Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.11.2000Küche
"Die Küche der Toskana - Eine Reise durch ihre Regionen mit 52 Rezepten" von Alice Vollenweider. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2000. 141 Seiten. Gebunden, 26,80 Mark. ISBN 3-8031-1187-0.
Dieses schmale Büchlein kann getrost auf die üblichen vom Food-Fotografen arrangierten und geschönten Abbildungen verzichten, ist es doch gehaltvoller als manch Hochglanz-Kochbuch. Die Autorin, ausgewiesene Kennerin sowohl der italienischen Literatur wie auch der Küche des Landes, hat ein Faible für die raffinierte Einfachheit der toskanischen Küche, wie man sie auch heute noch abseits der Touristen-Restaurants in den Trattorien und Kochtöpfen der einfachen Leute findet. Aus ihrer Sparsamkeit haben die Bewohner dieser ursprünglich armen Region eine Tugend gemacht, die sich in Spezialitäten wie der "panzanella", dem tomaten- und basilikumgetränkten Salat aus altbackenem Brot, oder den "fagioli", Bohnen in vielen Varianten, aufs köstlichste unter Beweis stellt. Der Leser wird in die bei uns in Vergessenheit geratene vorbildliche Haushaltsführung der Toskaner eingeführt und lernt die Vorzüge einer gutsortierten Speisekammer wieder zu schätzen, die es dem gestreßten Großstädter ermöglicht, zehn Tage aufs Einkaufen zu verzichten. Ob nun die toskanische Kochkunst, von Catarina de' Medici nach ihrer Heirat mit Henri de Valois 1533 nach Frankreich exportiert, tatsächlich, wie die Autorin behauptet, die Mutter aller heutigen Küchen ist, sei dahingestellt. Richtig ist, und das erfährt man in diesem für die Sinne höchst anregend geschriebenen Buch, daß die Qualität und Frische der Zutaten und die von viel Intuition bestimmte Kochkunst den besonderen Reiz der toskanischen Küche ausmachen. Dies ist leider auch der einzige Nachteil des Buches. Denn will der auf den Geschmack gekommene Leser, angeregt durch die mit Anekdoten gewürzten Rezepte, diese nachkochen, muß er bei der Suche nach Zutaten manches Mal kapitulieren. Gehören doch Fischrogen von Süßwasserfischen, Kutteln oder Kastanienmehl bedauerlicherweise noch nicht zum Standardsortiment eines deutschen Supermarkts. (Nag)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Die Küche der Toskana - Eine Reise durch ihre Regionen mit 52 Rezepten" von Alice Vollenweider. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2000. 141 Seiten. Gebunden, 26,80 Mark. ISBN 3-8031-1187-0.
Dieses schmale Büchlein kann getrost auf die üblichen vom Food-Fotografen arrangierten und geschönten Abbildungen verzichten, ist es doch gehaltvoller als manch Hochglanz-Kochbuch. Die Autorin, ausgewiesene Kennerin sowohl der italienischen Literatur wie auch der Küche des Landes, hat ein Faible für die raffinierte Einfachheit der toskanischen Küche, wie man sie auch heute noch abseits der Touristen-Restaurants in den Trattorien und Kochtöpfen der einfachen Leute findet. Aus ihrer Sparsamkeit haben die Bewohner dieser ursprünglich armen Region eine Tugend gemacht, die sich in Spezialitäten wie der "panzanella", dem tomaten- und basilikumgetränkten Salat aus altbackenem Brot, oder den "fagioli", Bohnen in vielen Varianten, aufs köstlichste unter Beweis stellt. Der Leser wird in die bei uns in Vergessenheit geratene vorbildliche Haushaltsführung der Toskaner eingeführt und lernt die Vorzüge einer gutsortierten Speisekammer wieder zu schätzen, die es dem gestreßten Großstädter ermöglicht, zehn Tage aufs Einkaufen zu verzichten. Ob nun die toskanische Kochkunst, von Catarina de' Medici nach ihrer Heirat mit Henri de Valois 1533 nach Frankreich exportiert, tatsächlich, wie die Autorin behauptet, die Mutter aller heutigen Küchen ist, sei dahingestellt. Richtig ist, und das erfährt man in diesem für die Sinne höchst anregend geschriebenen Buch, daß die Qualität und Frische der Zutaten und die von viel Intuition bestimmte Kochkunst den besonderen Reiz der toskanischen Küche ausmachen. Dies ist leider auch der einzige Nachteil des Buches. Denn will der auf den Geschmack gekommene Leser, angeregt durch die mit Anekdoten gewürzten Rezepte, diese nachkochen, muß er bei der Suche nach Zutaten manches Mal kapitulieren. Gehören doch Fischrogen von Süßwasserfischen, Kutteln oder Kastanienmehl bedauerlicherweise noch nicht zum Standardsortiment eines deutschen Supermarkts. (Nag)
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Angetan klingt diese mit "Nag." unterschriebene Rezension. Die Autorin wird als "ausgewiesene Kennerin sowohl der italienischen Literatur wie auch der Küche des Landes" vorgestellt, und ihr Faible für die "raffinierte Einfachheit" der toskanischen Küche besonders hervorgehoben. Die toskanische Sparsamkeit, aus der eine Tugend geworden sei, wird an einigen Köstlichkeiten auf das appetitanregendste vorgestellt. Die Rezension freut sich außerdem an einer im Buch schmackhaft gemachten "vorbildlichen Haushaltsführung", inklusive Anleitung für eine gut sortierte Speisekammer, die es "dem gestressten Großstädter" ermögliche, 10 Tage lang auf das Einkaufen zu verzichten. Wenn er denn alles gefunden hat, was die Rezepte erfordern. Und da scheint dann doch das ein oder andere nicht zum "Standardsortiment eines deutschen Supermarktes" zu gehören.
© Perlentaucher Medien GmbH"
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