Kaum anderthalb Jahre nach Kriegsende, am 1. Dezember 1946, stimmten die Bürgerinnen und Bürger Hessens mit einer Dreiviertel-Mehrheit einer rechtsstaatlich-demokratischen Verfassung zu und wählten erstmals einen Landtag. Das von der amerikanischen Militär-regierung eingesetzte Allparteienkabinett unter Karl Geiler hatte damit seinen Auftrag er-füllt und machte nun einer demokratisch legitimierten CDU/SPD-Koalitionsregierung unter dem Sozialdemokraten Christian Stock Platz. Die Politik des Kabinetts Stock war in den Jahren 1947/48 nicht nur bestimmt durch die Bewältigung der schlimmsten materiellen Not und der Folgen der nationalsozialistischen Herrschaft. Im Mittelpunkt stand nun die Ver-wirklichung der Hessischen Verfassung. Grundlegende und teilweise bis in die Gegenwart hinein wirkende Beschlüsse betrafen den organisatorischen Aufbau, das Zusammenwirken der Staatsorgane sowie ambitionierte sozial- und wirtschaftspolitische Verfassungsziele, darunter die Lernmittel- und Unterrichtsgeldfreiheit, die Mitbestimmung der Betriebsräte und die Sozialisierung zentraler Wirtschaftszweige. Auch den – ebenfalls durch die Verfas-sung vorgegebenen – politischen Auftrag, die deutsche Einheit herbeizuführen, verfolgte die hessische Landesregierung zielstrebig und konsequent. Politisch, organisatorisch und personell unterstützte das Kabinett Stock die 1947 durch den Wirtschaftsrat eingeleitete Entwicklung in jeder Hinsicht. Hessen war maßgeblich mitverantwortlich dafür, dass ab September 1948 der Parlamentarische Rat in Bonn seine Arbeit aufnehmen konnte und damit der Weg zum „Weststaat“ und zum Grundgesetz offen stand. Nach der bereits vorliegenden Edition der Kabinettsprotokolle der ersten hessischen Nach-kriegsregierung Geiler für die Jahre 1945–1946 folgt hiermit der 1. Fortsetzungsband für die Jahre 1947–1948 der Regierung Stock. Eine umfangreiche Einleitung beschreibt den zeitgeschichtlichen Kontext und skizziert die wesentlichen Arbeitsfelder der Regierungsge-schäfte. Die für die Rekonstruktion der Regierungspolitik nach 1945 so zentralen Protokoll-texte werden durch Sachanmerkungen erläutert, die auch Hinweise auf weiteres Archivma-terial geben und somit den Einstieg in vertiefende Forschungen erleichtern. Ergänzt wird die Edition durch den Abdruck von mehr als 100 Dokumenten, die für die Verhandlungen des Kabinetts eine tragende Rolle gespielt haben. Ein Personenindex und ein Register der Verhandlungsgegenstände erschließen den Band. Die umfangreiche Dokumentation zur hessischen Nachkriegsgeschichte wendet sich nicht nur an den Fachwissenschaftler, sondern dient auch als Lese- und Arbeitsbuch für Universi-täten, Schulen und ein zeitgeschichtlich interessiertes Publikum.