Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg waren in zahlreichen westeuropäischen Ländern NS-Kriegsverbrecher inhaftiert. Im Zuge der Westbindung der Bundesrepublik wurden die meisten von ihnen entlassen. Lediglich in Italien und den Niederlanden verblieben insgesamt fünf Deutsche im Gefängnis: der SS-Mann Herbert Kappler, als Kommandeur der Sicherheitspolizei verantwortlich für das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen, sowie die »Vier von Breda«, die maßgeblich an der Ermordung der niederländischen Juden beteiligt gewesen waren. Hochrangige deutsche Politiker, unter ihnen die Bundeskanzler Brandt und Schmidt, setzten sich für ihre Freilassung ein.
Felix Bohr zeichnet das westdeutsche Engagement für die im Ausland inhaftierten NS-Täter nach. Er zeigt, wie sich aus Netzwerken von Kirchenverbänden, Veteranenvereinigungen und Diplomaten eine einflussreiche Interessenvertretung formierte, die rechtliche und materielle Hilfe leistete. Während Opfer des NS-Regimes um gesellschaftliche Anerkennung und Entschädigung kämpften, organisierte die Lobby Unterstützung für die Kriegsverbrecher auf höchster politischer Ebene. Auf der Grundlage bislang mitunter nicht zugänglicher Quellen wirft Bohr einen umfassenden Blick auf ein bisher kaum bekanntes Kapitel bundesdeutscher Vergangenheitspolitik.
Felix Bohr zeichnet das westdeutsche Engagement für die im Ausland inhaftierten NS-Täter nach. Er zeigt, wie sich aus Netzwerken von Kirchenverbänden, Veteranenvereinigungen und Diplomaten eine einflussreiche Interessenvertretung formierte, die rechtliche und materielle Hilfe leistete. Während Opfer des NS-Regimes um gesellschaftliche Anerkennung und Entschädigung kämpften, organisierte die Lobby Unterstützung für die Kriegsverbrecher auf höchster politischer Ebene. Auf der Grundlage bislang mitunter nicht zugänglicher Quellen wirft Bohr einen umfassenden Blick auf ein bisher kaum bekanntes Kapitel bundesdeutscher Vergangenheitspolitik.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.02.2019Schwärende Wunde
Der Einsatz deutscher Politiker für im Ausland inhaftierte Kriegsverbrecher
Als Herbert Kappler in der Nacht zum 15. August 1977 die Flucht aus einem römischen Militärhospital gelang, hatte der letzte verurteilte Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs auf italienischem Boden nach 32 Jahren Inhaftierung seine Freiheit wiedererlangt. Entgegen zeitgenössischer Berichterstattung, die von einer Abseilaktion und sogar geheimdienstlichen Hilfeleistungen phantasierte, war der ehemalige SS-Obersturmbannführer mit seiner Ehefrau unbehelligt durch den Haupteingang entwichen. Blieben nur noch die "Drei von Breda", die in den Niederlanden ihre lebenslangen Haftstrafen verbüßten. Erst am 27. Januar 1989 stimmte die Zweite Kammer in Den Haag für die Amnestierung der beiden verbliebenen Kriegsverbrecher, die umgehend in die Bundesrepublik Deutschland abgeschoben wurden. Franz Fischer und Ferdinand aus der Fünten hatten 44 Jahre in niederländischen Gefängnissen eingesessen.
Ein dreiviertel Jahr vor dem Fall der Berliner Mauer war damit ein weiteres Kapitel des Zweiten Weltkriegs abgeschlossen worden. Es gab keine deutschen Kriegsverbrecher mehr in ausländischer Haft. Die in Göttingen angefertigte Dissertation beschäftigt sich mit dem Schicksal dieser Langzeitinhaftierten, mit den Unterstützerkreisen der Kriegsverbrecher, die auf ein Ende der Inhaftierungen pochten, sowie mit der Bedeutung des Ringens um Haftverschonung für die Geschichte der Bundesrepublik. Die Studie zerfällt mindestens in zwei Teile: zum einen die Rekonstruktion der titelgebenden "Kriegsverbrecherlobby", zum anderen die weiterführenden Einsichten in die Geschichte der westdeutschen Demokratie, die aber überzogen sind. Schicksal von Dissertationen ist es, einen Teilaspekt der Geschichte zu thematisieren. Nur durch diese Konzentration kann es gelingen, den bereits umfangreichen Wissensstand zu bereichern und neue Aspekte in die wissenschaftliche Diskussion einzuführen. Schon dies ist ein hoher Anspruch, dem nicht jede Arbeit gerecht wird. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass talentierte Nachwuchswissenschaftler ihren Teilaspekt gleichsam zum archimedischen Punkt hochstilisieren, um größere Gesamtzusammenhänge erklären zu wollen - vielleicht sogar um die Geschichte eines ganzen Staates neu bewerten zu können.
