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Die Erzählungen von Stephan Groetzner sind von ganz eigener Komik. Philosophische Fragmente, Anmerkungen zur Derrida schen Grammatologie, zu Wittgenstein, zwei Suiten, die ganz offensichtlich mit Griegs Peer Gynt zu tun haben, "romantische Stücke für Klavier" und Anekdoten über Schubert mit dem Titel "Schwammerlquartett" das ist das Material, aus dem ein manchmal grimmiger, manchmal absurder Witz entsteht (der durchaus auch sehr low ausfallen kann). Was uns in "Die Kuh in meinem Kopf" begegnet: Nihilisten am Rande des Nichts, Schollenhubers weißer Pudel, Marx in den Händen von Semiologen,…mehr

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Produktbeschreibung
Die Erzählungen von Stephan Groetzner sind von ganz eigener Komik. Philosophische Fragmente, Anmerkungen zur Derrida schen Grammatologie, zu Wittgenstein, zwei Suiten, die ganz offensichtlich mit Griegs Peer Gynt zu tun haben, "romantische Stücke für Klavier" und Anekdoten über Schubert mit dem Titel "Schwammerlquartett" das ist das Material, aus dem ein manchmal grimmiger, manchmal absurder Witz entsteht (der durchaus auch sehr low ausfallen kann).
Was uns in "Die Kuh in meinem Kopf" begegnet: Nihilisten am Rande des Nichts, Schollenhubers weißer Pudel, Marx in den Händen von Semiologen, arbeitslose Dichter und Denker beim Bier, Blumengießen mit Ernst Bloch. Dazu Fußnoten, wissenschaftliche Anmerkungen und die bedeutendsten Zitate aus der abendländischen Philosophie- bzw. Geistesgeschichte; dafür fehlen aber einige Kapitel zur Gänze.
Wissenschaftssatire? Oder doch Alltagsphilosophie? Böser Spott oder doch liebe-volle Ironie? Groetzners Texte sind, ob sie sich nun der Philosophie oder der Kunstannehmen, immer vielschichtig und doppelbödig, und sie zeugen von einem unverwechselbar komischen Talent.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.03.2012

Nihilismus mit
Korkgeschmack
Stephan Groetzner entdeckt
„Die Kuh in meinem Kopf“
Wozu Sixpacks, wenn es auch Fässer gibt? Wer noch in keiner Nacht vor solchen Menschheitsfragen stand, dem sei dringend von Stephan Groetzners Exerzitien abgeraten. Der Rest torkle näher und lausche den Sätzen des Meisters. Kalt ist alle Logik, aber kühlschrankkälter noch der Spiritus folgender Axiome: „Ein Hundert-Gramm-Steak ist gar nichts, dagegen 100 Gramm Wodka.“
Laut Klappentext hat Groetzner unter anderem als Erntehelfer, Stanzer, Wachtmeister und Chorleiter gearbeitet. Verschwiegen werden die wilden Privatstudien, die er unterdessen betrieben haben muss. Von Augustinus bis Derrida, von der „Großen Sowjetischen Enzyklopädie“ bis zum frühen Kant-Biographen Ludwig Borowski: Schwankt nur Groetzner oder schwankt nicht doch der Grund, auf dem er seine philosophischen Miniaturen errichtet? „Fast jeder junge Mann hat eine Rosine im Kopf“, zitiert Groetzner weihevoll Ernst Blochs „Prinzip Hoffnung“, um in kühnen Sprüngen seinen ganz eigenen Existenzgedanken zu entwickeln: „Da ich kein Gehirn habe, muss ich auch nicht denken. Hätte ich ein Gehirn, würde ich mich vielleicht darüber wundern, dass meine Krawatte in einem Topf mit Erde steckt. Womöglich ist meine Krawatte eine Blume. Ich habe keine Krawatte, aber sie ist blau.“
Seinen allerhöchsten Unsinn spickt Groetzner mit Dutzenden von Fußnoten, deren Funktion immerzu die Schwebe zwischen bösem Spott und sturzbedröhntem Staunen hält. Je blöder die eigenen Gedanken zum Vorgefundenen, desto befreiender ihre Wirkung. Die Folgen derart schlauer Dumpfheit, wie man sie grobverwandt höchstens noch von Eckhard Henscheid kennt, sind weniger erhebend, als auf das Schönste niederstreckend. Pardon wird keiner Geistesambition gegeben, Groetzner lässt es so richtig krachen im hohen Haus der Hochkultur.
Er bereichert die Gebrüder Wittgenstein um eine Plötzen-Theorie (bei der der Räuber Hotzenplotz schon vom Namen her eine wichtige Rolle spielt), lässt zwei Nihilisten ihr Unwesen am Rande des Nichts treiben und beklagt die Schlaflosigkeit am späten Vormittag: Immer diese schrecklich zwitschernden Vögel in ihren Problemnestern draußen im Erkenntnisbaum! Er ist sich für keinen schlechten Witz zu schade, und der einzige Einwand muss lauten, dass man von diesen Sudeleien gern noch viel mehr als diese paar Seiten lesen würde. Aber alles Denken strebt ja erklärtermaßen dem Nichts entgegen, hier eben bloß mit leichtem Korkgeschmack: „Das Jetzt ist dunkel. Es ist der Balken, der unsichtbar auf dem Wasser schwimmt, in dem wir ertrinken. Wir als Ertrinkende leben immerhin noch. Wir könnten uns eine Pizza bestellen und mit Recht darauf hoffen, dass sie noch am gleichen Abend geliefert wird. Noch eine Flasche Wein dazu? Nein danke, nur Gläser!“ – Bitte einsortieren unter: Abendland, Ideengeschichte, grober Unfug.
FLORIAN KESSLER
STEPHAN GROETZNER: Die Kuh in meinem Kopf. Literaturverlag Droschl, Wien 2012. 136 Seiten, 16 Euro.
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