Onkel Lojos Feldforschung: genau beobachtet, voll daneben
Schon Sokrates klagte über die Jugend in Athen, sie sei auch nicht mehr das, was sie früher einmal gewesen war. Derlei rentnerhaftes Genörgel ist Joachim Lottmanns Sache nicht. Onkel Lojo, der Ich-Erzähler seines Romans, feiert das Neue: Gestern ist doof, heute ist klasse, morgen ist Ecstasy. Das gilt auch für die jungen Leute um seinen Neffen Severin, eben die Jugend von heute. Als erster Erwachsener lebt der Erzähler unter ihnen, und damit im Herz unserer Kultur, die eine Jugendkultur ist. Er erforscht ihre Rituale, vergleicht diese neueste deutsche Jugend mit ihren Vorgängern, hört ihre Musik, besucht ihre Partys, nimmt ihre Drogen, schwärmt für ihre Frauen und versucht unter Einsatz seines Lebens, diese Herrscher von morgen zu verstehen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Schon Sokrates klagte über die Jugend in Athen, sie sei auch nicht mehr das, was sie früher einmal gewesen war. Derlei rentnerhaftes Genörgel ist Joachim Lottmanns Sache nicht. Onkel Lojo, der Ich-Erzähler seines Romans, feiert das Neue: Gestern ist doof, heute ist klasse, morgen ist Ecstasy. Das gilt auch für die jungen Leute um seinen Neffen Severin, eben die Jugend von heute. Als erster Erwachsener lebt der Erzähler unter ihnen, und damit im Herz unserer Kultur, die eine Jugendkultur ist. Er erforscht ihre Rituale, vergleicht diese neueste deutsche Jugend mit ihren Vorgängern, hört ihre Musik, besucht ihre Partys, nimmt ihre Drogen, schwärmt für ihre Frauen und versucht unter Einsatz seines Lebens, diese Herrscher von morgen zu verstehen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2004Jugend ohne Sex
Ein Manifest gegen die Wirklichkeit: Joachim Lottmanns Roman "Die Jugend von heute"
Die Jugend von heute ist die Jugend von morgen - und übermorgen, in fünfzehn, zwanzig Jahren, wird diese Jugend noch immer sehr viel jünger sein, als Joachim Lottmann es heute ist, blutjung also und unerfahren, und all die Kinder aus Lottmanns neuem Buch, der Eli und der Jonas und der Lukas und die Mädchen, die eigentlich immer Julia heißen, sie alle können froh sein, wenn sie es bis zum vierzigsten Geburtstag geschafft haben werden, endlich mal das zu tun, was in Lottmanns Dialogen meistens "bohnern" heißt; und wenn der Text ein bißchen abstrakter wird, klingt es dann so: "Es war schon wieder so, daß die Sexualität einfach nicht vollzogen wurde."
Denn die Jugend von heute, wie Lottmann sie beschreibt, hat ein Problem, welches ihr offenbar nicht so recht bewußt ist; aber Jolo, der lottmanneske Ich-Erzähler, hat es natürlich sofort erkannt: Die Jugend von heute kann einfach nicht zur Sache kommen. Die Mädchen und die Jungs liegen zwar den ganzen Tag in den Betten, oft auch zu zweit, manchmal zu dritt, und gerne kuscheln sie und knutschen und reden, aber bevor sie tun, was jetzt nach Jolos Ansicht dringend getan werden müßte, stehen sie auf, nehmen Drogen aller Art und ziehen durch die Clubs, durchs "Cookies" und das "White Trash" in Berlin, wo Jolo gerade noch mithalten kann, durchs "Backstage" und die "Mandarin Lounge" in München, was, weil da noch heftiger gefeiert wird, den Jolo nahe an den sogenannten Herzkasper treibt, und daß diese Jugend nach einer solchen Feiernacht nicht vor neun Uhr morgens nach Hause geht, das, glaubt Jolo, liegt vor allem daran, daß sie, gingen sie früher nach Hause, womöglich doch noch tun würden, wozu ihnen die Lust völlig fehlt.
