Ein charismatischer junger Vater taumelt durchs Leben - getrieben vom verzweifelten Versuch, seiner Rolle zu entkommen.
München 1975: Disco, freie Liebe, Kokain- und Champagnerexzesse - das ist die Welt von Rufus Himmelstoss. Der egozentrische Frauenheld lebt konsequent über seine Verhältnisse. Als er im Suff einen Verkehrsunfall verursacht, bei dem eine junge Mutter und ihre beiden Kinder sterben, taucht er ins Obdachlosenmilieu ab. Zwischen Wodka und Wohnheim fasst Rufus Himmelstoss einen weitreichenden Entschluss. Für sich. Und für seinen Sohn.
Uli Oesterle erzählt die bewegende Geschichte eines Vaters, der den Kontakt zur Realität verliert. Und die Geschichte eines Sohnes, der in den Fragmenten der Vergangenheit nach Antworten sucht. In meisterhaften Bildern und mit großem Einfühlungsvermögen verwebt Oesterle autobiografische Elemente mit fiktiven Erzählungen.
Komplexe Vater-Sohn-Beziehung: Graphic Novel über die ungeschönte Wahrheit des Vaterseins unddie Suche nach sich selbst. Preisgekrönter Autor: Rasante Fabulierfreude, vielschichtige Figuren und treffsichere Dialoge - Uli Oesterle auf der Höhe seiner Kunst. Vierteilig angelegte Serie: Der Auftakt einer großen Erzählung in vier Bänden.
Eine Comic-Geschichte über Alkoholismus und Verantwortung: tiefgründig, sensibel und zugleich wahnsinnig unterhaltsam.
München 1975: Disco, freie Liebe, Kokain- und Champagnerexzesse - das ist die Welt von Rufus Himmelstoss. Der egozentrische Frauenheld lebt konsequent über seine Verhältnisse. Als er im Suff einen Verkehrsunfall verursacht, bei dem eine junge Mutter und ihre beiden Kinder sterben, taucht er ins Obdachlosenmilieu ab. Zwischen Wodka und Wohnheim fasst Rufus Himmelstoss einen weitreichenden Entschluss. Für sich. Und für seinen Sohn.
Uli Oesterle erzählt die bewegende Geschichte eines Vaters, der den Kontakt zur Realität verliert. Und die Geschichte eines Sohnes, der in den Fragmenten der Vergangenheit nach Antworten sucht. In meisterhaften Bildern und mit großem Einfühlungsvermögen verwebt Oesterle autobiografische Elemente mit fiktiven Erzählungen.
Komplexe Vater-Sohn-Beziehung: Graphic Novel über die ungeschönte Wahrheit des Vaterseins unddie Suche nach sich selbst. Preisgekrönter Autor: Rasante Fabulierfreude, vielschichtige Figuren und treffsichere Dialoge - Uli Oesterle auf der Höhe seiner Kunst. Vierteilig angelegte Serie: Der Auftakt einer großen Erzählung in vier Bänden.
Eine Comic-Geschichte über Alkoholismus und Verantwortung: tiefgründig, sensibel und zugleich wahnsinnig unterhaltsam.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.07.2020Absturz in München
Uli Oesterles maßstabsetzender Comic "Vatermilch"
Wer Neologismen verwendet, riskiert Missverständlichkeit. Aber nicht bei einem Begriff wie "Vatermilch", auch wenn niemand dieses Wort je zuvor gehört haben dürfte. Als Variation von "Muttermilch" ist es jedenfalls denkbar anschaulich - auch in seinem semantischen Gehalt: Es geht dabei um das, was der Vater einem Kind auf dessen Lebensweg mitgibt, womit er es großzieht. In Uli Oesterles neuem Comic, der den Titel "Vatermilch" trägt und bei Carlsen erscheint, ist das der Alkohol.
Nicht, dass Rufus Himmelstoß, ein Jalousienvertreter im München der frühen siebziger Jahre, seinem kleinen Sohn Victor Alkohol verabreichte. Aber er selbst ist ein schwerer Trinker, und im Rausch erscheint die Welt für ihn als Kinderspiel, während er die Familie vernachlässigt. Oesterle gibt im Nachwort zu "Vatermilch" Auskunft über den autobiographischen Charakter dieser Geschichte: Er selbst, Jahrgang 1966, ist das Vorbild für den kleinen Victor, und die Initialzündung für den Comic war 2010 die offizielle Mitteilung über den Tod seines Vaters, dem er seit 1973 nur noch zweimal begegnet war. Was Oesterle jetzt mit anderen Figurennamen erzählt, ist die Rekonstruktion der Ursachen und Folgen des Bruchs zwischen seinen Eltern. Und zugleich ist der Band eine Selbstbefragung, inwieweit das väterliche Vorbild die eigenen Verhaltensweisen noch immer bestimmt.
Selten ist ein scheiterndes Leben mit größerer Unmittelbarkeit in Szene gesetzt worden als im Fall von Rufus Himmelstoß. Wobei dessen Absturz in eine Bildsprache gekleidet ist, die sich ästhetisch an der Grafik der Handlungszeit orientiert, aber auch das Vorbild von Zeichnern wie Will Eisner, David Lloyd und Manu Larcenet erkennen lässt - kurz gesagt: einigen der Besten. Durch die Beschränkung auf jeweils nur eine dominante Zusatzfarbe - Aubergine für die siebziger Jahre, Flieder für den Beginn des neuen Jahrtausends - wird die Grundstimmung gesetzt: ein fahles Dasein. Und doch sorgen eingeschobene ganzseitige Bilder immer wieder für Ausbrüche aus dem Raster, wie sie sich Rufus Himmelstoß erträumt. Denunziert wird dieser Vater nicht.
Für die damals noch im Entstehen begriffene Geschichte erhielt Uli Oesterle 2016 den Leibinger-Comicbuchpreis. Nun löst er die dadurch geweckten hohen Erwartungen ein - und das schon mit dem Auftakt. Denn "Vatermilch" ist auf vier Bände ausgelegt. Zusammen werden es fast fünfhundert Seiten. Nach der Lektüre des ersten Teils sei die Prognose gewagt: kein Bild zu viel.
apl
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Uli Oesterles maßstabsetzender Comic "Vatermilch"
Wer Neologismen verwendet, riskiert Missverständlichkeit. Aber nicht bei einem Begriff wie "Vatermilch", auch wenn niemand dieses Wort je zuvor gehört haben dürfte. Als Variation von "Muttermilch" ist es jedenfalls denkbar anschaulich - auch in seinem semantischen Gehalt: Es geht dabei um das, was der Vater einem Kind auf dessen Lebensweg mitgibt, womit er es großzieht. In Uli Oesterles neuem Comic, der den Titel "Vatermilch" trägt und bei Carlsen erscheint, ist das der Alkohol.
Nicht, dass Rufus Himmelstoß, ein Jalousienvertreter im München der frühen siebziger Jahre, seinem kleinen Sohn Victor Alkohol verabreichte. Aber er selbst ist ein schwerer Trinker, und im Rausch erscheint die Welt für ihn als Kinderspiel, während er die Familie vernachlässigt. Oesterle gibt im Nachwort zu "Vatermilch" Auskunft über den autobiographischen Charakter dieser Geschichte: Er selbst, Jahrgang 1966, ist das Vorbild für den kleinen Victor, und die Initialzündung für den Comic war 2010 die offizielle Mitteilung über den Tod seines Vaters, dem er seit 1973 nur noch zweimal begegnet war. Was Oesterle jetzt mit anderen Figurennamen erzählt, ist die Rekonstruktion der Ursachen und Folgen des Bruchs zwischen seinen Eltern. Und zugleich ist der Band eine Selbstbefragung, inwieweit das väterliche Vorbild die eigenen Verhaltensweisen noch immer bestimmt.
Selten ist ein scheiterndes Leben mit größerer Unmittelbarkeit in Szene gesetzt worden als im Fall von Rufus Himmelstoß. Wobei dessen Absturz in eine Bildsprache gekleidet ist, die sich ästhetisch an der Grafik der Handlungszeit orientiert, aber auch das Vorbild von Zeichnern wie Will Eisner, David Lloyd und Manu Larcenet erkennen lässt - kurz gesagt: einigen der Besten. Durch die Beschränkung auf jeweils nur eine dominante Zusatzfarbe - Aubergine für die siebziger Jahre, Flieder für den Beginn des neuen Jahrtausends - wird die Grundstimmung gesetzt: ein fahles Dasein. Und doch sorgen eingeschobene ganzseitige Bilder immer wieder für Ausbrüche aus dem Raster, wie sie sich Rufus Himmelstoß erträumt. Denunziert wird dieser Vater nicht.
Für die damals noch im Entstehen begriffene Geschichte erhielt Uli Oesterle 2016 den Leibinger-Comicbuchpreis. Nun löst er die dadurch geweckten hohen Erwartungen ein - und das schon mit dem Auftakt. Denn "Vatermilch" ist auf vier Bände ausgelegt. Zusammen werden es fast fünfhundert Seiten. Nach der Lektüre des ersten Teils sei die Prognose gewagt: kein Bild zu viel.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Diese Veröffentlichung hat dem Rezensenten Ralph Trommer bestätigt, dass Uli Oesterle einer der begabtesten Comicbuch-Autoren Deutschlands ist: In zwei Strängen werden Szenen aus dem Leben von Rufus, einem 70er-Jahre-Tunichtgut, neben solche aus dem Alltag des Familienvaters Victor im Jahr 2005 geschaltet, so Trommer. Dass Victor selbst Rufus' Sohn ist und mit der Frage hadert, ob ein besseres Vorbild ihm selbst die Vaterrolle erleichtert hätte, macht die Graphic Novel in Trommers Augen zu einem tiefgründigen Leseerlebnis, das aber dennoch mit Selbstironie und Leichtfüßigkeit punktet, wie der Rezensent versichert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Eine aufgekratzte Münchner Mischung mit viel wildem Schwabing." Christa Sigg Abendzeitung 20200530