Der erste Valois-Herzog in Burgund, Philipp der Kühne (1364-1404), stiftete mit der Kartause von Champmol bei Dijon die Grablege seiner Dynastie. Sie gehörte zu den wichtigsten Ensembles des späten Mittelalters. Mit dieser Stiftung und ihrer Ausstattung wurde das Bild bestimmt, das die Herzöge von Burgund von sich der Nachwelt überliefern wollten. Es war gezielte Erinnerungspolitik. In der französischen Revolution wurde die Grablege mitsamt der Ausstattung weitestgehend zerstört.
Im Zentrum des Buches stehen die Rekonstruktion und Interpretation sowie die kunsthistorische Einbettung in andere bedeutende Ensembles. Die Rekonstruktion beruht auf zeitgenössischen Quellen, die die Interpretation des politischen und künstlerischen Gesamtprogramms der Kartause gestatten. Sie sollte so starke Gegensätze wie das Askese-Ideal des Ordens, höfische Repräsentation und politische Ansprüche miteinander verbinden. Nacheinander werden Kirchenportal, Kirchenschiff mit Konversenchor und Mönchschor inkl. der herzoglichen Grabmäler, Altarraum mit vollständiger Ausstattung, sämtliche Kapellen sowie Sakristei und Kapitelsaal, die beiden Kreuzgänge mit dem sog. Mosesbrunnen, die im Kloster vorhandenen Gemälde und die architektonischen Vorbilder und Nachfolgebauten erörtert. Das Programm der jeweiligen Räume und die Untersuchung der Funktion der Ausstattungsstücke stehen dabei im Mittelpunkt. Ein Exkurs zum Zeremoniell der Trauerfeierlichkeiten bringt neue Erkenntnisse zum vielbeschworenen burgundischen Hofzeremoniell.
Die Autorin untersucht darüber hinaus die Vorbilder der Werke in Champmol, um sie in den Kontext ihrer Zeit einzuordnen und zugleich ihren innovativen Charakter herauszuarbeiten. Da einige dieser Werke in Champmol typenbildend wirkten, aber selber verloren sind, konnten sie anhand der erhaltenen Kopien durch Analogieschlüsse rekonstruiert werden. So entsteht ein Bild der burgundischen Skulptur im Zeitraum 1380-1470. Dabei fällt die Betonung flandrischer Vorbilder gegenüber französischen auf: Der Rückgriff auf gerade diese Vorbilder und die Berufung von Künstlern aus den nördlichen Territorien konnte die Einigung der Gebiete zwar nicht herstellen, aber darstellen. Was die erste Generation flandrischer Künstler um Marville und Beaumetz in Champmol schuf, wurde von der zweiten um Sluter, Baerze, Broederlam und Malouel zu einem nicht wieder erreichten Höhepunkt geführt. Das "Burgundische in der burgundischen Kunst" ist demnach von Nicht-Burgundern geschaffen worden. In Champmol konzentriert, schufen diese Künstler ein Ensemble, das stilbildend bis in die Epoche der Habsburger wirkte.
Die Quellen wie Handwerkerrechnungen, Stiftungsurkunden, Testamente usw. sind von der Autorin zum ersten Mal systematisch gesammelt und teilweise überhaupt erst entdeckt worden. Dabei konnten zahlreiche Irrtümer der Forschung korrigiert werden. Diese Quellenbasis erlaubt nicht nur die minutiöse Rekonstruktion der Anlage und ihrer Ausstattung, sondern gewährt auch Einblick in die Planungsabläufe und Einzelheiten der Ausführung. Die dem Haupttext beigefügten transkribierten Quellen stellen außerdem die Grundlage für weitere kunsthistorische und historische Forschungen dar, sei es zu Champmol selbst, sei es zu anderen Fragen wie z.B. Werkstattorganisation, Arbeitsteilung und -abläufe einer Großbaustelle des späten Mittelalters.
