Ein Appell an die Menschlichkeit!
Ein Fremder wird an den Strand einer Insel gespült. Abgemagert, vertrieben, heimatlos. Die Inselbewohner fürchten sich vor ihm, er ist anders als sie. Nur der Fischer kann die anderen davon abhalten, den Fremden hinaus aufs Meer zurückzuschicken. Doch die Bewohner behandeln ihn menschenunwürdig, geben ihm keine Arbeit und er muss sich von Abfall ernähren. Die Angst vor dem Fremden wächst in ihren Köpfen, der Neuankömmling wird zu einer Bedrohung. Er muss wieder weg. Schließlich setzt ihn die aufgebrachte Menge wieder auf sein seeuntaugliches Floß und schiebt ihn zurück ins Meer!
Eine bitterböse Parabel von der Unfähigkeit des Menschen, Fremdes zuzulassen und Menschlichkeit zu praktizieren. Zusammen mit den eindringlichen Illustrationen von Armin Greder , die an die expressive Stärke eines Edvard Munch und die satirische Schärfe eines Manfred Deix erinnern, wird dieses Buch zu einer Mahnung. Mit Flüchtlingen, die Schutz suchen anders umzugehen. Denn es sind Menschen, die Angst haben, Menschen, wie wir.
Ein Fremder wird an den Strand einer Insel gespült. Abgemagert, vertrieben, heimatlos. Die Inselbewohner fürchten sich vor ihm, er ist anders als sie. Nur der Fischer kann die anderen davon abhalten, den Fremden hinaus aufs Meer zurückzuschicken. Doch die Bewohner behandeln ihn menschenunwürdig, geben ihm keine Arbeit und er muss sich von Abfall ernähren. Die Angst vor dem Fremden wächst in ihren Köpfen, der Neuankömmling wird zu einer Bedrohung. Er muss wieder weg. Schließlich setzt ihn die aufgebrachte Menge wieder auf sein seeuntaugliches Floß und schiebt ihn zurück ins Meer!
Eine bitterböse Parabel von der Unfähigkeit des Menschen, Fremdes zuzulassen und Menschlichkeit zu praktizieren. Zusammen mit den eindringlichen Illustrationen von Armin Greder , die an die expressive Stärke eines Edvard Munch und die satirische Schärfe eines Manfred Deix erinnern, wird dieses Buch zu einer Mahnung. Mit Flüchtlingen, die Schutz suchen anders umzugehen. Denn es sind Menschen, die Angst haben, Menschen, wie wir.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Hochaktuell erscheint Rezensentin Antje Ehmann Armin Greders Bilderbuch von 2002. Die Neuauflage begrüßt sie schon wegen der Bezüge zur Flüchtlingskrise. Doch wie der Schweizer Illustrator Greder die Ankunft eines Fremden auf einem Eiland und die Folgen ausdrucksstark und in Spannung zum Text des Buches darstellt, findet Ehmann ohnehin stark, kritisch, humorvoll und dunkel bis zum "aufschreckenden" Ende.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.09.2015Er kam mit dem Boot und war nicht wie sie
Mit Harken und Besen: Armin Greders Klassiker "Die Insel" ist große Kunst - und ein bemerkenswerter Kommentar zur Flüchtlingsdebatte
So viele Stunden, wie "Bücher zur Stunde" produziert werden, kann es eigentlich nicht geben. Ständig erscheinen neue, mittlerweile sind es so viele, die den Anspruch erheben, jenes für das Verständnis der Aktualität genau richtige Maß an Erkenntnis, Einfühlung und Empirie zu liefern, dass man sich gar mehr nicht traut, die besagte Wendung zu bemühen, nicht einmal, wenn sie so nah liegt wie jetzt.
Denn dieser Tage ist die Neuauflage eines Buches erschienen, das "Die Insel" heißt und von einem Mann erzählt, der auf einer solchen landet. Er kommt mit einem Boot. Übers Meer. Woher? Man weiß es nicht. Er taucht einfach auf im Leben der Inselbewohner - und genauso unvermittelt auch in dem zuweilen an den Stil von Edward Munch erinnernden Bilderbuch, das der Autor und Graphiker Armin Greder dem Mann schon 2002 gewidmet hat: Die erste Doppelseite zeigt links ein kleines, mit Buntstiften mehr schraffiertes als gezeichnetes Floß und rechts "den Mann", wie er fortan nur genannt wird. Der Mann, heißt es in dem knappen Text, stand auf, als er die Inselbewohner kommen sah. "Er war nicht wie sie." In der Zeichnung aber, die Greder von ihm angefertigt hat, fällt eigentlich nur auf, dass er nackt und ansonsten ohne besonderes Merkmal ist. Er ist ein genauso unbeschriebenes Blatt wie die große, weiße Fläche hinter ihm.
In diesem feinen, subtilen Arrangement von Bild und Text zeigt sich schon auf der ersten Seite die Qualität von Greders Buch. Denn seine Zeichnungen, die in dunklen Farben gehalten sind und immer wieder mit Proportionen spielen, um Machtverhältnisse deutlich zu machen, illustrieren das Geschehen nicht nur, sondern kommentieren es zugleich und verleihen ihm so eine - nicht nur in diesen Tagen - politisch zu verstehende Botschaft. Auch Kinder dürften beispielsweise erkennen, dass es ein Missverhältnis gibt zwischen dem bald fallenden Satz "Also nahmen sie den Mann auf" und dem dazugehörenden Bild, das eine Gruppe von wohlbeleibten Männern zeigt, die den immer noch nackten Mann mit Rechen, Harken und Besen gleichzeitig vor sich her treiben und von sich fern halten. So sieht jedenfalls keine Willkommensgeste aus.
