Ein fesselnder Pageturner und super spannend
Alles beginnt damit, dass ein aufmerksamer Nachbar spät abends einen Mann sieht, der offensichtlich das Haus seiner Nachbarinnen auskundschaftet. Die aufgenommene Verfolgung endet jäh, als der Unbekannte ihm ein Messer ins Auge sticht. Nahezu
zeitgleich fährt ein alter, verwirrter Mann auf seinem Fahrradgepäckträger einen abgetrennten Fuß spazieren.…mehrEin fesselnder Pageturner und super spannend
Alles beginnt damit, dass ein aufmerksamer Nachbar spät abends einen Mann sieht, der offensichtlich das Haus seiner Nachbarinnen auskundschaftet. Die aufgenommene Verfolgung endet jäh, als der Unbekannte ihm ein Messer ins Auge sticht. Nahezu zeitgleich fährt ein alter, verwirrter Mann auf seinem Fahrradgepäckträger einen abgetrennten Fuß spazieren. Und noch in derselben Nacht wird eine Joggerin bestialisch ermordet. Diese wohnte in dem Haus, welches von dem Unbekannten beobachtet wurde. Kerner nimmt die Ermittlung zum Mord auf, während sein Kollege Hagenah sich um die Sache mit dem Fuß kümmert. Doch bald geschehen weiterer Morde und Jens Kerner, Rebecca Oswald & Co. müssen alles daransetzen, weitere zu verhindern.
„Die Karte“ ist der vierte Teil der Kerner und Oswald Reihe. Ich kenne keines der Vorgänger, hatte aber nicht das Gefühl, dass mir Vorwissen fehlt. Für mich handelte es sich um einen abgeschlossenen Roman. Von Seite eins an hat mich Winkelmanns Schreibstil in den Bann gezogen. Es geht gleich mächtig rasant zu, es passiert so viel – ich wollte einfach immer weiterlesen um mehr zu wissen. Dazu beigetragen hat sicherlich die Tatsache, dass man als Leser einerseits die Story liest, dann jedoch auch der Mörder selbst zu Wort kommt und es auch immer wieder Zwischensequenzen über ein kleines Mädchen gibt, die scheinbar mit der Story selbst erst einmal nichts zu tun haben. Man fragt sich unweigerlich, wie diese ganzen Szenen zusammenpassen, wann hier die Fäden zusammengeführt werden, wer zum Kuckuck der Mörder ist und welches Motiv er hat. Der Spannungsbogen ist permanent ganz weit oben, ich bin förmlich durch die Seiten geflogen, habe mir immer gesagt: nur noch ein Kapitel, nur um dann doch weiter zu lesen.
Gut gefallen haben mir die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander. Rebecca Oswald bringt den eher hitzköpfigen Jens Kerner mit ihrer ruhigen, besonnenen, intelligenten Art immer wieder auf den Boden zurück und ist für ihn eine Art Anker. Zwischen den beiden bahnt sich eine Beziehung an, was sehr schön beschrieben ist und auch super in die Story passt. Auch die anderen Charaktere (und das Setting) sind bildhaft beschrieben, so dass sich feinstes Kopfkino abspielt. Ich habe Vermutungen angestellt, die aber im nächsten Moment wieder verworfen wurden, nur um von den nächsten abgelöst zu werden. Winkelmann versteht es, mich als Leser geschickt in die Irre zu führen, mich unglaublich neugierig zu machen auf den Fortgang der Geschichte und die vielen Anfangsfäden auf extrem fesselnde Weise ineinanderlaufen zu lassen.
Ein bisschen gestört hat mich das klischeehafte Thema der männerhassenden, erfolgreichen, sportlichen, sexy Frauen, welches sich hier wie ein roter Faden durchzieht. Das war mir to much – aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Das Ende wirkt dann vielleicht ein klitzekleines bisschen konstruiert, war aber dennoch völlig okay für mich. Ich kann nur 5 Sterne geben, weil mich das Buch wirklich nicht mehr losgelassen hat und ich es nahezu in einem Rutsch durchlesen musste.