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Josef Mühlberger wurde am 3. April 1903 in Trautenau/Böhmen geboren und starb am 2. Juni 1985 im schwäbischen Eislingen. Der Sohn eines Arbeiters studierte Literaturwissenschaft in Prag und Uppsala, arbeitete als Gymnasiallehrer und Redakteur. 1936 erhielt er Publikationsverbot. In seinen Romanen, Erzählungen, Gedichten und Dramen stehen Landschaft und Geschichte seiner böhmisch-mährischen Heimat im Mittelpunkt. So auch in der Erzählung Die Knaben und der Fluß, die erstmals 1934 im Insel Verlag erschien. Mühlbergers Prosa ist von großer Eindringlichkeit, bildkräftig und in einem fast…mehr

Produktbeschreibung
Josef Mühlberger wurde am 3. April 1903 in Trautenau/Böhmen geboren und starb am 2. Juni 1985 im schwäbischen Eislingen. Der Sohn eines Arbeiters studierte Literaturwissenschaft in Prag und Uppsala, arbeitete als Gymnasiallehrer und Redakteur. 1936 erhielt er Publikationsverbot. In seinen Romanen, Erzählungen, Gedichten und Dramen stehen Landschaft und Geschichte seiner böhmisch-mährischen Heimat im Mittelpunkt. So auch in der Erzählung Die Knaben und der Fluß, die erstmals 1934 im Insel Verlag erschien. Mühlbergers Prosa ist von großer Eindringlichkeit, bildkräftig und in einem fast liedhaften Ton. In seiner Besprechung der Erstausgabe schrieb Hermann Hesse: "Es ist eine stille, nach allen Jahreszeiten duftende, rührende Erzählung von zwei Knaben, die eines Tages keine Knaben mehr sind und von denen der eine den Tod im Fluß findet - um der Freundschaft willen. Es ist die schönste und einfachste junge Dichtung, die ich seit langem gelesen habe."
In "Die Knaben und der Fluß" steht - wie im gesamten Werk Mühlbergers - Landschaft und Geschichte seiner böhmisch-mährischen Heimat im Mittelpunkt. "Es ist die schönste und einfachste junge Dichtung, die ich seit langem gelesen habe." Hermann Hesse
Autorenporträt
Härtling, PeterPeter Härtling, Jahrgang 1933, veröffentlichte Romane, Essays, Gedichte und Bücher für Kinder. Er starb am 10. Juli 2017.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.2003

Dreiecksbeziehung mit Landschaft
Nah am Wasser gebaut: Eine Erzählung von Josef Mühlberger

Der deutsche Schriftsteller Josef Mühlberger, Sohn einer tschechischen Mutter und eines deutschen Vaters, hat die Erfolgsleiter nicht bestiegen, obwohl ihm bedeutende Autoren wie Max Brod und Hermann Hesse hinaufhelfen wollten. Seine Herkunft brachte ihn zwischen die nationalen Fronten. Er blieb resistent gegen die Goebbelsschen Parolen vor und nach dem Einmarsch der Truppen Hitlers in Prag und weigerte sich später, in die Schützengräben des Kalten Krieges zu steigen. Der 1946 aus dem Lande Schwejks Ausgewiesene fand seine Heimat im Land der sieben Schwaben; er war jahrzehntelang Gildenmeister der Künstlergilde Esslingen. Nach seinem Tod im Jahr 1985 zollte Peter Demetz seiner Haltung im "Wechselgefälle der deutsch-tschechischen Vermittlungsgeschichte" großen Respekt.

Mühlbergers essayistisches Werk galt vor allem Schriftstellern Mitteleuropas wie Stifter, Marie von Ebner-Eschenbach, Hofmannsthal und Kafka. Einen "Erzähler, der bezaubern konnte", nannte ihn der Verleger Siegfried Unseld. Und so erscheint es folgerichtig, daß jetzt der Insel Verlag Mühlbergers erstmals 1934 erschienene Erzählung "Die Knaben und der Fluß" durch eine Neuausgabe auszeichnet. Peter Härtling, der selbst einen Teil seiner Jugendjahre in der Tschechoslowakei verlebte, bescheinigt ihr in seinem Nachwort eine innere Nähe zu Janáceks Musik. Kindheitszauber und Melancholie geben der Erzählung ihre Grundstimmung. Schon der Titel, der auf der Bezeichnung "Knabe" beharrt, die heute Patina angesetzt hat, ja, gegen den parodistischen Gebrauch nicht gefeit ist, rückt das Geschehen in die Vergangenheit. Auf den Leser Hermann Hesse wirkte die Erzählung "wie eine Vogelmelodie".

Dieses Wort müßte nicht unbedingt eine Empfehlung sein. Aber es trifft den Ton eines Erzählers, dessen Wahrnehmungsfeld die Stimmen und die Farben der Natur sind. In der mährischen Landschaft, auf Bauernhöfen, wachsen die beiden Freunde Waschek und Jenjik auf, und diese Landschaft wird ganz zu ihrem Lebenselement, so daß ihre Freundschaft nicht ohne sie denkbar wäre - das gilt auch umgekehrt. Es ist eine wahre Dreiecksbeziehung.

Die Prosa geht manchmal haarscharf am Traulich-Heimeligen vorbei, aber meidet alle Heimattümelei. Mühlberger gelingt hier eine Landschaftssinfonie aus Farben. Unablässig changieren die Farben im Auf und Ab der Tages- und Jahreszeiten, im launischen Wechsel des Wetters. Der Freundschaft der Jungen ist ein Hauch von Homoerotik beigemischt, was die Rivalität um die Mädchen, zunächst Jarmila, dann Wjera, nicht ausschließt. Umfaßt aber wird alles von einer Landschaftserotik, die sich im Schwimmen, im Einswerden mit dem Wasser erfüllt. Ihr auch bleibt Waschek treu, als er den Tod im Wasser sucht, um Wjera für den Freund freizugeben.

Wir wollen uns nichts vormachen, den großen postumen Durchbruch des Schriftstellers wird es, trotz einer rührigen Mühlberger-Gemeinde, nicht geben. Aber diese Erzählung ist eine Visitenkarte, die Türen zum Lesepublikum öffnen kann. Heute wäre Josef Mühlberger hundert Jahre alt geworden.

WALTER HINCK

Josef Mühlberger: "Die Knaben und der Fluß". Erzählung. Mit einem Nachwort von Peter Härtling. Insel-Bücherei Nr. 581. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2003. 92 S., geb., 11,80 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Andreas Nentwich bespricht eine Erzählung von Josef Mühlberger, der am 3. April 2003 hundert Jahre alt geworden wäre. Die "prätendierte Überzeitlichkeit", mit der der 1985 verstorbene Autor sein dem "Humanitätsideal verpflichtetes" Werk ausgestattet hat, ist heute nicht mehr sehr aktuell, räumt der Rezensent ein. Dennoch, meint Nentwich, ist der "Ton" der Erzählung, die den letzten Kindheitssommer zweier Freunde und den Freitod des einen Protagonisten als Freundesopfer für das Liebesglück des anderen beschreibt, durchaus bemerkenswert. Der Rezensent ist beeindruckt von den eindringlichen Schilderungen der ländlichen Natur. Er preist die Erzählung als "kleines Wunder an Klangfarben und Sprachmusik". Auch wenn ihm die Überhöhung der Freundschaft als Verkörperung der Unsterblichkeit heute etwas "fern gerückt" ist, so gefällt ihm doch die intensive Darstellung der Pubertät.

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