Produktdetails
- Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz, Forschungsberichte Bd.4
- Verlag: Wernersche Verlagsges.
- 1999.
- Seitenzahl: 160
- Deutsch
- Abmessung: 305mm
- Gewicht: 958g
- ISBN-13: 9783884621592
- ISBN-10: 3884621599
- Artikelnr.: 08546231
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.01.2000Warum ein edler Ritter nicht unter seiner Rüstung bestattet war
Jetzt liegt der Femegraf wieder ruhig: Eine Dokumentation zur Restaurierung der Zisterzienserkirche Marienstatt
Fast vierhundert Jahre ruhte sie zu seiner Linken, um dann ein weiteres Jahrhundert an seiner rechten Seite zu liegen. Kurz bevor das Paar seine Plätze unfreiwillig tauschte, wurden seine Gebeine sichtbar. Kinder angelten durch die viereckige Öffnung der Grabtumba nach den Knochen. Der Schabernack gab 1881 Anlass zu schriftlicher Entrüstung. Zum ersten Mal wurde das Doppelgrab der Stifter Graf Gerhard II. von Sayn und seiner Gemahlin Elisabeth von Sierck in neuerer Zeit erwähnt. Dass das Monument in der damals als völlig verwahrlost beschriebenen Zisterzienserkirche Marienstatt im Westerwald als "einer sorgfältigen Conservierung" würdig empfunden wurde, belegt ein weiteres Dokument. Die Restaurierung folgte kurz darauf, finanziert durch einen Nachfahren der Stifter. Doch damit war das Grabmal keineswegs gerettet: 1899 erfolgte seine Versetzung an das Westende des Nordseitenschiffs, da es "unter der Kanzel störte". Dabei wurden nicht nur die überlebensgroßen Liegefiguren vertauscht, sondern auch das sie schützende Eisengitter gedreht und die Abfolge der bemalten Tumbaplatten verändert. Im direkten Kontakt mit den feuchten Außenwänden litt das Holz der Figuren, ihre mittelalterliche Fassung und die Malereien der Tumba, die zu Schemen verblassten.
Erst 1970 entdeckte man das Doppelgrabmal wieder. In der Kölner Ausstellung "Herbst des Mittelalters" wurden die Grabfiguren gezeigt; aus diesem Anlass wurden sie vermutlich aufgearbeitet. Eine umfassende Restaurierung erfolgte jedoch erst in den letzten Jahren durch das Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Die Oberfläche der Skulpturen wurde gereinigt, Fassungsbrüche geschlossen und anschließend retuschiert. Eine Entdeckung sind die Malereien der Tumba, die wieder klar zu Tage traten. Unter Kielbögen, die den Tumbadeckel mit den Liegefiguren zu tragen scheinen, disputieren an den Längsseiten jeweils sechs Apostel paarweise miteinander, während das Fußende den auferstandenen Christus und die heiligen Frauen am leeren Grabe zeigt. Das Kopfende der Tumba war nicht bemalt. Die die Helmzier tragenden Engel sind auf ihrer Rückseite ausgehöhlt. Vermutlich war die Tumba mit einem Architekturelement, vielleicht einem Altar, verbunden. Quellen sprechen davon, dass das Grabmal ursprünglich im Mönchschor aufgestellt war.
Das Grabmal gab Gerhard II. von Sayn schon vor dem Tod seiner Frau in Auftrag, wie die Bestellurkunde von 1487 belegt. Sie beschreibt genauestens die Grabfiguren und ihre farbige Fassung. Von besonderer Bedeutung ist die Erwähnung des Bildhauers, eines Meisters "Tilman" aus Köln, den man neuerdings mit Tilman Heysacker, genannt Krayndunck, in Verbindung bringt. Nach Köln weisen auch die Malereien der Tumba. Graf Gerhard II. von Sayn war als kaiserlicher Statthalter der heimlichen westfälischen Gerichte und Hofmeister des Erzstifts Köln dem Marienstatter Kloster eng verbunden. Er unterstützte es nicht nur in Eigentumsfragen und Rechtsstreitigkeiten, sondern schenkte der Abtei 1490 auch seine umfangreiche Bibliothek. Nicht umsonst heißt es in seinem Nekrolog am 20. Januar 1493: "Er war ein Freund unserer Kirche und hat unserem Kloster viel Gutes getan."
Graf Gerhard II. war nicht der erste der Familie von Sayn, der sich als Stifter hervortat. Der Güterschenkung Heinrichs von Sayn und Mechthilds von Landsberg verdankt das Zisterzienserkloster Marienstatt seine Gründung. 1222 begannen die Bauarbeiten im Nistertal mit der Errichtung des polygonalen Chors. Doch erst zweihundert Jahre später wurde die Basilika vollendet. Das Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz hat schon viel Geld für das Bauwerk ausgegeben, das unter statischen Problemen und Feuchtigkeit leidet. Die bisherigen Sicherungsarbeiten haben die Baugeschichte offenbart, und nun hat das Denkmalamt eine gründliche und vorzüglich bebilderte Zwischenbilanz veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht das Grabmal Sayn-Sierck, das als einziges Ausstattungsstück vollständig restauriert ist. Die Arbeiten am berühmten "Marienstatter Retabel", das um 1350 gestiftet wurde, haben erst begonnen. Die Instandsetzung der Klosterkirche und ihres Inventars soll 2004 abgeschlossen sein.