Folgt man der Argumentation des Autors und treibt den vorgestellten Interpretationsansatz nur ein wenig auf die Spitze, dann war das größte Wunder der deutschen Geschichte die Etablierung einer erfolgreichen Demokratie nach 1949, denn überall, wohin man schaut, waren Nationalsozialisten oder zumindest Helfershelfer der Nationalsozialisten - die vermeintliche "Kriegsverbrecherlobby".
Gewiss gab es in den fünfziger und sechziger Jahren umfangreiche Unterstützungsgruppen - Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e.V., Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit (Hiag) sowie Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen (VdH) -, die mit Nationalsozialisten und Ewiggestrigen durchsetzt waren, und gewiss übten diese Kreise einen gewissen Druck auf die Politik aus - schon durch ihre recht hohen Mitgliederzahlen. Doch macht es sich der Autor zu leicht, wenn er behauptet: "Der Einfluss der bundesdeutschen Unterstützernetzwerke hatte beträchtliche Auswirkungen auf das Engagement der Bundesregierungen für eine Freilassung Kapplers und der Vier von Breda." Zwar weist er im Laufe der Untersuchung immer wieder auf die unterschiedlichsten Faktoren hin, die über die Jahrzehnte zu einer durchaus intensiven Beschäftigung vor allem des Auswärtigen Amtes mit der Kriegsverbrecherfrage geführt haben.
Doch die Gewichtung der Faktoren folgt immer dem gleichen Muster: Dem Auswärtigem Amt - übrigens bis weit in die siebziger Jahre durchsetzt mit ehemaligen Nationalsozialisten, wie der Autor nicht müde wird zu betonen - lagen diese Kriegsverbrecher vor allem am Herzen, um einen Schlussstrich unter dieses Kapitel der Nachkriegsgeschichte zu ziehen. Dass es den Beamten dabei vor allem um die Beseitigung einer schweren Belastung des jeweiligen bilateralen Verhältnisses zu den Niederlanden und Italien ging, räumt der Autor zwar ein, doch verkennt er vor allem für die Mitglieder der jeweiligen deutschen Vertretungen die zwingende Notwendigkeit, ein mehr als 30 Jahre währendes Problem von der politischen Tagesordnung abzuräumen. Dies umso mehr, da sowohl die Niederlande als auch Italien diese schwärende Wunde im bilateralen Verhältnis jederzeit instrumentalisieren konnten. Die Kriegsverbrecherfrage war ein Druckpunkt für die Außenpolitik der Bundesrepublik. Es war die Pflicht jedes Diplomaten, diesen potentiellen Angriffspunkt so schnell wie möglich zu neutralisieren.
Überhaupt scheint der Autor nicht sehr vertraut mit den diplomatischen Gepflogenheiten und Winkelzügen, die auch innerhalb der Nato oder der EWG beziehungsweise der EG vorgeherrscht haben. Dass wiederholt deutsche Diplomaten gegenüber ihren italienischen und niederländischen Kollegen auf ihre nahezu verzweifelte Lage angesichts des innenpolitischen Drucks in der Bundesrepublik hinwiesen, wird vom Autor als bare Münze angesehen. Diese Erklärungen dienen ihm sogar als Beleg für die Ausgangsthese, dass die "Kriegsverbrecherlobby" wirklich massiven Einfluss ausgeübt habe. Es kommt ihm nicht in den Sinn, dass diese Betonung innerpolitischer Pressionen einer der ältesten Tricks im außenpolitischen Repertoire jedes halbwegs ausgebildeten Diplomaten ist. Die uralte Argumentation geht so: Ich würde gerne andere Schwerpunkte setzen, aber mir sind durch die Heimat die Hände gebunden. Der Druck ist wahrlich so groß, dass wir rasch eine Lösung finden müssen. Dass sowohl niederländische als auch italienische Kollegen dieser Argumentationslinie niemals gefolgt sind, spricht für ihre Professionalität.
Ebenfalls ohne Maß und Mitte sind die Anwürfe gegen Bundeskanzler Willy Brandt. Dessen umfangreiches Engagement für die Inhaftierten wird zum einen mit wahltaktischen Motiven begründet: "Zur Machtsicherung biederte sich die SPD den Angehörigen der einstigen ,Volksgemeinschaft', unter ihnen zahllose ehemalige Täter, derart an, dass dies den vormalig im ,Dritten Reich' verfolgten Parteimitgliedern rückblickend hohn spricht." Und zum anderen mit einer psychologisierenden Deutung Brandts, der - so der Autor - mit seinem Einsatz für die Kriegsverbrecher seine "persönliche generationelle Ausgrenzung" zu überwinden suchte.
