Erstmals in deutscher Übersetzung: Théophile Gautiers 1833 veröffentlichte spöttische Geschichten sind das literarische Dokument einer Ära. Sie werden nun, anlässlich des 200. Geburtstags des Autors, auch den deutschen Lesern zugänglich gemacht. Die Erzählungen spiegeln den Aufbruch und die Enttäuschungen der romantischen Jugend im Frankreich nach der Julirevolution. Sie oszillieren zwischen Konformität und Wahnsinn, Originalität und Snobismus, Tugend und Heuchelei, Bürgerlichkeit und Dandysmus, Jugend und Ausweglosigkeit, Revolte und Ernüchterung. Die Satiren auf eine rein zweckbestimmte bürgerliche Gesellschaft sollten den ursprünglichen Leser zu eigenständigem Denken anregen. Die Probleme dieser Generation erweisen sich dabei als überraschend aktuell. Voller Witz und Charme führt Gautiers Erzähler ein Verwirrspiel mit seinem Leser.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Theophile Gautiers Erzählungen sind der romantischen Jugendbewegung der "Jeunes-France" gewidmet, der der Autor selbst anhing, weiß Simon Strauss. Junge französische Künstler rebellierten um 1830 gegen die Bourgeoisie, pflegten ihre Sehnsucht nach der Vergangenheit und gaben sich mit Begeisterung dem Rausch und der antibürgerlichen Geste hin, erfahren wir vom Rezensenten. Gautiers sechs Erzählungen lassen aber durchaus ein Bewusstsein dafür erkennen, wie schnell dieser Gestus ins Lächerliche umschlagen kann, meint Strauss. Und selbst in einer Geschichte wie "Punchbowle", in der Gautier mit autobiografischer Färbung von einer Versammlung der Jeunes-France erzählt, weiß man nie, ob die die Erzählung unterfütternde Ironie sich gegen sich selbst richtet oder den Leser nur provozieren soll, so der Rezensent. Ihn allerdings hat die Geschichte eines an der Gegenwart leidenden und sich ins 15. Jahrhundert zurücksehnenden Jeune-France noch am stärksten berührt hat, nicht zuletzt, weil hier Gautiers "Traurigkeit über ein Leben, das in Konventionen und Konformismus erstarrt keinen Platz mehr für Fantasie und Leidenschaft bietet", noch am ehesten zu spüren ist, wie er lobt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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