BETTINA ERCHE
"Die Klosterkirche Marienstatt". Forschungsberichte zur Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Band 4. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1999. 160 S., Abb., kart., 58,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jetzt liegt der Femegraf wieder ruhig: Eine Dokumentation zur Restaurierung der Zisterzienserkirche Marienstatt
Fast vierhundert Jahre ruhte sie zu seiner Linken, um dann ein weiteres Jahrhundert an seiner rechten Seite zu liegen. Kurz bevor das Paar seine Plätze unfreiwillig tauschte, wurden seine Gebeine sichtbar. Kinder angelten durch die viereckige Öffnung der Grabtumba nach den Knochen. Der Schabernack gab 1881 Anlass zu schriftlicher Entrüstung. Zum ersten Mal wurde das Doppelgrab der Stifter Graf Gerhard II. von Sayn und seiner Gemahlin Elisabeth von Sierck in neuerer Zeit erwähnt. Dass das Monument in der damals als völlig verwahrlost beschriebenen Zisterzienserkirche Marienstatt im Westerwald als "einer sorgfältigen Conservierung" würdig empfunden wurde, belegt ein weiteres Dokument. Die Restaurierung folgte kurz darauf, finanziert durch einen Nachfahren der Stifter. Doch damit war das Grabmal keineswegs gerettet: 1899 erfolgte seine Versetzung an das Westende des Nordseitenschiffs, da es "unter der Kanzel störte". Dabei wurden nicht nur die überlebensgroßen Liegefiguren vertauscht, sondern auch das sie schützende Eisengitter gedreht und die Abfolge der bemalten Tumbaplatten verändert. Im direkten Kontakt mit den feuchten Außenwänden litt das Holz der Figuren, ihre mittelalterliche Fassung und die Malereien der Tumba, die zu Schemen verblassten.
Erst 1970 entdeckte man das Doppelgrabmal wieder. In der Kölner Ausstellung "Herbst des Mittelalters" wurden die Grabfiguren gezeigt; aus diesem Anlass wurden sie vermutlich aufgearbeitet. Eine umfassende Restaurierung erfolgte jedoch erst in den letzten Jahren durch das Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Die Oberfläche der Skulpturen wurde gereinigt, Fassungsbrüche geschlossen und anschließend retuschiert. Eine Entdeckung sind die Malereien der Tumba, die wieder klar zu Tage traten. Unter Kielbögen, die den Tumbadeckel mit den Liegefiguren zu tragen scheinen, disputieren an den Längsseiten jeweils sechs Apostel paarweise miteinander, während das Fußende den auferstandenen Christus und die heiligen Frauen am leeren Grabe zeigt. Das Kopfende der Tumba war nicht bemalt. Die die Helmzier tragenden Engel sind auf ihrer Rückseite ausgehöhlt. Vermutlich war die Tumba mit einem Architekturelement, vielleicht einem Altar, verbunden. Quellen sprechen davon, dass das Grabmal ursprünglich im Mönchschor aufgestellt war.
Das Grabmal gab Gerhard II. von Sayn schon vor dem Tod seiner Frau in Auftrag, wie die Bestellurkunde von 1487 belegt. Sie beschreibt genauestens die Grabfiguren und ihre farbige Fassung. Von besonderer Bedeutung ist die Erwähnung des Bildhauers, eines Meisters "Tilman" aus Köln, den man neuerdings mit Tilman Heysacker, genannt Krayndunck, in Verbindung bringt. Nach Köln weisen auch die Malereien der Tumba. Graf Gerhard II. von Sayn war als kaiserlicher Statthalter der heimlichen westfälischen Gerichte und Hofmeister des Erzstifts Köln dem Marienstatter Kloster eng verbunden. Er unterstützte es nicht nur in Eigentumsfragen und Rechtsstreitigkeiten, sondern schenkte der Abtei 1490 auch seine umfangreiche Bibliothek. Nicht umsonst heißt es in seinem Nekrolog am 20. Januar 1493: "Er war ein Freund unserer Kirche und hat unserem Kloster viel Gutes getan."
Graf Gerhard II. war nicht der erste der Familie von Sayn, der sich als Stifter hervortat. Der Güterschenkung Heinrichs von Sayn und Mechthilds von Landsberg verdankt das Zisterzienserkloster Marienstatt seine Gründung. 1222 begannen die Bauarbeiten im Nistertal mit der Errichtung des polygonalen Chors. Doch erst zweihundert Jahre später wurde die Basilika vollendet. Das Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz hat schon viel Geld für das Bauwerk ausgegeben, das unter statischen Problemen und Feuchtigkeit leidet. Die bisherigen Sicherungsarbeiten haben die Baugeschichte offenbart, und nun hat das Denkmalamt eine gründliche und vorzüglich bebilderte Zwischenbilanz veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht das Grabmal Sayn-Sierck, das als einziges Ausstattungsstück vollständig restauriert ist. Die Arbeiten am berühmten "Marienstatter Retabel", das um 1350 gestiftet wurde, haben erst begonnen. Die Instandsetzung der Klosterkirche und ihres Inventars soll 2004 abgeschlossen sein.
BETTINA ERCHE
"Die Klosterkirche Marienstatt". Forschungsberichte zur Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Band 4. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1999. 160 S., Abb., kart., 58,- DM.
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