Marktplatzangebote
6 Angebote ab € 6,95 €
Produktdetails
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.10.1999

Ironisches und Ernstgemeintes
Die Kunst der Demotivation

Wolfgang Kollenz: Die Kunst der Demotivation - Führungsfehlern auf die Schliche kommen. Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden 1999, 185 Seiten, 68 DM.

Die derzeit gängigsten Motivationstheorien sind die Bedürfnispyramide von Abraham Maslow und das Zweifaktorenmodell von Frederick Herzberg mit der Befriedigung des Bedürfnisses nach Selbstentfaltung und persönlicher Entwicklung. Doch wer kennt diese Theorien, und warum ist eine Vielzahl von Mitarbeitern ständig demotiviert? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Personalberater und Managementtrainer Wolfgang Kollenz in seinem Buch "Die Kunst der Demotivation". Aus der Sicht eines Täters zeigt der österreichische Autor nicht unbedingt ernst gemeinte Mobbing-Motive zur Nachahmung, gibt ironische Tipps zur Frustration der Mitarbeiter und versucht, durch seine pointiert originelle Betrachtung neue Erkenntnisse aufzudecken. Für ihn ist die Kernfrage nicht mehr: "Wie motiviere ich andere?", sondern "Wie motiviere ich mich selbst?".

Allein in Deutschland wird der Mobbing-Schaden, der durch den Arbeitsausfall bei 1,27 Millionen Betroffenen entsteht, auf jährlich 30 Milliarden DM ohne die Krankheitskosten geschätzt. Nicht nur dieser monetäre Anreiz sollte für jeden Manager Grund genug sein, sich mit dem Thema auseinander zu setzen - es sei denn, schreibt der Autor zynisch, man stehe vor einem größeren Personalabbau. Dann könne Mobbing helfen, die "Abfertigungskosten" zu senken.

Aus der täglichen Angst um den Arbeitsplatz mobbten Mitarbeiter Kollegen bis zur Entlassung. Die schlanke und "Lean"-Organisation ergebe sich somit von selbst; hohe Abfindungskosten entfielen. Für Kollenz ist Angst eines der besten Motivationsmittel überhaupt. Er geht in seinem Buch noch weiter: Organisationen sollen nicht nur durch Angst schlank gemacht werden, sondern auch "sauber"sein. Er fordert den Kahlschlag bei künstlich geschaffenen Abteilungsleitern mit aufgeblähten Abteilungen.

Modernistischen Zauberformeln, wie "Motipulation" (eine Vermischung von Motivation und Manipulation) versucht er den negativen Beigeschmack zu nehmen. Wer geschickt motipuliere, gewinne die Fernbedienung über seine Mitarbeiter, ohne dass der Hypnotisierte selbst etwas merke. Das klingt gut für den Vorgesetzten, ist aber menschenunwürdig für den Mitarbeiter. Im Vergleich hierzu sind Meeting-Marter oder Präsentations-Paranoia höchstens langweilige Anfängertricks.

Um einen Lerneffekt zu erzielen, stellt Kollenz nach jedem Kapitel Testaufgaben und lässt Platz für eigene Gedanken. Die Tests sind eine Herausforderung für den Leser - ebenso der Slalom-Schreibstil des Autors. Manchmal fällt es schwer, zwischen Ironie und Ernstgemeintem zu unterscheiden. Kollenz schließt sein Buch mit dem persönlichen Aktionsprogramm zur Neuorientierung des eigenen Führungsverhaltens ab. Fraglich bleibt nur, welcher Manager sich daran hält.

THOMAS BECKER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr