Das Hauptziel dieser Arbeit ist es, über die verschiedenen weiblichen Subjekte in Adrienne Richs Lyrik nachzudenken. Anhand ausgewählter Korpora der amerikanischen Dichterin soll über den Prozess der Konstruktion der Subjektivität und Sexualität dieser Subjekte in der heutigen Zeit nachgedacht werden, im Gegensatz zu der weiblichen Figur, die im Diskurs der hegemonialen Heteronormativität präsent ist. Losgelöst von den gesellschaftlichen Repräsentationen, die den weiblichen Körper lediglich als männliches Objekt betrachten, und jenseits der Vorstellung, dass der sexuelle Besitz einer Frau ein Faktor ist, der die soziale Ordnung aufrechterhält, ist Richs lyrisches Selbst daher das Subjekt, das durch und in der Differenz geformt wird, eine Figur, die nicht nur durch ihr Geschlecht, sondern auch durch ihre Rasse, Klasse, Sprache und kulturelle Repräsentationen geprägt ist. Heute, mit der Vielfalt der Werte, Bedeutungen und Repräsentationen, verliert das zentralisierte und statische weibliche Subjekt seinen Platz zugunsten einer widersprüchlichen, dynamischen und fragmentierten Figur, die das Ergebnis ihrer Erfahrungen ist. Unter diesem Gesichtspunkt werden die hier besprochenen Gedichte von Rich als ein Raum der Reflexion über den hegemonialen Diskurs und die von der westlichen Kultur geprägten sozialen Praktiken verstanden.