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Entdecken Sie einen großartigen Erzähler Geschichten, die den Blick verändern: Alois Hotschnig spielt in seinem Erzählungsband auf subtile Weise mit der Wahrnehmung.
»Welcher Handlung ich hier beiwohnte, wusste ich nicht, und die Regeln, nach denen dies alles geschah, waren nicht zu erkennen, und doch war ich jeden Tag mit dabei, gegen meinen Willen und gierig danach, es zu sehen.«
Dieser Satz stammt aus einer Erzählung, in der das untätige und aufreizend selbstgenügsame Verhalten seiner Nachbarn den Erzähler dazu bringt, sein Leben vollständig nach ihrem Rhythmus auszurichten, um ihrem
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Produktbeschreibung
Entdecken Sie einen großartigen Erzähler Geschichten, die den Blick verändern: Alois Hotschnig spielt in seinem Erzählungsband auf subtile Weise mit der Wahrnehmung.

»Welcher Handlung ich hier beiwohnte, wusste ich nicht, und die Regeln, nach denen dies alles geschah, waren nicht zu erkennen, und doch war ich jeden Tag mit dabei, gegen meinen Willen und gierig danach, es zu sehen.«

Dieser Satz stammt aus einer Erzählung, in der das untätige und aufreizend selbstgenügsame Verhalten seiner Nachbarn den Erzähler dazu bringt, sein Leben vollständig nach ihrem Rhythmus auszurichten, um ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Die große Kunst von Alois Hotschnig besteht darin, seine Leser mit unwiderstehlicher Macht zu teilnehmenden Beobachtern zu machen und sie hinter scheinbar alltäglichen Vorgängen das Besondere sehen zu lassen. Wir begegnen einer Familie, die über Jahre hinweg vergeblich auf den immer wieder angekündigten Besuch eines Onkels wartet, einer alten Dame, in deren Puppensammlung sich der Erzähler selbst vorfindet, oder einem Mann, der in der Wohnung seiner ehemaligen Geliebten auf eine fremde Gegenwart trifft. Und wir suchen unweigerlich nach verdeckten Motiven und unausgesprochenen Absichten, um am Ende zu fragen, wer hier eigentlich wen betrachtet.

Die Kraft dieser lange nachwirkenden Erzählungen verdankt sich auch der präzisen und einfühlsamen Sprache, mit der Alois Hotschnig verborgene Zusammenhänge im scheinbar Vertrauten eröffnet.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Rezensionen
Alois Hotschnigs Erzählungen, die in diesem Auswahlband versammelt sind, haben allesamt einen Zug ins Unwirkliche, so dass für die Leser immer unklar bleibt, ob darin die "Welt in Verwerfungen" dargestellt wird oder ob die Protagonisten schlicht verrückt werden, schreibt Martin Lhotzky. Anders als in den längeren Arbeiten des österreichischen Autors ist in den Erzählungen kein Raum dunkle Geheimnisse anzudeuten, und so spürt man in den "unspektakulären und ruhigen Geschichten" nur, wie etwas fast unmerklich "aus dem Lot gerät", referiert der Rezensent fasziniert. Ihn schlägt der "verstörende Grundton" der Texte, in denen das Alltägliche ins Irreale kippt, in den Bann.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.2006

Das Regiment der Puppen
Drift ins Irreale: Erzählungen des Österreichers Alois Hotschnig

Da will zum Beispiel Karl Freunde besuchen, aber landet bei deren Nachbarin, weil sie ihn, so meint er zunächst, verwechselt hat. Sie lädt ihn in ihr Heim ein. "Sie hielt eine Puppe im Arm, wie ein Kind, damit ging sie auf mich zu und nahm mich an der Hand und sah mir verlegen und nicht ohne Stolz in die Augen, dann führte sie mich zum Sofa, auf das sie sich setzte, und bat mich, dasselbe zu tun. Ich setzte mich auf den Stuhl gegenüber und wußte nicht, wie ich jemals wieder wegkommen sollte von dort. Das ist Karl, sagte sie und fuhr der Puppe behutsam durchs Haar, und unwillkürlich strich ich mir mit derselben Bewegung die Haare aus der Stirn."

Die alte Dame hat aber nicht nur eine Karl-Puppe, sie beherbergt ganze Puppenregimenter. Elly befindet sich da, und Gerda, und Anny, und noch viele andere in unterschiedlichen Erhaltungszuständen. In diesem Falle erzählt Karl die Geschichte der Puppenfee, soweit er sie miterlebt. Irgendwann beginnt er dann, mit den Puppen, ihren Kindern, wie die Nachbarin sie nennt, zu verschmelzen.

