Die vorliegende Diogenes-Auswahl von Erzählungen des deutschen Schriftstellers Alfred Andersch ist der „Kommentierten Ausgabe“ seiner „Gesammelten Werke in zehn Bänden“ (Band 4 und 5, Diogenes 2004) entnommen.
Insgesamt zwanzig Erzählungen geben einen Einblick in das umfangreiche Werk eines
engagierten Schriftstellers. Es ist vor allem autobiographische Prosa wie die Franz-Kien-Geschichten, in…mehrDie vorliegende Diogenes-Auswahl von Erzählungen des deutschen Schriftstellers Alfred Andersch ist der „Kommentierten Ausgabe“ seiner „Gesammelten Werke in zehn Bänden“ (Band 4 und 5, Diogenes 2004) entnommen.
Insgesamt zwanzig Erzählungen geben einen Einblick in das umfangreiche Werk eines engagierten Schriftstellers. Es ist vor allem autobiographische Prosa wie die Franz-Kien-Geschichten, in denen Andersch seine eigene Jugend einer kritischen Überprüfung unterzieht. In diesen Geschichten fand Andersch zu seinen Anfangen zurück, zu seinen wichtigen Lebensstationen, die für seine spätere Entwicklung wichtig waren.
In „Brüder“ machen Jakob und Franz Kien einen Ausflug in die Hamburger Elbwiesen, wobei sie darüber rätseln, ob sie in dem bevorstehenden Krieg schnell eingezogen werden. Als sie wieder in der Stadt sind, verkünden die Extrablätter bereits den Ausbruch des Krieges. In der Titelgeschichte „Die Inseln unter dem Winde“ begegnet uns der arbeitslose Franz Kein als „Fremdenführer“ in München, der einen Engländer durch die Isar-Metropole führt und der versucht, die NS-Bauwerke wie die Feldherrnhalle auszublenden. Schließlich saß Franz, der ehemalige Jungkommunist, vor Jahren selbst in Dachau. Andersch spricht in diesen Erzählungen von einer „Autobiographie in Erzählungen“ und von Franz Kien als seinem „anderen Ich“.
Neben diesen autobiografischen Geschichten, die gewissermaßen auch ein Geschichtsbild darstellen, finden sich in der Diogenes-Auswahl auch einige Reisetexte und phantastischen Geschichten, darunter „Ein Auftrag für Lord Glouster“, wo es an einer Frankfurter Würstchenbude zu einem merkwürdigen Treffen kommt. Den Abschluss der 534 Seiten bildet das autobiografische Fragment „Der Seesack“, wo der Autor noch einmal sein Leben und sein Werk kritisch reflektiert. Daneben benennt er auch seine literarischen Vorbilder von Hemingway bis Faulkner, von Henry James bis Steinbeck.
Fazit: Dieser Band ist eine Auswahl des vielschichtigen Erzählwerkes von Alfred Andersch. Ein sehr interessantes Buch, das auch heute noch Denkanstöße gibt. Dazu eine kompakte und ansprechende Leinen-Ausgabe im Schmuckschober.