Aman, aman! (Leidensruf in Rebétiko-Liedern)
Sicher der ernsthafteste und persönlichste Krimi von Markaris, in dem man nebenbei unterhaltsam in die Komplexität der griechisch-türkischen Beziehung eingeführt wird. Aber hier geht es um die Umsetzung als Hörbuch und die ist in einer Hinsicht
unerträglich: Dem Vorleser Tommi Pieper ist es gelungen, acht Stunden aus dem Buch vorzulesen, ohne ein…mehrAman, aman! (Leidensruf in Rebétiko-Liedern)
Sicher der ernsthafteste und persönlichste Krimi von Markaris, in dem man nebenbei unterhaltsam in die Komplexität der griechisch-türkischen Beziehung eingeführt wird. Aber hier geht es um die Umsetzung als Hörbuch und die ist in einer Hinsicht unerträglich: Dem Vorleser Tommi Pieper ist es gelungen, acht Stunden aus dem Buch vorzulesen, ohne ein einziges griechisches Wort, einen Orts- oder Personennamen richtig auszusprechen. Bei den türkischen gelingen ihm ein paar Zufallstreffer. Aber das Buch bzw. die Übersetzung leben ja von diesem sprachlichen Lokalkolorit, das in der Buchform den Charme des kulturellen Reichtums der Bosporusstadt vermittelt. Man liest und hört das Buch, weil man "Die Stadt" liebt, vermutlich auch weil man als Markaris-Freund eine Affinität zur griechischen Kultur und irgendwie auch zur Sprache hat, auch wenn man sie nicht beherrscht. Und da weiß man was von den Mezé-Vorspeisen, von Rebétiko, von Kirchen die Ajios Dhimitrios heißen. Man hat es doch irgendwie im Ohr, dass viele griechische Nachnamen auf -ídhis, bei den Frauen auf -ídhou enden, dass es einen Unterscheid zwischen dh wie in Englisch „this“ und th wie in „thank“ you gibt und dass die Frau von Kurtídis, die leider 100x erwähnt wird, also nicht Kotithú, sondern Kurtídhu heißen muss. Ganz schlimm ist es bei den oft verspeisten Appetithappen die als „Metze“ an eine kulinarisch wenig attraktive Metzelsuppe erinnern. Und selbst mit gut eingedeutschten griechischen Vornamen hat Pieper ein Problem: Frau Zoe muss sich in Zöe umbenennen lassen: auf Griechisch wäre sie Zoí das Leben, auf Deutsch Zoë, wo die 2 Punkte auf dem e noch lange nicht heißen, dass das o zu ö wird. Man würde sich beim Hören von Istanbuler Stadtviertelnamen gerne an dort Gehörtes Erinnern oder sich zumindest an einem Halbwegs türkischen Sound erfreuen: der kommt aber nicht zustande, wenn man mal für den Stadtteil Balıklı mal „Baliklu“, mal „Balikli“, mal „Balüklü“ und ganz selten eben auch mal das Richtige hört.
Kurzum- in dieser Hinsicht eine große Katastrophe: warum hat der Hörbuchverlag die vielleicht 200 € gescheut, die es gekostet hätte, eine sprachkundige Beratung in Anspruch zu nehmen? Oder hatte der Vorleser tatsächlich diese Abneigung gegen das griechisch-türkische Kauderwelsch die man alle paar Sätze leider herauszuhören glaubt?