Mit außergewöhnlichem Gespür für Innenwelten erzählt Cécile Wajsbrot die Geschichte einer Frau, die in der Betreuung ihrer kranken Angehörigen sich selbst abhandenzukommen droht. Sie evoziert die schmerzhafte Umkehrung der Familienverhältnisse, einer Eltern-Kind-Relation unter vertauschten Vorzeichen. Von den Verlusten des Kriegs und der Erfahrung materieller Not verschont geblieben, muss diese Generation doch mit einem ganz ähnlichen Schmerz leben: zu sehen, wie die Eltern ihr Wissen, ihr Gedächtnis, ihre Sprache, ihre Persönlichkeit verlieren. Lebenden Toten gleich irren sie durch unsere Welt und haben sich doch für immer aus dieser verabschiedet. Ein einfühlsamer, zutiefst berührender Bericht über die Macht familiärer Bande, den kräftezehrenden Kampf gegen die Hydra Alzheimer und damit auch das Ringen um das eigene Leben.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Interessant an diesem autobiografischen Buch findet Thomas Laux vor allem die Spannung, die entsteht aus familiärer Fürsorglichkeit und dem plötzlichen Gefühl, seines eigenen Lebens darüber verlustig zu gehen. Die Autorin Cecile Wajsbrot zeigt diesen Moment für Laux anschaulich anhand gleich dreier Mitglieder der eigenen Familiengeschichte, die unaufhaltsam in die krankheitsbedingte Sprach- bzw. Gedächtnislosigkeit abrutschen und die Erinnerung an den Holocaust mitnehmen. Die existentielle Bedrängnis und totale Erschöpfung, in der sich die helfende Autorin bald befindet, führt laut Laux zu einer Verschiebung von Empathie zu Zorn und Verbitterung und zu einer Dialektik von Einfühlung und Abschottung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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