"Eine Tür geht dann auf und fällt zu" ist nur eine von neun Kurzgeschichten aus Alois Hotschnigs Sammlung "Die Kinder beruhigte das nicht". Allen gemeinsam ist ein verstörender Grundton, ein leichtes Abdriften ins Irreale. Aus scheinbar Alltäglichem entwickelt Hotschnig hier Situationen, die seine Protagonisten, aber auch den Leser in Unruhe versetzen. Es wird nie ganz klar, ob sich die Welt in Verwerfungen wiederfindet oder ob die Helden seiner Schilderungen den Verstand verlieren.

Seit der 1959 geborene Hotschnig dreißigjährig mit seiner Erzählung "Aus" an die Öffentlichkeit trat, wurde er in schöner Regelmäßigkeit ausgezeichnet, 1992 beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, Anna-Seghers-Preis oder, vor vier Jahren, mit dem Italo-Svevo-Preis. Anders als in seinen Romanen "Leonardos Hände" (1992) und "Ludwigs Zimmer" (2000) bieten die kurzen Passagen in dieser Auswahl kaum Möglichkeiten, tiefer verborgene (Familien-)Geheimnisse auch nur anzudeuten. Was in epischer Form funktionieren mag, hat berechtigterweise im Zehnseiter keinen Raum. Obwohl er also bewußt auf ein liebgewonnenes Spiel verzichtet, bleibt sein lakonischer Stil allemal erkennbar. In langen, gerne durch Bindewörter verbundenen Reihensätzen beschreibt er Befindlichkeiten und Beobachtungen, die bezeugen, daß die Welt zumindest für Hotschnigs Helden ein bißchen aus dem Lot gerät. Wenn diese Veränderungen nicht genau faßbar werden, dient dies der Atmosphäre um so mehr. Der Zustand einer Gartenumzäunung und übliche Vermerke über Dosierung einer Arznei auf einem Rezept bekommen dann schon mal in der Wahrnehmung des Lesers ihre eigene Bedeutung ("morgens, mittags, abends").

Die Geschichten sind unspektakulär und ruhig, ein oder zwei davon bleiben wahrscheinlich längere Zeit im Gedächtnis und spuken vielleicht noch länger in der unbewußten Erinnerung herum, aber eher nicht so lange, wie das Warten auf Onkel Walter nun schon andauert. Anders als Godot haben den zumindest schon ein paar Menschen gesehen, versichert Alois Hotschnig ("vielleicht diesmal, vielleicht jetzt").

MARTIN LHOTZKY

Alois Hotschnig: "Die Kinder beruhigte das nicht". Erzählungen. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006. 127 S., geb., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Hotschnigs Geschichten werden mir beim Lesen zu meiner eigenen Erinnerung. Sie erinnern mich an ein Leben weit weg, das sehr traurig war und sehr lebenswert, ein Leben, das man leidend - nämlich passiv, die leidende Form - bestehen kann; ein Leben zum Anschauen. So wird Traurigkeit zur Lebensfreude, Langeweile zur Spannung. Hotschnig macht mir mit seinen Geschichten das Leben lebenswert." Peter Bichsel

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Leicht zwiespältig äußert sich Rezensentin Meike Fessmann über diesen Erzählband Alois Hotschnigs, den sie als herausragenden Vertreter seiner Generation würdigt. Die neun Erzählungen, Variationen zum Thema Abwesenheit, haben Fessmann durchaus beeindruckt. So bescheinigt sie den Erzählungen einen klassischen Aufbau, kombiniert mit einer modernen Anmutung, die sie an Franz Kafka und die "surrealen Spiegelgefechte" des frühen Peter Weiss erinnert. Andererseits lässt sie das streng durchgehaltene Muster der Erzählungen mit den fast idyllischen Anfängen und den stets folgenden alles zersetzenden Zweifeln unbefriedigt zurück, ja, sie fühlt sich sogar "betrogen". Sie führt das auch darauf zurück, dass Hotschnigs Erzählen sich so konsequent an den eigenen Stilregeln orientiert, dass der Leser dabei bisweilen auf der Strecke bleibt.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Alois Hotschnig hat ein großartiges Buch geschrieben. Nur wenige Seiten braucht der österreichische Schriftsteller, um zu zeigen, was Literatur kann, wenn sie es denn kann [...].« NZZ