Im Zentrum des Buches stehen die Rekonstruktion und Interpretation sowie die kunsthistorische Einbettung in andere bedeutende Ensembles. Die Rekonstruktion beruht auf zeitgenössischen Quellen, die die Interpretation des politischen und künstlerischen Gesamtprogramms der Kartause gestatten. Sie sollte so starke Gegensätze wie das Askese-Ideal des Ordens, höfische Repräsentation und politische Ansprüche miteinander verbinden. Nacheinander werden Kirchenportal, Kirchenschiff mit Konversenchor und Mönchschor inkl. der herzoglichen Grabmäler, Altarraum mit vollständiger Ausstattung, sämtliche Kapellen sowie Sakristei und Kapitelsaal, die beiden Kreuzgänge mit dem sog. Mosesbrunnen, die im Kloster vorhandenen Gemälde und die architektonischen Vorbilder und Nachfolgebauten erörtert. Das Programm der jeweiligen Räume und die Untersuchung der Funktion der Ausstattungsstücke stehen dabei im Mittelpunkt. Ein Exkurs zum Zeremoniell der Trauerfeierlichkeiten bringt neue Erkenntnisse zum vielbeschworenen burgundischen Hofzeremoniell.
Die Autorin untersucht darüber hinaus die Vorbilder der Werke in Champmol, um sie in den Kontext ihrer Zeit einzuordnen und zugleich ihren innovativen Charakter herauszuarbeiten. Da einige dieser Werke in Champmol typenbildend wirkten, aber selber verloren sind, konnten sie anhand der erhaltenen Kopien durch Analogieschlüsse rekonstruiert werden. So entsteht ein Bild der burgundischen Skulptur im Zeitraum 1380-1470. Dabei fällt die Betonung flandrischer Vorbilder gegenüber französischen auf: Der Rückgriff auf gerade diese Vorbilder und die Berufung von Künstlern aus den nördlichen Territorien konnte die Einigung der Gebiete zwar nicht herstellen, aber darstellen. Was die erste Generation flandrischer Künstler um Marville und Beaumetz in Champmol schuf, wurde von der zweiten um Sluter, Baerze, Broederlam und Malouel zu einem nicht wieder erreichten Höhepunkt geführt. Das "Burgundische in der burgundischen Kunst" ist demnach von Nicht-Burgundern geschaffen worden. In Champmol konzentriert, schufen diese Künstler ein Ensemble, das stilbildend bis in die Epoche der Habsburger wirkte.
Die Quellen wie Handwerkerrechnungen, Stiftungsurkunden, Testamente usw. sind von der Autorin zum ersten Mal systematisch gesammelt und teilweise überhaupt erst entdeckt worden. Dabei konnten zahlreiche Irrtümer der Forschung korrigiert werden. Diese Quellenbasis erlaubt nicht nur die minutiöse Rekonstruktion der Anlage und ihrer Ausstattung, sondern gewährt auch Einblick in die Planungsabläufe und Einzelheiten der Ausführung. Die dem Haupttext beigefügten transkribierten Quellen stellen außerdem die Grundlage für weitere kunsthistorische und historische Forschungen dar, sei es zu Champmol selbst, sei es zu anderen Fragen wie z.B. Werkstattorganisation, Arbeitsteilung und -abläufe einer Großbaustelle des späten Mittelalters.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Mit der Stiftung der Kartause von Champmol als zentrale dynastische Grabstätte machte Philipp der Kühne Dijon für zwei Jahrzehnte zu einem Zentrum der niederländischen Malerei und Bildhauerkunst, stellt der Rezensent Willibald Sauerländer dar. Der Rezensent freut sich zwar, dass es mit Renate Prochnos Werk neben den zahlreichen Monografien einzelner Künstler endlich eine Gesamtdarstellung der Kartause gibt, ist aber insgesamt doch etwas enttäuscht. Zur profunden Analyse tragen zwar laut Sauerländer der ausführliche Quellenteil, die vollständige Inventarisierung der Ausstattungsstücke und interessante historische Beschreibungen bei. Andererseits stoße die Autorin aber oft an ihre sprachlichen Grenzen. Ihre Formulierungen seien leblos, "langatmig" und teilweise sogar so linkisch, dass es fast schon komisch sei, kritisiert Sauerländer. Noch "gravierender" erscheint dem Rezensenten aber die Behauptung der Autorin, der Herzog habe sich mit Champmol "ein Denkmal gesetzt". Laut Sauerländer solle man sich vom "Glanz der Kunstwerke [...] nicht über deren jenseitigen Sinn täuschen" lassen. Eine Kritik, die, kombiniert mit dem Verweis, dass solche Thesen wohl "in Mode" seien, mehr wie ein Profilierungsversuch des Rezensenten als eine inhaltliche Auseinandersetzung wirkt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH