Parabel auf die Menschheitsgeschichte
Die Geschichte beginnt damit, dass Gabalawi, übermenschlicher Stammvater des Viertels und Stiftungsgründer, zunächst seinen Sohn Idris, der sich ungerecht behandelt fühlt und später auch seinen auserwählten Sohn Adham, nachdem dieser verführt wurde, aus
seinem großen Haus mit dem paradiesischen Garten vertreibt. Sie müssen sich künftig in der Wüste,…mehrParabel auf die Menschheitsgeschichte
Die Geschichte beginnt damit, dass Gabalawi, übermenschlicher Stammvater des Viertels und Stiftungsgründer, zunächst seinen Sohn Idris, der sich ungerecht behandelt fühlt und später auch seinen auserwählten Sohn Adham, nachdem dieser verführt wurde, aus seinem großen Haus mit dem paradiesischen Garten vertreibt. Sie müssen sich künftig in der Wüste, jenseits des großen Hauses, eine neue Existenz aufbauen. Damit beginnt die Menschheitsgeschichte, über die - in Zeitsprüngen - über mehrere Generationen hinweg berichtet wird.
Mit diesem 1959 erschienen Buch hat Nagib Machfus Literaturgeschichte geschrieben. Es enthält zahlreiche religiöse bzw. archaische Bezüge. Biblische Figuren wie Adam, Kain und Abel, Moses, Jesus und Mohammed sind erkennbar. Die weltliche Darstellung des Propheten Mohammed dürfte der Grund dafür sein, dass das Buch erst 2006 in Ägypten erschienen ist. In anderen Ländern war es ein großer Erfolg.
Die Menschen leben außerhalb des Paradieses unter Regime der Gewalt (symbolisiert durch die jeweiligen Verwalter der Stiftung), die ihre Macht mittels der Wächter ausüben und das Volk unterdrücken. Von Zeit zu Zeit tauchen Heilsbringer auf, die eine Revolution zum Guten auslösen. Diese Phasen sind immer kurz. Die Heilsbringer verteilen das Stiftungsvermögen gerecht, haben aber nur Wirkung auf Zeit. Die ursprünglichen Botschaften werden im Laufe der Zeit verfälscht. Stets folgt die erneute Unterdrückung des Volkes. Die Gesellschaft verfällt in alte Muster.
Aufschlussreich ist der Aufbruch in die Neuzeit, für die der Magier Arafa steht. Hier geht es symbolisch um den Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion. Kann die Wissenschaft die Menschheitsprobleme lösen? Es entsteht ein teuflischer Pakt. Auch wenn die Leser Einblick in die Denkstrukturen der Macht erhalten, bleibt diese Frage letztlich offen.
Das Paradies erfordert die strenge Einhaltung von Regeln. Gabalawi steht für die Überwachung dieser Regeln. Verfehlungen haben harte Konsequenzen. Der Mensch ist verführbar und für das Paradies nicht geeignet. Seine Selbstverwaltung versagt. Auch wenn sich in den verschiedenen Epochen die Geschichte wiederholt, ist das Buch keineswegs langweilig. Es ist ja gerade dieses Muster im Verhalten der Menschheit, welches Autor Machfus in diesem Roman thematisiert.
Der Mensch steckt voller Hoffnungen und Ideale, aber auch voller Widersprüche. Das große Haus erinnert an das Gaballand in seinem Werk „Die Reise des Ibn Fattuma“. Es entspringt der menschlichen Fähigkeit zu reflektieren und der daraus resultierenden Sehnsucht nach Vollkommenheit. „Die Kinder unseres Viertels“ gehört zu den einflussreichen Werken von Nagib Machfus.