Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Geschichtswissenschaften), Veranstaltung: Kaiser Friedrich Barbarossa (1122-1190) in seiner Zeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Eröffnet wird der Aufsatz mit einem Überblick über die Forschungsergebnisse des 20. Jahrhunderts, die Jerusalemfahrt Heinrichs des Löwen im Jahr 1172 betreffend. Es wird festgestellt, dass sich die Mediävisten lange Zeit mit der Frage beschäftigten, ob dieses Unternehmen primär religiös oder politisch motiviert gewesen ist. Vor allem interessiert den Autoren aber die These Johannes Frieds, der Orientzug des Herzogs von Sachsen und Bayern sei ein "abgebrochener Kreuzzug" gewesen.In einem ersten Schritt wird die Zuverlässigkeit der "Chronica Slavorum" Arnolds von Lübeck als Hauptquelle zu dieser Fragestellung diskutiert. Zunächst werden Frieds Argumente zu einer quellenkritischen Neubewertung zu Ungunsten des Lübecker Abtes referiert. Anschließend wird durch einen Vergleich der betreffenden Passage aus der "Slawenchronik" mit einer in Jerusalem verfassten Urkunde Heinrichs des Löwen aufgezeigt, dass das Arnolds Werk zwar im Detail oftmals ungenau ist, für die Erforschung der wichtigsten Ereignisse und Hintergründe der Fahrt aber dennoch als Hauptquelle beibehalten werden kann.In einem zweiten Kapitel setzt sich der Autor auf theoretischer Ebene mit dem Kreuzzugsbegriff auseinander. Es wird aufgezeigt, welche Definitionsansätze zurzeit in der mediävistischen Forschung dominieren und welche Elemente als konstitutiv für ein als Kreuzzug zu bezeichnendes Unternehmen angesehen werden.In einem dritten Kapitel wird überprüft, ob die Jerusalemfahrt des Jahres 1172 den herausgearbeiteten Kriterien entspricht oder nicht. Auch hier werden zunächst Frieds Argumente nachvollzogen. Es wird festgestellt, dass die dünne Quellenbasis, auf der diese beruhen, seine These als recht spekulativ erscheinen lässt. Anschließend werden den von Fried präferierten Quellen die uns überlieferten Urkunden des Welfen als Zeugnisse hoher Authentizität entgegengestellt. Es wird herausgearbeitet, dass diese Urkunden, in Übereinstimmung mit Arnold von Lübeck, den Schluss nahe legen, dass Heinrich mit seiner Pilgerfahrt das Seelenheil nicht durch kriegerische Handlungen, sondern durch traditionelle, friedliche Bußakte und Frömmigkeitshandlungen zu erlangen suchte.Unter Berücksichtigung des allgemeinen mentalitätsgeschichtlichen Kontextes der Jerusalemfahrt Heinrichs des Löwen kommt der Autor somit abschließend zu dem Schluss, dass diese als in erster Line religiös motivierte, bewaffnete Pilgerfahrt und nicht als "abgebrochener Kreuzzug" anzusehen ist.
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