Die Jugend, sagt so mancher, der sich an seinen dreißigsten Geburtstag noch erinnern kann, die Jugend von heute ist ganz anders. Nie würde einer zu der Sache, die sie ja nicht tun, "bohnern" sagen; und "endskraß", ein Wort, das Lottmann zweimal verwendet, sei ohnehin indiskutabel; und wenn Lottmann seinen Jolo von der Leine lasse und der lasse seinen Meinungen freien Lauf, über die Verkommenheit Berlins, die Geschlecktheit Münchens und die düstere Zukunft von allem anderen - dann sei das, erstens, von gestern, und zweitens sei es entweder falsch, oder Lottmann renne sperrangelweit offene Türen ein.
Das sind natürlich außerliterarische Einwände, die Lottmann sich aber ganz zu recht einhandelt, weil er immer wieder so tut, als ginge es in seiner Prosa nicht um die Wörter, sondern eher um die Welt. Man ist automatisch versucht, diesen Roman wie eine Reportage zu lesen, schon weil darin so viele Orte und Personen vorkommen, die bei Lottmann so heißen, wie sie auch ohne Lottmann heißen, nicht nur die Clubs, sondern auch die Menschen, Rainer Langhans zum Beispiel und Elfriede Jelinek oder Rainald Goetz, und daß man tief in den Fiktionen steckt, merkt man beim Lesen immer dann, wenn man es sich in der Reportage gerade bequem eingerichtet hat.
Die Übergänge verwischen und verschwimmen, gerade sind die Sätze Lottmanns noch durch ein Schwabing spazierengegangen, das man zu kennen glaubt, und dann geht Jolo durch eine Tür, und das stinknormale Wirtshaus Leopold hat sich in eine Art Hölle verwandelt, und in empirisch nachweisbaren Berliner Clubs tun sich Türen auf, die es dort erwiesenermaßen nicht gibt, und der Schlüssel, der sie aufsperrt, ist Lottmanns Prosa, die alles, was sie anfaßt, in Fiktion verwandelt - auch dann, diesen Verdacht wird man einfach nicht los, wenn ihr Autor das gar nicht will.
Er sei ja der deutsche Rainald Goetz, sagt einmal Jolo, der wie sein Autor ein Schriftsteller ist, und natürlich stolpert man, weil ja eigentlich Goetz der deutsche Goetz ist, über diesen Satz, so wie man über viele solcher Sätze stolpert, in denen die Fiktion in ihrer absurdesten Gestalt in diese Prosa einbricht, und als Leser versucht man, einen Anker zu werfen, sich an sicheren Vergleichsgrößen festzuhalten, an Thomas Bernhard vielleicht, weil der ja auch gern die Dinge und die Menschen beim Namen und beim Schimpfnamen nannte, und wenn Jolo und die jungen Leute ständig unterwegs sind, zwischen Berlin und München, Zürich, Wien, und die Drogen nur so eingeworfen werden, denkt man an den Jack Kerouac von "On the Road", und den Verweis auf Rainald Goetz, auf "Rave" und "Dekonspiratione", hat Lottmann ja selber eingebaut. Und trotzdem schreibt er seine unverwechselbare Lottmannprosa, einen Stil, der nicht immer ganz sicher ist, aber so unglaublich lässig, als wären die dreihundert Seiten nur ein Ausschnitt aus der Lebensendlosmitschrift des Joachim Lottmann - so viel, so liest sich das, gibt es aufzuschreiben, daß für Prätentionen einfach keine Zeit mehr bleibt.
Und in einem rätselhaften Umkehrschluß wird diese Sprache, die alles in Fiktion verwandelt, zugleich zu einem Weltempfänger; der empfängt die Signale aus der Jugendwelt und aus der Konsumwelt und aus der Bürokratenwelt, und es paßt, und es gelingt Lottmann sogar, eine Passage zu schreiben, in welcher er das Wort "schwul" genau so gebraucht, wie das sonst nur die jungen Deutschtürken tun.