Bemerkenswert gerade an dieser Szene ist auch, dass sie, obwohl am Anfang der Geschichte, beinahe schon die letzte ist, in welcher "der Mann" im Bild tatsächlich auftaucht. Denn fortan dreht sich zwar weiterhin alles um ihn, aber nur insofern, als es um die Vorurteile und Ängste geht, die er bei den Inselbewohnern auslöst. Bei der Frage, ob man ihm Arbeit geben solle, zeigen etwa kurze Bildsequenzen, welche Tätigkeiten man ihm alle gerade nicht zutraut. Und kurz darauf ist auf einer etwas längeren Bildreihe zu sehen, wie sich diese Vorbehalte in Ängste, dann in Gerüchte und schließlich in vermeintliche Tatsachen verwandeln, wie "der Mann" also ohne eigenes Zutun vom Fremden zur Gefahr, zum Gegner wird.
Das ist auf so unaufdringliche Art selbsterklärend, dass Erwachsene hier einen wunderbaren Kommentar zur Flüchtlingsdebatte lesen können. Während Kinder vielleicht erstmals verstehen, was Fremdenfeindlichkeit bedeutet.
LENA BOPP
Armin Greder: "Die Insel". Eine tägliche Geschichte.
Mit einem Nachwort von Heribert Prantl.
Sauerländer Verlag, Frankfurt 2015. 40 S., geb., 16,99 [Euro]. Ab 3 Jahre und für alle Altersstufen.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mit Harken und Besen: Armin Greders Klassiker "Die Insel" ist große Kunst - und ein bemerkenswerter Kommentar zur Flüchtlingsdebatte
So viele Stunden, wie "Bücher zur Stunde" produziert werden, kann es eigentlich nicht geben. Ständig erscheinen neue, mittlerweile sind es so viele, die den Anspruch erheben, jenes für das Verständnis der Aktualität genau richtige Maß an Erkenntnis, Einfühlung und Empirie zu liefern, dass man sich gar mehr nicht traut, die besagte Wendung zu bemühen, nicht einmal, wenn sie so nah liegt wie jetzt.
Denn dieser Tage ist die Neuauflage eines Buches erschienen, das "Die Insel" heißt und von einem Mann erzählt, der auf einer solchen landet. Er kommt mit einem Boot. Übers Meer. Woher? Man weiß es nicht. Er taucht einfach auf im Leben der Inselbewohner - und genauso unvermittelt auch in dem zuweilen an den Stil von Edward Munch erinnernden Bilderbuch, das der Autor und Graphiker Armin Greder dem Mann schon 2002 gewidmet hat: Die erste Doppelseite zeigt links ein kleines, mit Buntstiften mehr schraffiertes als gezeichnetes Floß und rechts "den Mann", wie er fortan nur genannt wird. Der Mann, heißt es in dem knappen Text, stand auf, als er die Inselbewohner kommen sah. "Er war nicht wie sie." In der Zeichnung aber, die Greder von ihm angefertigt hat, fällt eigentlich nur auf, dass er nackt und ansonsten ohne besonderes Merkmal ist. Er ist ein genauso unbeschriebenes Blatt wie die große, weiße Fläche hinter ihm.
In diesem feinen, subtilen Arrangement von Bild und Text zeigt sich schon auf der ersten Seite die Qualität von Greders Buch. Denn seine Zeichnungen, die in dunklen Farben gehalten sind und immer wieder mit Proportionen spielen, um Machtverhältnisse deutlich zu machen, illustrieren das Geschehen nicht nur, sondern kommentieren es zugleich und verleihen ihm so eine - nicht nur in diesen Tagen - politisch zu verstehende Botschaft. Auch Kinder dürften beispielsweise erkennen, dass es ein Missverhältnis gibt zwischen dem bald fallenden Satz "Also nahmen sie den Mann auf" und dem dazugehörenden Bild, das eine Gruppe von wohlbeleibten Männern zeigt, die den immer noch nackten Mann mit Rechen, Harken und Besen gleichzeitig vor sich her treiben und von sich fern halten. So sieht jedenfalls keine Willkommensgeste aus.
Bemerkenswert gerade an dieser Szene ist auch, dass sie, obwohl am Anfang der Geschichte, beinahe schon die letzte ist, in welcher "der Mann" im Bild tatsächlich auftaucht. Denn fortan dreht sich zwar weiterhin alles um ihn, aber nur insofern, als es um die Vorurteile und Ängste geht, die er bei den Inselbewohnern auslöst. Bei der Frage, ob man ihm Arbeit geben solle, zeigen etwa kurze Bildsequenzen, welche Tätigkeiten man ihm alle gerade nicht zutraut. Und kurz darauf ist auf einer etwas längeren Bildreihe zu sehen, wie sich diese Vorbehalte in Ängste, dann in Gerüchte und schließlich in vermeintliche Tatsachen verwandeln, wie "der Mann" also ohne eigenes Zutun vom Fremden zur Gefahr, zum Gegner wird.
Das ist auf so unaufdringliche Art selbsterklärend, dass Erwachsene hier einen wunderbaren Kommentar zur Flüchtlingsdebatte lesen können. Während Kinder vielleicht erstmals verstehen, was Fremdenfeindlichkeit bedeutet.
LENA BOPP
Armin Greder: "Die Insel". Eine tägliche Geschichte.
Mit einem Nachwort von Heribert Prantl.
Sauerländer Verlag, Frankfurt 2015. 40 S., geb., 16,99 [Euro]. Ab 3 Jahre und für alle Altersstufen.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Heribert Prantl schreibt ein ergreifendes Nachwort für das vielfach ausgezeichnete Buch, das Kinder und Eltern nachdenklich stimmt. STUBE, 7. Oktober 2015