Comicfans sammeln leidenschaftlich, aber gezeigt werden ihre Sammlungen selten oder nie. Jetzt geben 15 Sammler erstmals exklusiv Einblick in ihre Schätze und erzählen im Buch DIE KUNST DES COMIC-SAMMELNS von ihrer oft Jahrzehnte währenden Passion. Egal ob perfekt erhaltene Erstausgaben, limitierte Sonderdrucke und Originalzeichungen oder Widmungen, Figuren und Gemälde: Was die Comic-Sammler hier zeigen, sind Schätze einer oft unterschätzten Popkultur. Von Superhelden über Mangas, von Fix- und Foxi zu Mosaik, von frankobelgischen Klassikern zu experimentellen Graphic Novels, von seltenen Original-Superhelden-Titelbildern zu ölgemälden von Carl Barks. Oft handeln die Geschichten der Sammler vom stundenlangen Anstehen bei einer Signierstunde oder auch vom Erfolg, nach jahrelanger Suche endlich die fehlende Heftnummer zu ergattern. Immer aber erzählen sie von leidenschaftlicher Begeisterung für die sogenannte Neunte Kunst. Der Autor Alex Jakubowski - selbst ein begeisterter Comic-Sammler und Fan - weiß diese Leidenschaft in seinen Sammler-Porträts aufs treffendste zu transportieren, und Sandra Mann setzt die passionierten Sammler und ihr Universum mit künstlerischem Auge fotografisch ins rechte Licht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2015Enten in Goldrahmen
Bilderreich: Alex Jakubowski porträtiert Comicsammler
Dies vorausgeschickt: Comicsammeln ist durchaus kein neues Phänomen. Also dürfte sich die von Alex Jakubowski vermutete Verblüffung über den Gegenstand seines Bildbands "Die Kunst des Comicsammelns" - Zitat aus der Einleitung: "Ganz real sind die Sammler im hier vorliegenden Buch. Es sind völlig normale Menschen, so wie Sie und ich" - in Grenzen halten. Verblüffend wäre es, wenn sich tatsächlich jemand verblüfft zeigte über diese Leidenschaft, denn was wird nicht alles gesammelt in der Welt? Etwa A wie Antiquitäten, Autogramme, Automobile oder gar B wie Bierdeckel, Briefmarken, Bücher. Warum also nicht auch C wie Comics?
Ganz und gar nicht vertraut dürften dagegen selbst Sachkundige mit sämtlichen im Buch porträtierten Sammlern sein. So sie auch nicht verblüfft werden, könnten sie also doch zumindest überrascht sein: betreffs der Vorlieben dieser ausnahmslos deutschen Sammler (eine einzige Frau ist mit dabei), über deren spezielle Vorlieben man sich kein Geschmacksurteil erlauben möchte, denn die eigenen sind gewiss genauso diskussionswürdig (oder in anderen Augen -unwürdig), mehr aber noch betreffs des Selbstverständnisses der fünfzehn Protagonisten, die nahezu ausnahmslos nostalgische Gefühle für Comics hegen. Vierzehn von fünfzehn sind denn auch älter als vierzig (meist deutlich älter); die Ausnahme ist die einzige Frau: 31 Jahre alt und Sammlerin von Manga, einem Genre, das von den älteren männlichen Kollegen samt und sonders missachtet wird. Das immerhin ist nicht nur comicsoziologisch interessant.
Jeder Sammlerpersönlichkeit ist ein Porträt gewidmet, und diesem wiederum sind jeweils mehrere von Sandra Mann eigens für das Buch aufgenommene Fotografien beigegeben, die die Sammlungen porträtieren - mit einer Ausnahme, denn ein Sammler hat zu viel versammelt, als dass er dem Autorengespann Zutritt zu seiner Wohnung gewähren mochte - und vor allem die Objekte: Hefte, Widmungen, Figuren und Originalseiten. Und einmal auch Gemälde, denn ein Abkömmling eines alten deutschen Adelsgeschlechts sammelt Ölbilder mit Donald Duck und den Seinen, die der berühmte Entenhausen-Zeichner Carl Barks im Ruhestand gemalt hat. Das ist eine teure Leidenschaft, aber da der Herr offensichtlich gerne in golden ausgemaltem Wohnumfeld lebt, dürfte ihm nicht nur der Ducksche Geldspeicher sympathisch sein, sondern Geld auch keine große Rolle spielen. Mittlerweile besitzt er 59 von rund zweihundert existierenden Barks-Gemälden. Wie günstig für ihn, dass der vormals größte Sammler auf diesem Feld, ein Amerikaner, vor ein paar Jahren seine Kollektion auktionieren ließ.
Es stecken tausend kleine Geschichten in den fünfzehn Porträts - und natürlich fünfzehn Schicksale, die nur zum Teil von toleranten Angehörigen geteilt werden. Doch wir haben es weniger mit stadtbekannten Sonderlingen zu tun als mit meist im Verborgenen agierenden Überzeugungstätern.