Aber natürlich geht es nicht wirklich darum, ob die Jungs bei Lottmann, die immer nur kuscheln wollen, jetzt homosexuell sind oder metro- oder asexuell; es geht schon eher darum, daß, so die unendlich melancholische Moral, die körperliche Vereinigung auch keine Lösung ist, und zum Beleg schreibt Lottmann eine Szene, die traurig ist und wahnsinnig komisch (oder komisch wahnsinnig); es ist die Szene, in welcher sich Jolo mit einer Überdosis Viagra dopt und mit der Glückspille Lexotanil, und es ist furchtbar, so lange es dauert, und was bleibt, ist dieser eine Satz: "Insgesamt 22 Geschlechtsakte hatten Spuren des Todes in mein Gesicht gegraben."
Dieses Buch, das sich so weltnah liest und an so lebensechten Schauplätzen spielt, ist eigentlich ein großer Wirklichkeitsverweigerungsroman - so wie die "Jugend von heute" voreinander und jedenfalls vor dem Sex flieht, so ist Jolo, der Erzähler, vor seinesgleichen, vor den Zeit- und Altersgenossen geflohen, und insofern spielt es wirklich keine Rolle, ob diese Jugend so ist und von heute ist oder die reine Erfindung: Ein Fluchtpunkt muß nicht unbedingt in der Wirklichkeit liegen, um der Perspektive eine Richtung zu geben. Und an diesem Punkt treffen sich Jolo, der Erzähler, und Lottmann, der Autor. Lottmanns Reportergestus ist natürlich reine Tarnung, Lottmann hält sich die Welt mit seiner Sprache vom Leib, Lottmann ist Ironiker aus Notwehr und absurd aus Realismus. Man darf ihm kein Wort glauben.
Denn ein Satz von Lottmann, den man beim Nennwert nehmen dürfte: Das wäre ja wie Sex.
CLAUDIUS SEIDL
Joachim Lottmann: "Die Jugend von heute". 319 Seiten. Kiepenheuer & Witsch. 8,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Manifest gegen die Wirklichkeit: Joachim Lottmanns Roman "Die Jugend von heute"
Die Jugend von heute ist die Jugend von morgen - und übermorgen, in fünfzehn, zwanzig Jahren, wird diese Jugend noch immer sehr viel jünger sein, als Joachim Lottmann es heute ist, blutjung also und unerfahren, und all die Kinder aus Lottmanns neuem Buch, der Eli und der Jonas und der Lukas und die Mädchen, die eigentlich immer Julia heißen, sie alle können froh sein, wenn sie es bis zum vierzigsten Geburtstag geschafft haben werden, endlich mal das zu tun, was in Lottmanns Dialogen meistens "bohnern" heißt; und wenn der Text ein bißchen abstrakter wird, klingt es dann so: "Es war schon wieder so, daß die Sexualität einfach nicht vollzogen wurde."
Denn die Jugend von heute, wie Lottmann sie beschreibt, hat ein Problem, welches ihr offenbar nicht so recht bewußt ist; aber Jolo, der lottmanneske Ich-Erzähler, hat es natürlich sofort erkannt: Die Jugend von heute kann einfach nicht zur Sache kommen. Die Mädchen und die Jungs liegen zwar den ganzen Tag in den Betten, oft auch zu zweit, manchmal zu dritt, und gerne kuscheln sie und knutschen und reden, aber bevor sie tun, was jetzt nach Jolos Ansicht dringend getan werden müßte, stehen sie auf, nehmen Drogen aller Art und ziehen durch die Clubs, durchs "Cookies" und das "White Trash" in Berlin, wo Jolo gerade noch mithalten kann, durchs "Backstage" und die "Mandarin Lounge" in München, was, weil da noch heftiger gefeiert wird, den Jolo nahe an den sogenannten Herzkasper treibt, und daß diese Jugend nach einer solchen Feiernacht nicht vor neun Uhr morgens nach Hause geht, das, glaubt Jolo, liegt vor allem daran, daß sie, gingen sie früher nach Hause, womöglich doch noch tun würden, wozu ihnen die Lust völlig fehlt.
