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Kleine alltägliche Schrecknisse steigern sich in der 'Kristallkrähe' über große Verwirrungen zu einem finsteren Ende. Da ist die junge Schriftstellerin, die mit ihrer entsetzlich eifersüchtigen Freundin zusammenlebt, die Ärztin und ihr Bruder, dem sie eine tödliche Krankheit bescheinigt, dazu kommen diverse Schizophrene und Depressive und - ein entlaufener Leopard.

Produktbeschreibung
Kleine alltägliche Schrecknisse steigern sich in der 'Kristallkrähe' über große Verwirrungen zu einem finsteren Ende. Da ist die junge Schriftstellerin, die mit ihrer entsetzlich eifersüchtigen Freundin zusammenlebt, die Ärztin und ihr Bruder, dem sie eine tödliche Krankheit bescheinigt, dazu kommen diverse Schizophrene und Depressive und - ein entlaufener Leopard.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.10.2006

Band 42
Plötzlich einsetzender Strudel
Harald Eggebrecht
Joan Aikens „Die Kristallkrähe”
Es beginnt leicht und in jenem unprätentiösen Parlandoton, der einen sofort zum Mitwisser all jener kleinen Geheimnisse, Unstimmigkeiten, Verletzungen, Notlügen, aber auch Versprechungen und Hoffnungen zwischen Freundinnen, Liebespaaren oder Eltern und Kindern macht, aus denen Beziehungskisten gemeinhin bestehen. Die Beiläufigkeit, mit der Joan Aiken ihr Personal vorführt, hält den Gedanken lange fern, hier könne sich etwas Unausweichliches, gar Tödliches zusammenbrauen.
Also nimmt man die amourösen Irrungen und freundschaftlichen Wirrungen der jungen Dienstag auf, als lebe man in ihrer Nachbarschaft. Ihre Freundin Maggie, eine aus Ungarn eingewanderte Ärztin, versucht Dienstag, die sie für leichtfertig und gefährdet hält, wie eine eifersüchtige Glucke zubehüten – mit Misserfolg. Die beiden fahren nach Cornwall, wo die strenge Eleanor, der weiche, angeblich todkranke Charles, die alte Nin, die krause Tante Julia und andere schräge Existenzen leben. Maggies Freund Johntaucht auf, es kommt zum Techtelmechtel mit Dienstag, Maggie ist entsetzt. Doch obwohl niemand in dieser Gruppe macken- oder verzweiflungsfrei ist, wirken die Konflikte, Streitereien und Versöhnungen untereinander alltäglich und geradezu vertraut familiär. Nicht an höhere Gefahr glaubend, wird man unmerklich immer tiefer ins Dickicht aus Gefühlsdesorientierung und Seelenkonfusion der Beteiligten geführt. Wenn dann ein Leopard aus dem Zirkus entspringt und das liebliche Cornwall unsicher macht, sorgt das für Abwechslung in den Gesprächen und Emotionen der Gruppe und steigert die Spannung, ohne dass Aiken ihren wunderbaren Parlandoton aufgibt. Doch plötzlich, als wäre mit dem Leopard auch aus den bisher zwar vertrackten, aber letztlich harmlosen Menschen Wildes und sogar Böses ausgebrochen, beginnt sich ein Strudel zunehmenden Wahnwitzes zu drehen . . .
Joan Aiken, 1924 in Sussex geboren und berühmt geworden mit Gruselstorys, Kinderbüchern und eben solchen hintersinnigen Psychogeschichten wie der „Kristallkrähe”, hat keinen „Krimi” geschrieben, sondern verfolgt in zwei Erzählsträngen, wie sich aus Unsicherheit, Misstrauen, Liebes- und Hasshändeln zwischen Menschen überraschend eine Melange aus Mord und Totschlag ergeben kann.
HARALD EGGEBRECHT
Joan Aiken
Foto: Jerry Bauer
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