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Doppelbödigkeit ist das Leitmotiv dieses Romans, der die verzweifelte Suche eines Experten-Ehepaars für primitive Volkskunst nach Anhaltspunkten schildert, ob eine zum Kauf angebotene wertvolle Sammlung echt oder gefälscht ist.

Produktbeschreibung
Doppelbödigkeit ist das Leitmotiv dieses Romans, der die verzweifelte Suche eines Experten-Ehepaars für primitive Volkskunst nach Anhaltspunkten schildert, ob eine zum Kauf angebotene wertvolle Sammlung echt oder gefälscht ist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.08.1998

Kriminelles Stelldichein
Wenn der Kunstmarkt zum literarischen Tatort wird

Allmonatlich berichtet Camilla Porter, Herausgeberin eines New Yorker Glanzmagazins, über die "rich and famous" der Welt: Sie besucht sie in ihren Stadtresidenzen, in ihren Villen an der Riviera oder auf den Bahamas, auf ihren Wintersitzen in den Rockies oder in den Alpen. "Die weiteren Zwecke ihrer Recherche - und davon erschien natürlich keine Silbe gedruckt - bestanden darin, zwei Dinge auszukundschaften. Erstens, wann die Besitzer in aller Regel abwesend waren. Und zweitens Ausmaß und Ausgefeiltheit der Sicherheitsmaßnahmen, die oftmals veraltet und verblüffend unzulänglich waren."

Mit Hilfe eines zwielichtigen New Yorker Kunsthändlers betreibt Camilla ein lukratives Geschäft: "Das ausgewählte Gemälde wurde kopiert, und sobald die Besitzer in sicherer Entfernung in einer Almhütte oder an einem Strand weilten, pflegten die Spediteure ins Haus zu schleichen und das Original gegen die Fälschung auszutauschen. Nichts schien verändert, es sei denn für ein ungemein fachkundiges und argwöhnisches Auge."

Jahrelang geht alles gut - bis eines Tages der Fotograf Andre Kelly einen freien Tag an der Riviera hat. Während er nun in seinem gemieteten Auto durch die Gegend kurvt, kommt er an einem Anwesen vorbei, das er kurz zuvor für ebendiese Zeitschrift fotografiert hat, und sieht, wie ein Cézanne-Gemälde in einen verbeulten Lieferwagen abtransportiert wird. Mit Andres Staunen und seinen hektischen Schnappschüssen vom abtransportierten Cézanne setzt der neue Roman des britischen Schriftstellers Peter Mayle ein. "Cézanne gesucht!" ist eine Krimikomödie über die Kunstunterwelt, über die verschlungenen Beziehungen zwischen rechtmäßigen Kunstbesitzern und unrechtmäßigen Kunsthändlern. Denn die Zeitungsberichte über Geld, Geschäft und Betrug, über astronomische Preise, meisterliche Fälschungen und immer wieder gelungene Raubzüge, die während der letzten Jahre Schlagzeilen machten, haben inzwischen Einzug in die Unterhaltungsliteratur genommen. Mayle beschreibt die Verhältnisse auf dem New Yorker Kunstmarkt und zeigt, daß die kriminellen Verbindungen längst global sind.

Als Mayles Held Andre sich systematisch auf die Suche nach dem Cézanne macht, folgen ihm die Verbrecher auf dem Fuße. Schließlich findet er in dem berühmtesten Fälscher Europas, der auch der Kopist des Cézanne ist, einen Verbündeten, und gemeinsam bringen sie das echte Gemälde in Sicherheit. Daß am Ende auch der ehrenwerte Kunsthändler, der Andre mit Rat und Tat beigestanden hat, sich auf ein unklares Geschäft einläßt, gehört vielleicht zum Realismus dieses unterhaltsamen Romans, in dem pittoreske Schauplätze zu Tatorten gemacht werden und die einfache kriminalistische Handlung mit einer ebenso einfachen Liebesgeschichte verknüpft wird. Mayle verfügt über eine flotte Feder: Sein Roman ist genau das, was im amerikanischen Feuilleton "summer read" heißt.

Richard und Sally Price hingegen lavieren zwischen Erzählung und Bericht: "Die Instrumente der Fälscher" könnte dem "narrativen Journalismus" zugerechnet werden. Denn die Geschichte des Sammlers Lafontaine, der in Französisch-Guayana primitive Kunst kauft, restauriert, dann verfälscht und schließlich bei den einheimischen Handwerkern "original falsche Stücke" in Auftrag gibt, die er in Europa gewinnbringend verkauft, erscheint abwechselnd im sachlichen Ton des Berichts und im ausschweifenden Stil des Erzählens.

