Lange Zeit wurde Materie nur als passives, lebloses Objekt betrachtet. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat in der bildenden Kunst und in der Wissenschaft jedoch eine Neubewertung eingesetzt, die Materie als aktiv, widerspenstig und eigenständig versteht. Der Ethnologe Hans Peter Hahn spricht "vom Eigensinn der Dinge", die belgische Philosophin Isabelle Stengers sogar von der "Power of Wonder" - der Kraft des Staunens und der Überraschung angesichts einer materiellen Welt, die sich nicht immer in Worte fassen lässt. Diese Publikation zeigt erstmals anhand von sechs ausgewählten künstlerischen Positionen die Bedeutung des Neuen Materialismus für die Kunst der Gegenwart auf. Die Künstler:innen nutzen Jahrmillionen alte Materie, wie die Gesteine aus dem umliegenden Tagebau, genauso wie klassische, anorganische Werkstoffe wie Keramik oder neueste Materialien wie digitale Produkte, die in hochtechnologischen Verfahren zu bisher unbekannten hybriden Gegenständen transformiert werden. Damit verleihen sie der Kunst in den aktuellen Diskussionen um die Stellung des Menschen gegenüber seiner Umwelt, um Nachhaltigkeit, Teilhabe und Gerechtigkeit eine kraftvolle Stimme.Mit Arbeiten von Ilana Halperin, Agata Ingarden, David Jablonowski, Markus Karstieß, Robert Smithson und SUPERFLEX.