Mit Blick auf die Geschichte der Bundesrepublik ist diese Dissertation gescheitert, da der Autor die Maßstäbe der aus seiner Sicht "angemessenen Erinnerungskultur" der Gegenwart auf die Jahre vor der Wiedervereinigung anwendet - ein im Grunde unhistorisches Vorgehen.
HARALD BIERMANN.
Felix Bohr: Die Kriegsverbrecherlobby. Bundesdeutsche Hilfe für im Ausland inhaftierte NS-Täter.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018. 558 S., 28,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Einsatz deutscher Politiker für im Ausland inhaftierte Kriegsverbrecher
Als Herbert Kappler in der Nacht zum 15. August 1977 die Flucht aus einem römischen Militärhospital gelang, hatte der letzte verurteilte Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs auf italienischem Boden nach 32 Jahren Inhaftierung seine Freiheit wiedererlangt. Entgegen zeitgenössischer Berichterstattung, die von einer Abseilaktion und sogar geheimdienstlichen Hilfeleistungen phantasierte, war der ehemalige SS-Obersturmbannführer mit seiner Ehefrau unbehelligt durch den Haupteingang entwichen. Blieben nur noch die "Drei von Breda", die in den Niederlanden ihre lebenslangen Haftstrafen verbüßten. Erst am 27. Januar 1989 stimmte die Zweite Kammer in Den Haag für die Amnestierung der beiden verbliebenen Kriegsverbrecher, die umgehend in die Bundesrepublik Deutschland abgeschoben wurden. Franz Fischer und Ferdinand aus der Fünten hatten 44 Jahre in niederländischen Gefängnissen eingesessen.
Ein dreiviertel Jahr vor dem Fall der Berliner Mauer war damit ein weiteres Kapitel des Zweiten Weltkriegs abgeschlossen worden. Es gab keine deutschen Kriegsverbrecher mehr in ausländischer Haft. Die in Göttingen angefertigte Dissertation beschäftigt sich mit dem Schicksal dieser Langzeitinhaftierten, mit den Unterstützerkreisen der Kriegsverbrecher, die auf ein Ende der Inhaftierungen pochten, sowie mit der Bedeutung des Ringens um Haftverschonung für die Geschichte der Bundesrepublik. Die Studie zerfällt mindestens in zwei Teile: zum einen die Rekonstruktion der titelgebenden "Kriegsverbrecherlobby", zum anderen die weiterführenden Einsichten in die Geschichte der westdeutschen Demokratie, die aber überzogen sind. Schicksal von Dissertationen ist es, einen Teilaspekt der Geschichte zu thematisieren. Nur durch diese Konzentration kann es gelingen, den bereits umfangreichen Wissensstand zu bereichern und neue Aspekte in die wissenschaftliche Diskussion einzuführen. Schon dies ist ein hoher Anspruch, dem nicht jede Arbeit gerecht wird. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass talentierte Nachwuchswissenschaftler ihren Teilaspekt gleichsam zum archimedischen Punkt hochstilisieren, um größere Gesamtzusammenhänge erklären zu wollen - vielleicht sogar um die Geschichte eines ganzen Staates neu bewerten zu können.
Folgt man der Argumentation des Autors und treibt den vorgestellten Interpretationsansatz nur ein wenig auf die Spitze, dann war das größte Wunder der deutschen Geschichte die Etablierung einer erfolgreichen Demokratie nach 1949, denn überall, wohin man schaut, waren Nationalsozialisten oder zumindest Helfershelfer der Nationalsozialisten - die vermeintliche "Kriegsverbrecherlobby".
Gewiss gab es in den fünfziger und sechziger Jahren umfangreiche Unterstützungsgruppen - Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e.V., Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit (Hiag) sowie Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen (VdH) -, die mit Nationalsozialisten und Ewiggestrigen durchsetzt waren, und gewiss übten diese Kreise einen gewissen Druck auf die Politik aus - schon durch ihre recht hohen Mitgliederzahlen. Doch macht es sich der Autor zu leicht, wenn er behauptet: "Der Einfluss der bundesdeutschen Unterstützernetzwerke hatte beträchtliche Auswirkungen auf das Engagement der Bundesregierungen für eine Freilassung Kapplers und der Vier von Breda." Zwar weist er im Laufe der Untersuchung immer wieder auf die unterschiedlichsten Faktoren hin, die über die Jahrzehnte zu einer durchaus intensiven Beschäftigung vor allem des Auswärtigen Amtes mit der Kriegsverbrecherfrage geführt haben.
