Die Leitfrage dieser Arbeit lautet Wie kann man Kinder verstehen, wie läßt sich über Kinder sprechen und schreiben? Die Frage so zu stellen, heißt zu gleich darauf hinzuweisen, daß sie nicht im Sinne von "richtig" oder "wahr" beantwortet werden kann. Die Antwort ergibt sich aus der Form der Darstel lung. Der eine Teil des Buches stellt die Art und Weise pädagogischer Diskurse über Kinder - die in ihnen enthaltenen "Selbstverständlichkeiten" - in Frage und konfrontiert sie mit ihren impliziten Annahmen. Ein zweiter Teil erprobt an Beispielen die Möglichkeit einer anderen Beschreibung von Kindern. Die Untersuchung steht -was die Auffassung über Pädagogik betrifft -in der von Schleiermacher begründeten Tradition, im' Kind einen autonomen Men schen zu sehen, der ein Recht auf eine offene, selbstbestimmte Zukunft hat. Kinder verstehen zu wollen, enthält das hermeneutische Problem, wie man Kinder verstehen und beschreiben kann, ohne mit solchen Beschreibungen Festschreibungen zu verbinden. Schleiermachers Frage: "Was will denn eigentlich die ältere Generation mit der jüngeren?" 1 wird im Kontext moderner Gegebenheiten und Erkenntnisse aufgegriffen und analytisch gewendet. Das Motiv, sich der Tradition des Denkens über Kinder zu vergewissern und sich so einer pädagogischen Sprechweise über Kinder anzunähern, ergab sich aus langjährigen Beobachtungen von Grundschulkindern in Freien Schulen und einem 1. Schuljahr einer Regelschule. Die Diskursanalyse soll helfen, Kin der und deren Handlungen und Deutungen besser zu verstehen. Das in jeglicher Untersuchung enthaltene Problem der Beziehung zwischen Beobachter und Beobachteten bekommt einen eigenen Akzent in der Be schreibung von Kindern. Dies aus mehreren Gründen.
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