Pünktlich zum 75. Todestag des Schweizer Schriftstellers Friedrich Glauser (1896-1938) hat der Diogenes Verlag seine fünf Kriminalromane mit dem Wachtmeister Studer in einer repräsentativen Leinenausgabe in einem Schmuckschuber herausgebracht.
Glausers Leben war geprägt von Erziehungsheimen,
Anstalten und den Versuchen, als Schriftsteller ein bürgerliches Leben zu führen. Heute gilt er als…mehrPünktlich zum 75. Todestag des Schweizer Schriftstellers Friedrich Glauser (1896-1938) hat der Diogenes Verlag seine fünf Kriminalromane mit dem Wachtmeister Studer in einer repräsentativen Leinenausgabe in einem Schmuckschuber herausgebracht.
Glausers Leben war geprägt von Erziehungsheimen, Anstalten und den Versuchen, als Schriftsteller ein bürgerliches Leben zu führen. Heute gilt er als einer der Väter des modernen deutschen Kriminalromans. Sein besonderes Verständnis für die Außenseiter der Gesellschaft spiegelt sich in seinem Wachtmeister Studer von der Berner Kantonspolizei wider. Die Hauptfigur seiner Kriminalromane ist nicht nur Kriminalist sondern auch eigensinniger Menschenfreund und Gesellschaftskritiker.
Mit „Wachtmeister Studer“ (1936) erzielte Glauser seinen literarischen Durchbruch. Hier muss Studer den Mord an einem Handlungsvertreter aufklären. Obwohl die Schuldfrage für alle Beteiligten klar ist, lässt Studer bei seinen Ermittlungen nicht locker und kann schließlich den Fall gegen die Verschlossenheit eines ganzen Dorfes lösen. In „Matto regiert“ (1936) sind der Direktor und ein Patient einer Irrenanstalt verschwunden. Bei seinen Ermittlungen blickt Wachtmeister Studer auch ausführlich hinter die psychiatrischen Therapien und Praxen der Anstalt, sodass der Kriminalfall fast zur Nebensache wird.
In „Fieberkurve“ (1938) verschlägt es den Berner Wachtmeister in einen marokkanischen Garnisonsposten der Fremdenlegion. Trotz der exotischen Schauplätze wirkt der urige Studer hier etwas fehl am Platze. Der Romantitel „Der Chinese“ (1939) lässt zwar wieder einen fremdländischen Handlungsort vermuten, doch in Wirklichkeit ist der kleine Ort Pfründisberg der Schauplatz, wo Studer rätselhafte Morde zwischen Armenanstalt, Gartenbauschule und Dorfwirtschaft aufklären muss. In „Krock & Co.“ (1941) schließlich ver-heiratet Studer gerade seine Tochter, doch da geschieht ein Mord an einem Hotelgast, der auf höchst eigentümliche Weise mit einer angefeilten Fahrradspeiche erstochen wurde. Wieder muss der Wachtmeister in eine verschlossene Dorfgemeinschaft eindringen, um Licht hinter die seelischen Abgründe zu bringen.
Bei allen Studer-Romanen hat Glauser Selbsterlebtes aus seinen Anstaltsaufenthalten einfließen lassen. Darüberhinaus baut er immer wieder geschickt Beschreibungen des ländlichen Milieus und des menschlichen Beziehungsgeflechts in die Handlungen ein. Sein Wachtmeister Studer ist alles andere als ein Superheld. Seine Fälle löst er vielmehr mit Beharrlichkeit und Erfahrung, mit genauer Beobachtungsgabe und feiner Menschenkenntnis. Studer ist ein Störenfried und ein unermüdliche Wühler, der förmlich in die Menschen hineinkriecht.
Fazit: Zum Glauser-Jubiläum eine wirklich gelungene Ausgabe, die durch ein Nachwort „Der arme Hund, der jeder von uns ist“ von Hugo Loetscher komplettiert wird.