»Die Gedichte von Rainer Maria Rilke sind sprachliche Tonkunst. Doch hat ihre Musikalität zugleich eine Eigenart, die ich so von keinem anderen Dichter kenne: Sie ist verwoben in dichte Bilderfolgen, und so beginnt sich das Sichtbare mit den Klängen zu regen und zu bewegen, und Rilkes Verse werden zu Tänzen. Sie erinnern aus der Ferne des zwanzigsten Jahrhunderts die archaische Einheit, die mit dem griechischen choros im kultischen Theater gemeint war. Der Chor sang und sprach und kreiste in Reigen in eins auf der Bühne. Rilkes Versfüße tanzen in den freien Metren geschmeidig und überraschend wie die Ausdruckstänzerinnen seiner Zeit. Dabei ist es vielfach der äußerste Punkt des Lebens, die letzte Offenheit, wo es keine Sprache mehr gibt, von der her diese poetischen Energien kommen.«