Doch die Gewichtung der Faktoren folgt immer dem gleichen Muster: Dem Auswärtigem Amt - übrigens bis weit in die siebziger Jahre durchsetzt mit ehemaligen Nationalsozialisten, wie der Autor nicht müde wird zu betonen - lagen diese Kriegsverbrecher vor allem am Herzen, um einen Schlussstrich unter dieses Kapitel der Nachkriegsgeschichte zu ziehen. Dass es den Beamten dabei vor allem um die Beseitigung einer schweren Belastung des jeweiligen bilateralen Verhältnisses zu den Niederlanden und Italien ging, räumt der Autor zwar ein, doch verkennt er vor allem für die Mitglieder der jeweiligen deutschen Vertretungen die zwingende Notwendigkeit, ein mehr als 30 Jahre währendes Problem von der politischen Tagesordnung abzuräumen. Dies umso mehr, da sowohl die Niederlande als auch Italien diese schwärende Wunde im bilateralen Verhältnis jederzeit instrumentalisieren konnten. Die Kriegsverbrecherfrage war ein Druckpunkt für die Außenpolitik der Bundesrepublik. Es war die Pflicht jedes Diplomaten, diesen potentiellen Angriffspunkt so schnell wie möglich zu neutralisieren.
Überhaupt scheint der Autor nicht sehr vertraut mit den diplomatischen Gepflogenheiten und Winkelzügen, die auch innerhalb der Nato oder der EWG beziehungsweise der EG vorgeherrscht haben. Dass wiederholt deutsche Diplomaten gegenüber ihren italienischen und niederländischen Kollegen auf ihre nahezu verzweifelte Lage angesichts des innenpolitischen Drucks in der Bundesrepublik hinwiesen, wird vom Autor als bare Münze angesehen. Diese Erklärungen dienen ihm sogar als Beleg für die Ausgangsthese, dass die "Kriegsverbrecherlobby" wirklich massiven Einfluss ausgeübt habe. Es kommt ihm nicht in den Sinn, dass diese Betonung innerpolitischer Pressionen einer der ältesten Tricks im außenpolitischen Repertoire jedes halbwegs ausgebildeten Diplomaten ist. Die uralte Argumentation geht so: Ich würde gerne andere Schwerpunkte setzen, aber mir sind durch die Heimat die Hände gebunden. Der Druck ist wahrlich so groß, dass wir rasch eine Lösung finden müssen. Dass sowohl niederländische als auch italienische Kollegen dieser Argumentationslinie niemals gefolgt sind, spricht für ihre Professionalität.
Ebenfalls ohne Maß und Mitte sind die Anwürfe gegen Bundeskanzler Willy Brandt. Dessen umfangreiches Engagement für die Inhaftierten wird zum einen mit wahltaktischen Motiven begründet: "Zur Machtsicherung biederte sich die SPD den Angehörigen der einstigen ,Volksgemeinschaft', unter ihnen zahllose ehemalige Täter, derart an, dass dies den vormalig im ,Dritten Reich' verfolgten Parteimitgliedern rückblickend hohn spricht." Und zum anderen mit einer psychologisierenden Deutung Brandts, der - so der Autor - mit seinem Einsatz für die Kriegsverbrecher seine "persönliche generationelle Ausgrenzung" zu überwinden suchte.
Mit Blick auf die Geschichte der Bundesrepublik ist diese Dissertation gescheitert, da der Autor die Maßstäbe der aus seiner Sicht "angemessenen Erinnerungskultur" der Gegenwart auf die Jahre vor der Wiedervereinigung anwendet - ein im Grunde unhistorisches Vorgehen.
HARALD BIERMANN.
Felix Bohr: Die Kriegsverbrecherlobby. Bundesdeutsche Hilfe für im Ausland inhaftierte NS-Täter.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018. 558 S., 28,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Klaus Hillenbrand ist bei der Lektüre entsetzt, wer sich alles für die Freilassung im Ausland verurteilter Nazi-Kriegsverbrecher wie Herbert Kappler - der als SS-Obersturmbannführer in Italien willkürlich ausgewählte 335 Italiener erschießen ließ - einsetzte: Bundeskanzler Adenauer, Bundespräsident Lübke, Bundestagsabgeordnete, Diplomaten, die Kirchen (die evangelische Kirche sprach gar von "angeblichen Kriegsverbrechern", lernen wir) und sogar Willy Brandt! Unter den Wählern gab es eben viele Nazis, deren Stimmen man auch wollte. Wie es den Rechtsextremen gelang, Politiker von Adenauer über Brandt bis Kohl für ihre Zwecke zu instrumentalisieren, wie sie die Sprache verbogen, bis aus Kriegsverbrechern gewöhnliche "kriegsgefangene Deutsche" wurden, ist ein Lehrstück gerade auch für heute, meint Hillenbrand.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Wie diese [Kriegsverbrecher], deren Todesurteile letztlich in lebenslange Haftstrafen verwandelt wurden, über Jahrzehnte von bestimmten Gruppen und offiziellen Vertretern in der Bundesrepublik unterstützt wurden, dem geht der Historiker Felix Bohr in seiner lesenswerten Studie ... nach.« Judith Leister Neue Zürcher Zeitung 20190206