Den Film hatte ich nach 10 Minuten ausgeschaltet. Ein kommunistisches Känguru als Realanimation hat einfach nicht funktioniert. Es ist mehr was für die kurze Form, denn nach spätestens 10 Minuten gehen mir kommunistische Kängurus immer schon auf den Senkel. Ich kenne das noch aus dem Studium, da
liefen nämlich einige davon rum. Heute hüpfen woke-aktivistische Kängurus durchs Auditorium, die gehen…mehrDen Film hatte ich nach 10 Minuten ausgeschaltet. Ein kommunistisches Känguru als Realanimation hat einfach nicht funktioniert. Es ist mehr was für die kurze Form, denn nach spätestens 10 Minuten gehen mir kommunistische Kängurus immer schon auf den Senkel. Ich kenne das noch aus dem Studium, da liefen nämlich einige davon rum. Heute hüpfen woke-aktivistische Kängurus durchs Auditorium, die gehen mir aber auch nach 10 Minuten auf den Senkel.
Die Känguru-Comics machen den Fehler jedenfalls nicht. Es sind kurze Strips aus maximal vier Bildern, samstags auch mal neun, die Pointe kurz auf den Punkt gebracht, gerade richtig für Leser wie mich, der ich die Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchens habe. Die Pointe sitzt dann wie ein Känguruboxhandschuh auf Marc-Uwes Auge. Es werden auch nicht die Kalauer aus den Büchern als Comicstrip recycelt, sondern man bekommt ganz neue Unverschämtheiten und weise Weisheiten eingeflößt.
Wir verdanken die Gedanken übrigens dem Coronavirus, der Marc-Uwe von seiner normalen Arbeit auf der Bühne fernhielt und mit dem genialen Zeichner Bernd Kissel zusammenbrachte, der seine Figuren so sehr verinnerlicht hat, dass sie auf dem Papier lebendiger werden als das peinliche, bewegliche Animationstier im Film. Das ist rundum gelungen und wie sich Zeichner und Texter die Bälle zuspielen, wie sie (etwas völlig Neues im Känguru-Universum) nicht nur Wort-, sondern auch Bildwitz umsetzen, das hat Stil. Nicht jeder Gag sitzt gleich gut, aber was erwartet man, wenn jeden Tag ein neuer ausgebrütet werden MUSS. Wie bei der Trilogie sollte der Leser einen gewissen Bildungshintergrund haben, weder Aluhüte tragen, noch die Invasion außerirdischer Echsenmenschen fürchten. Eine menschenfreundliche Einstellung hilft beim Verständnis ebenso wie Sinn für Humor.
In diesem Band ist das erste Corona-Jahr gesammelt. Da das Team Kling-Kissel seitdem fleißig weiter gearbeitet hat, ist mit einem Folgeband wohl in Kürze zu rechnen. Ich bitte darum. Sogar meine Aversion gegen kommunistische Kängurus hat sich etwas gelegt. Eigentlich ist das Tier ganz süß. Von vorne sieht es aus wie ein Hase, von der Seite wie ein Esel. Knuffig.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)