Erläuterungen zu primitiver Kunst und Kunsthandwerk, zu ihrem Wert auf dem Kunstmarkt und zu Handelsgepflogenheiten durchsetzen die Geschichte, sogar Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung werden referiert, und die Widmung gilt den "im Buch geschilderten Freunden" - all das deutet eher auf eine Reportage als auf einen Roman. Tatsächlich ist nur der deutschen, nicht aber der Originalausgabe die Gattungsbezeichnung "Roman" beigegeben.

Ähnlich langatmig wie die Fälschergeschichte aus Guayana ist auch die "Geschichte eines Kunstraubs" auf Zypern, die der amerikanische Journalist Dan Hofstadter in "Goldbergs Engel" erzählt. Peg Goldberg wurde von der Republik Zypern vor einem amerikanischen

Fortsetzung auf der folgenden Seite

Gericht verklagt, vier byzantinische Mosaiken, die Engel darstellten, zurückzugeben, obwohl sie rechtmäßig von ihr erworben worden waren. Hofstadters Recherchen ergaben, daß diese Mosaiken aus einer Kirche nach der Besetzung Zyperns durch türkische Truppen Mitte der siebziger Jahre geraubt wurden und anschließend auf den europäischen Kunstmarkt gelangt waren, wo sie die unerfahrene Kunsthändlerin Goldberg für mehrere Millionen Dollar gekauft hatte.

Der Prozeß "Zypern gegen Goldberg", der 1989 vor einem Zivilgericht in Indianapolis stattfand, war "der bedeutendste Rechtsstreit der Nachkriegszeit zwischen einer Nation, die ein Stück aus ihrem Kulturerbe wiederzugewinnen hofft, und einem unbescholtenen Individuum, das dieses selbe Objekt mit gutem Geld gekauft hat". Trotz zwielichtiger Zeugen, fragwürdiger Aussagen und erkennbarer politischer Verstrickungen zwischen den zypriotischen Behörden und den türkischen Händlern verlor Peg Goldberg den Prozeß.

Die richterliche Entscheidung sollte weitreichende Konsequenzen für den Handel mit alter Kunst haben; "denn ungeklärte Herkunftsverhältnisse, künstlich überzogene Schätzungen, verdächtige Vermittler und in blitzartiger Geschwindigkeit durchgeführte Transaktionen sind in dieser Branche gang und gäbe".

Von verdächtigen Vermittlern wimmelt es in Hofstadters Bericht, aber auch ehrenwerte Persönlichkeiten des internationalen Kunstmarkts wie Dominique de Menil und der damalige Direktor der Menil Collection, Walter Hopps, kommen darin vor. Auch Sotheby's und die Münchener Staatsanwaltschaft spielen eine gewisse Rolle bei dem Versuch, die mysteriösen Umstände, unter denen die Mosaiken von Zypern auf den Kontinent gelangten, zu klären. Geklärt ist am Ende nichts wirklich, Hofstadters Bericht bleibt Fragment.

Daß hinter noblen Fassaden der Kunsthandel als hartes, manchmal sogar tödliches Geschäft betrieben wird, ist das Bild, das diesen Büchern gemeinsam ist. Ob byzantinische Mosaiken, primitive Kultobjekte oder moderne Malerei - der Kunstmarkt scheint ein Dschungel zu sein: undurchdringbar, dunkel und gefährlich. Das spannungsreiche Gewebe aus Verschwörung, Glanz und Gefahr macht ihn zu einem neuerdings gern frequentierten literarischen Ort. STEFANA SABIN

Peter Mayle: "Cézanne gesucht!" Aus dem Englischen von Ursula Bischoff. Karl Blessing Verlag, München 1998, 39,90 Mark.

Richard Price und Sally Price: Die Instrumente der Fälscher. Aus dem Amerikanischen von Karin Diemerling. Kabel Verlag, Hamburg 1998, 38 Mark.

Dan Hofstadter: Goldbergs Engel. Die Geschichte eines Kunstraubs. Aus dem Amerikanischen von Peter Knecht. Insel Verlag, Frankfurt 1998, 44 Mark.

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