Die Jugend, sagt so mancher, der sich an seinen dreißigsten Geburtstag noch erinnern kann, die Jugend von heute ist ganz anders. Nie würde einer zu der Sache, die sie ja nicht tun, "bohnern" sagen; und "endskraß", ein Wort, das Lottmann zweimal verwendet, sei ohnehin indiskutabel; und wenn Lottmann seinen Jolo von der Leine lasse und der lasse seinen Meinungen freien Lauf, über die Verkommenheit Berlins, die Geschlecktheit Münchens und die düstere Zukunft von allem anderen - dann sei das, erstens, von gestern, und zweitens sei es entweder falsch, oder Lottmann renne sperrangelweit offene Türen ein.
Das sind natürlich außerliterarische Einwände, die Lottmann sich aber ganz zu recht einhandelt, weil er immer wieder so tut, als ginge es in seiner Prosa nicht um die Wörter, sondern eher um die Welt. Man ist automatisch versucht, diesen Roman wie eine Reportage zu lesen, schon weil darin so viele Orte und Personen vorkommen, die bei Lottmann so heißen, wie sie auch ohne Lottmann heißen, nicht nur die Clubs, sondern auch die Menschen, Rainer Langhans zum Beispiel und Elfriede Jelinek oder Rainald Goetz, und daß man tief in den Fiktionen steckt, merkt man beim Lesen immer dann, wenn man es sich in der Reportage gerade bequem eingerichtet hat.
Die Übergänge verwischen und verschwimmen, gerade sind die Sätze Lottmanns noch durch ein Schwabing spazierengegangen, das man zu kennen glaubt, und dann geht Jolo durch eine Tür, und das stinknormale Wirtshaus Leopold hat sich in eine Art Hölle verwandelt, und in empirisch nachweisbaren Berliner Clubs tun sich Türen auf, die es dort erwiesenermaßen nicht gibt, und der Schlüssel, der sie aufsperrt, ist Lottmanns Prosa, die alles, was sie anfaßt, in Fiktion verwandelt - auch dann, diesen Verdacht wird man einfach nicht los, wenn ihr Autor das gar nicht will.
Er sei ja der deutsche Rainald Goetz, sagt einmal Jolo, der wie sein Autor ein Schriftsteller ist, und natürlich stolpert man, weil ja eigentlich Goetz der deutsche Goetz ist, über diesen Satz, so wie man über viele solcher Sätze stolpert, in denen die Fiktion in ihrer absurdesten Gestalt in diese Prosa einbricht, und als Leser versucht man, einen Anker zu werfen, sich an sicheren Vergleichsgrößen festzuhalten, an Thomas Bernhard vielleicht, weil der ja auch gern die Dinge und die Menschen beim Namen und beim Schimpfnamen nannte, und wenn Jolo und die jungen Leute ständig unterwegs sind, zwischen Berlin und München, Zürich, Wien, und die Drogen nur so eingeworfen werden, denkt man an den Jack Kerouac von "On the Road", und den Verweis auf Rainald Goetz, auf "Rave" und "Dekonspiratione", hat Lottmann ja selber eingebaut. Und trotzdem schreibt er seine unverwechselbare Lottmannprosa, einen Stil, der nicht immer ganz sicher ist, aber so unglaublich lässig, als wären die dreihundert Seiten nur ein Ausschnitt aus der Lebensendlosmitschrift des Joachim Lottmann - so viel, so liest sich das, gibt es aufzuschreiben, daß für Prätentionen einfach keine Zeit mehr bleibt.
