er nannte Hiddensee "dat söte Lännecken", das süße Ländchen. So war sein Reiseführer überschrieben. Bei dem Namen blieb es bis heute. Ettenburg aber war kein Erfolg beschieden. Er versank im Alkohol. Hiddensee jedoch wurde später tatsächlich einer der begehrtesten Orte der Ostsee. Die Liste der Berühmtheiten, die hier die Sommerfrische genossen, ist lang. Gerhart Hauptmann, um nur einen zu nennen, wurde in Kloster sogar begraben. Sein Haus ist heute Museum. In der DDR-Zeit lebte einerseits die Prominenz im Sommer auf der Insel, andererseits aber auch jene, die sich nicht mehr anpassen wollten. Eine merkwürdige Mischung. Von allem erzählt Simone Trieder, als wäre sie stets dabei gewesen. Dass sie in den letzten DDR-Jahren wohl tatsächlich dort war, lässt sich vermuten. Das Buch geizt mit Informationen über die Autorin. Beeindruckend ist das Bildmaterial, auch wenn es durchweg nur schwarzweiße Abbildungen sind. Ein solches Buch hat es schwer, sich im Regal gegen das Bonbonfarbene anderer Reisebücher durchzusetzen. Aufmerksamkeit hat es verdient. Es ist ein fesselndes, schönes und vor allem sorgfältig editiertes Büchlein.
F.P.
"Die Insel Hiddensee - so nah, so fern" von Simone Trieder. Hasenverlag, Halle 2008. 112 Seiten, 105 Fotos, eine Karte. Broschiert, 12,80 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bücher über Hiddensee dürfte es inzwischen so viele geben, wie die Insel Einwohner hat. Das hat damit zu tun, dass Hiddensee im neunzehnten Jahrhundert als Ferieninsel vor allem von Künstlern und Wissenschaftlern entdeckt wurde. Davor bestimmten ein bisschen Fischfang und ein bisschen Landwirtschaft das armselige, einsame Inselleben. Dann kamen Verrückte wie Alexander Ettenburg, der Hiddensee zum "Ostseebad der Zukunft" machen wollte. Im Sommer lebte er auf der Insel und führte eine Pension sowie ein Theater, auf dem Begebenheiten aus der Inselgeschichte aufgeführt wurden, allesamt von Ettenburg aufgeschrieben. Im Winter hielt er in Deutschland Vorträge über die Insel, um mehr Gäste für den Sommer zu bekommen. Er nannte Hiddensee "dat söte Lännecken", das süße Ländchen. So war sein Reiseführer überschrieben. Bei dem Namen blieb es bis heute. Ettenburg aber war kein Erfolg beschieden. Er versank im Alkohol. Hiddensee jedoch wurde später tatsächlich einer der begehrtesten Orte der Ostsee. Die Liste der Berühmtheiten, die hier die Sommerfrische genossen, ist lang. Gerhart Hauptmann, um nur einen zu nennen, wurde in Kloster sogar begraben. Sein Haus ist heute Museum. In der DDR-Zeit lebte einerseits die Prominenz im Sommer auf der Insel, andererseits aber auch jene, die sich nicht mehr anpassen wollten. Eine merkwürdige Mischung. Von allem erzählt Simone Trieder, als wäre sie stets dabei gewesen. Dass sie in den letzten DDR-Jahren wohl tatsächlich dort war, lässt sich vermuten. Das Buch geizt mit Informationen über die Autorin. Beeindruckend ist das Bildmaterial, auch wenn es durchweg nur schwarzweiße Abbildungen sind. Ein solches Buch hat es schwer, sich im Regal gegen das Bonbonfarbene anderer Reisebücher durchzusetzen. Aufmerksamkeit hat es verdient. Es ist ein fesselndes, schönes und vor allem sorgfältig editiertes Büchlein.
F.P.
"Die Insel Hiddensee - so nah, so fern" von Simone Trieder. Hasenverlag, Halle 2008. 112 Seiten, 105 Fotos, eine Karte. Broschiert, 12,80 Euro.
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