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Über die Kindertransporte 1938/39 nach Großbritannien ist wenig bekannt. In diesem Buch stellt eine deutsch-britische Arbeitsgruppe aus verschiedenen Disziplinen den aktuellen Stand ihrer Forschungen vor. Darüber hinaus enthält der Band autobiographische Texte, u. a. von Fred Jordan , Ilse Aichinger und ihrer Zwillingsschwester Helga Michie.

Produktbeschreibung
Über die Kindertransporte 1938/39 nach Großbritannien ist wenig bekannt. In diesem Buch stellt eine deutsch-britische Arbeitsgruppe aus verschiedenen Disziplinen den aktuellen Stand ihrer Forschungen vor. Darüber hinaus enthält der Band autobiographische Texte, u. a. von Fred Jordan , Ilse Aichinger und ihrer Zwillingsschwester Helga Michie.
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Autorenporträt
Wolfgang Benz, 1941 in Ellwangen/Jagst geboren, Dr. phil., Historiker, war bis 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte und von 1990 bis 2011 Professor und Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Zudem war er Herausgeber der im Fischer Taschenbuch erschienenen Buchreihe 'Europäische Geschichte'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2003

Hübsch und blond

KINDERTRANSPORTE. Am Bahnhof Liverpool Street steht neuerdings eine Statue, die an die Ankunft jener Kinder erinnert, die 1938 und 1939 aus dem "Dritten Reich" in London ankamen. Unmittelbar nach der "Reichskristallnacht" hatte die britische Regierung ihre sonst rigiden Einreisebestimmungen gelockert und jüdischen Kindern aus Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei ein rettendes Exil angeboten. Rund 10 000 Kinder zwischen zwei und 17 Jahren konnten auf diese Weise, bis der Kriegsausbruch weitere Transporte vereitelte, vor dem sicheren Tod bewahrt werden. Während das Schicksal dieser Kinder über dem Gedenken der im Holocaust Umgekommenen zunächst in den Hintergrund getreten war, gerät es seit 1989, als sich die Betroffenen anläßlich des 50. Jahrestages ihres Exodus versammelten, zunehmend in den Blickpunkt von Öffentlichkeit und Wissenschaft. Nachdem diverse Selbstzeugnisse der "Kinder" publiziert wurden, legen hier Forscherinnen aus verschiedenen Disziplinen von der Geschichts- oder Literaturwissenschaft bis zur Psychoanalyse die Ergebnisse ihrer unterschiedlich intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik vor. Dabei stehen auch sie vor der strukturellen Problematik, daß Studien zur Judenverfolgung entweder zur nüchternen Institutionengeschichte gerinnen, die insofern über die Köpfe der Betroffenen hinweggeht, als sie das persönliche Elend nicht einfängt, oder sich im Nachvollzug individueller Leidenswege zerfasern. Der von Wolfgang Benz eingeleitete Sammelband versucht den Spagat zwischen beiden Ansätzen, indem nach den Analysen zu organisatorischen und institutionellen Aspekten drei Zeitzeugen zu Wort kommen. Zudem bemühen sich die Autorinnen, Strukturen und Gemeinsamkeiten auch in der Erlebniswelt der betroffenen Kinder herauszuschälen, wenngleich auch immer wieder durchscheint, daß das Trauma der Trennung je nach Alter, Reifegrad, Persönlichkeit, familiären, sozialen und politischen Vorerlebnissen und Erfahrungen in der aufnehmenden Gesellschaft in höchst unterschiedlicher Form verarbeitet wurde. Besonders frappiert dabei die Erkenntnis, daß die so gutgewillten Retter bei der Auswahl der Kinder unbewußt Selektionsprinzipien der Nationalsozialisten übernahmen: Vorzugsweise hübsche, blonde, anpassungsfähige und vor allem kerngesunde Kinder kamen auf die Listen. Körperlich oder geistig kranken Kindern gab niemand eine Chance. (Wolfgang Benz /Claudia Curio/ Andrea Hammel : Die Kindertransporte 1938/39. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 2003. 253 Seiten, 12,90 [Euro].)

BIRGIT ASCHMANN

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Im Bericht zweier Tagungen in Brighton und Berlin fassen die Herausgeber die Erlebnisse von Überlebenden des Holocaust zusammen, die als Kinder aus Deutschland flüchten konnten, schreibt Lorenz Beckhardt. Hilfsorganisationen brachten in den Jahren 1938 und 1939 zehntausend jüdische Kinder außer Landes, die dadurch vor dem Tod gerettet, jedoch durch Trennung und den Verlust der Familie auch traumatisiert wurden, wie der Rezensent ausführlich beschreibt. Die Forschung habe dies bisher nicht eingehend berücksichtigt, kritisierten die Wissenschaftler in ihrem Bericht. Zumal es heute wieder zahlreiche minderjährige Flüchtlinge gebe, die ähnliche Erfahrungen machten, was die Aktualität der Aufzeichnungen belege.

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