Mit „Die Katze“, eine der bekanntesten Erzählungen von Georges Simenon, beschließt der Diogenes Verlag seine 50bändige Edition der Non-Maigret-Romane des französischen Schriftstellers. Bekannt wurde die Erzählung, die eher ein Psychothriller ist, vor allem durch die Verfilmung (1971) mit Simone
Signoret und Jean Gabin in den Hauptrollen.
Emile und Marguerite Bouin, beide verwitwet, sind vor…mehrMit „Die Katze“, eine der bekanntesten Erzählungen von Georges Simenon, beschließt der Diogenes Verlag seine 50bändige Edition der Non-Maigret-Romane des französischen Schriftstellers. Bekannt wurde die Erzählung, die eher ein Psychothriller ist, vor allem durch die Verfilmung (1971) mit Simone Signoret und Jean Gabin in den Hauptrollen.
Emile und Marguerite Bouin, beide verwitwet, sind vor vielen Jahren ein spätes Paar geworden. Er war früher Bauarbeiter gewesen, mit viel Sinn für alles Praktische. In den Augen seiner Frau jedoch ein primitiver Mensch, ein Prolet. Sie stammt dagegen aus besseren Verhältnissen, aus einer vornehmen Familie und war vorher mit einem Musiker verheiratet gewesen.
Jetzt wohnen die beiden in einem Viertel, wo die Häuser vom Abriss bedroht sind. Doch das ist nicht die einzige Bedrohung. Längst ist das anfängliche Eheglück verloren gegangen, jetzt ist es nur noch die Ehehölle. Zu groß, zu unüberbrückbar sind die Unterschiede. Wie Katz und Maus - nein, wie Katz und Papagei. Emiles Ein und Alles war eine Katze gewesen: der Kater Joseph, den er eines Morgens im Keller gefunden hatte: vergiftet. Natürlich war sein Verdacht auf Marguerite gefallen, die sich nie an das Tier gewöhnen konnte. Doch Emile hatte sich gerächt an ihrem Papagei Coco.
Danach war das Tischtuch zwischen Emile und Marguerite endgültig zerschnitten. Sie duzten sich nicht mehr, d.h. sie sprechen seither kein Wort mehr miteinander, sondern sie kommunizieren nur noch über Zettel. Sie gehen sogar getrennt einkaufen. Jeder fühlt sich als Opfer und hält den anderen für ein Ungeheuer. Beiden macht es Vergnügen, den anderen zu beleidigen und zu verletzen. So geht es Kränkung auf Kränkung, Affront auf Affront … nur eine Frage bleibt: wer wird bei diesem zermürbenden Ehekrieg zuerst „ins Gras beißen“?
Meisterhaft und als profunder Kenner der menschlichen Abgründe zeichnet Simenon hier das Psychogramm eines Ehepaares. Realistisch lässt er den Leser an der Zuspitzung der ehelichen Feindseligkeiten teilhaben. Zum Abschluss der Edition noch einmal ein psychologisches Meisterwerk, das bis zur letzten Seite großartige Literatur ist. Neben der französischen Verfilmung diente der Roman auch als Vorlage für eine deutsche Filmadaption (2008) mit Götz George und Hannelore Hoger in den Hauptrollen.
Der Roman „Die Katze“ erschien 1967 unter dem Originaltitel „Le chat“. Die deutsche Erstausgabe wurde 1969 unter dem Titel „Der Kater“ veröffentlicht. Die vorliegende Übersetzung erschien erstmals 1985 im Diogenes Verlag und wurde jetzt für die neue Edition der „Ausgewählten Romane“ noch einmal überarbeitet.