Und in einem rätselhaften Umkehrschluß wird diese Sprache, die alles in Fiktion verwandelt, zugleich zu einem Weltempfänger; der empfängt die Signale aus der Jugendwelt und aus der Konsumwelt und aus der Bürokratenwelt, und es paßt, und es gelingt Lottmann sogar, eine Passage zu schreiben, in welcher er das Wort "schwul" genau so gebraucht, wie das sonst nur die jungen Deutschtürken tun.
Aber natürlich geht es nicht wirklich darum, ob die Jungs bei Lottmann, die immer nur kuscheln wollen, jetzt homosexuell sind oder metro- oder asexuell; es geht schon eher darum, daß, so die unendlich melancholische Moral, die körperliche Vereinigung auch keine Lösung ist, und zum Beleg schreibt Lottmann eine Szene, die traurig ist und wahnsinnig komisch (oder komisch wahnsinnig); es ist die Szene, in welcher sich Jolo mit einer Überdosis Viagra dopt und mit der Glückspille Lexotanil, und es ist furchtbar, so lange es dauert, und was bleibt, ist dieser eine Satz: "Insgesamt 22 Geschlechtsakte hatten Spuren des Todes in mein Gesicht gegraben."
Dieses Buch, das sich so weltnah liest und an so lebensechten Schauplätzen spielt, ist eigentlich ein großer Wirklichkeitsverweigerungsroman - so wie die "Jugend von heute" voreinander und jedenfalls vor dem Sex flieht, so ist Jolo, der Erzähler, vor seinesgleichen, vor den Zeit- und Altersgenossen geflohen, und insofern spielt es wirklich keine Rolle, ob diese Jugend so ist und von heute ist oder die reine Erfindung: Ein Fluchtpunkt muß nicht unbedingt in der Wirklichkeit liegen, um der Perspektive eine Richtung zu geben. Und an diesem Punkt treffen sich Jolo, der Erzähler, und Lottmann, der Autor. Lottmanns Reportergestus ist natürlich reine Tarnung, Lottmann hält sich die Welt mit seiner Sprache vom Leib, Lottmann ist Ironiker aus Notwehr und absurd aus Realismus. Man darf ihm kein Wort glauben.
Denn ein Satz von Lottmann, den man beim Nennwert nehmen dürfte: Das wäre ja wie Sex.
CLAUDIUS SEIDL
Joachim Lottmann: "Die Jugend von heute". 319 Seiten. Kiepenheuer & Witsch. 8,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Amüsiert hat sich Rezensent Ulrich Stock bei der Lektüre von Joachim Lottmanns literarischen Spurensuche nach der "Jugend von heute" durchaus. Lustvoll zitiert er aus dem Buch, das er ein Sachbuch nennt, vom Autor aber als Roman ausgegeben wird - aus Sicherheitsgründen, wie der Rezensent vermutet, falls doch das eine oder andere Detail nicht ganz stimmen sollte. Onkel Jolo jedenfalls beschreibt darin die Jugend und sich selbst gleich mit, erklärt Stock. Gemeinsam zieht er mit seinem Neffen Elias durch das Berliner Nachtleben, immer auf der Suche nach Erkenntnisgewinn. Und er stellt fest, dass die Jugendlichen komplexer und intelligenter sind, aber leider in der "Ursuppe der Unbildung" schwimmen. Auch mit den Frauen will es bei den Jungen nicht so recht klappen, die immer "den Kindskörper einer 13jährigen haben, die Frechheit einer frühreifen Schlampe, die Überlegenheit einer Yale-Professorin und die Grausamkeit einer rumänischen Ex-Dikatorengattin", wie es im Roman heißt. Onkel Jolo ist eine chauvinistische Klatschtante, die sich auf Kosten anderer amüsiert, resümiert Stock und stellt Lottmann ungerührt in eine Reihe mit Stuckrad-Barre - und nicht neben Houellebecq, wo sich der Autor selbst gerne sähe.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Lottmanns Meisterstück und scharfsinnige Vision« Welt am Sonntag