Und das gilt auch für Alex Jakubowski selbst, der beim Hessischen Rundfunk arbeitet (was den leichten Schwerpunkt von Sammlern aus dem Umkreis von Frankfurt im Buch erklärt) und sich dort regelmäßig Comicthemen annimmt. Wer weiß, wie schwer beim Fernsehen Sendeplatz dafür zu finden ist, der ist dann doch wieder verblüfft. Comicsammler ist Jakubowski natürlich auch, und so arbeitet er selbst gleichfalls an dem, wie er jede Sammlung beschreibt: "eine Art Kunstwerk, das nie fertig wird". Da mag der Abschluss des opulenten Bildbands eine willkommene Abwechslung gewesen sein.
ANDREAS PLATTHAUS
Alex Jakubowski, Sandra Mann: "Die Kunst des Comicsammelns".
Edition Lammerhuber, Baden (Österreich) 2015. 281 S., Abb., geb., 49,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Bilderreich: Alex Jakubowski porträtiert Comicsammler
Dies vorausgeschickt: Comicsammeln ist durchaus kein neues Phänomen. Also dürfte sich die von Alex Jakubowski vermutete Verblüffung über den Gegenstand seines Bildbands "Die Kunst des Comicsammelns" - Zitat aus der Einleitung: "Ganz real sind die Sammler im hier vorliegenden Buch. Es sind völlig normale Menschen, so wie Sie und ich" - in Grenzen halten. Verblüffend wäre es, wenn sich tatsächlich jemand verblüfft zeigte über diese Leidenschaft, denn was wird nicht alles gesammelt in der Welt? Etwa A wie Antiquitäten, Autogramme, Automobile oder gar B wie Bierdeckel, Briefmarken, Bücher. Warum also nicht auch C wie Comics?
Ganz und gar nicht vertraut dürften dagegen selbst Sachkundige mit sämtlichen im Buch porträtierten Sammlern sein. So sie auch nicht verblüfft werden, könnten sie also doch zumindest überrascht sein: betreffs der Vorlieben dieser ausnahmslos deutschen Sammler (eine einzige Frau ist mit dabei), über deren spezielle Vorlieben man sich kein Geschmacksurteil erlauben möchte, denn die eigenen sind gewiss genauso diskussionswürdig (oder in anderen Augen -unwürdig), mehr aber noch betreffs des Selbstverständnisses der fünfzehn Protagonisten, die nahezu ausnahmslos nostalgische Gefühle für Comics hegen. Vierzehn von fünfzehn sind denn auch älter als vierzig (meist deutlich älter); die Ausnahme ist die einzige Frau: 31 Jahre alt und Sammlerin von Manga, einem Genre, das von den älteren männlichen Kollegen samt und sonders missachtet wird. Das immerhin ist nicht nur comicsoziologisch interessant.
Jeder Sammlerpersönlichkeit ist ein Porträt gewidmet, und diesem wiederum sind jeweils mehrere von Sandra Mann eigens für das Buch aufgenommene Fotografien beigegeben, die die Sammlungen porträtieren - mit einer Ausnahme, denn ein Sammler hat zu viel versammelt, als dass er dem Autorengespann Zutritt zu seiner Wohnung gewähren mochte - und vor allem die Objekte: Hefte, Widmungen, Figuren und Originalseiten. Und einmal auch Gemälde, denn ein Abkömmling eines alten deutschen Adelsgeschlechts sammelt Ölbilder mit Donald Duck und den Seinen, die der berühmte Entenhausen-Zeichner Carl Barks im Ruhestand gemalt hat. Das ist eine teure Leidenschaft, aber da der Herr offensichtlich gerne in golden ausgemaltem Wohnumfeld lebt, dürfte ihm nicht nur der Ducksche Geldspeicher sympathisch sein, sondern Geld auch keine große Rolle spielen. Mittlerweile besitzt er 59 von rund zweihundert existierenden Barks-Gemälden. Wie günstig für ihn, dass der vormals größte Sammler auf diesem Feld, ein Amerikaner, vor ein paar Jahren seine Kollektion auktionieren ließ.
Es stecken tausend kleine Geschichten in den fünfzehn Porträts - und natürlich fünfzehn Schicksale, die nur zum Teil von toleranten Angehörigen geteilt werden. Doch wir haben es weniger mit stadtbekannten Sonderlingen zu tun als mit meist im Verborgenen agierenden Überzeugungstätern.
Und das gilt auch für Alex Jakubowski selbst, der beim Hessischen Rundfunk arbeitet (was den leichten Schwerpunkt von Sammlern aus dem Umkreis von Frankfurt im Buch erklärt) und sich dort regelmäßig Comicthemen annimmt. Wer weiß, wie schwer beim Fernsehen Sendeplatz dafür zu finden ist, der ist dann doch wieder verblüfft. Comicsammler ist Jakubowski natürlich auch, und so arbeitet er selbst gleichfalls an dem, wie er jede Sammlung beschreibt: "eine Art Kunstwerk, das nie fertig wird". Da mag der Abschluss des opulenten Bildbands eine willkommene Abwechslung gewesen sein.
ANDREAS PLATTHAUS
Alex Jakubowski, Sandra Mann: "Die Kunst des Comicsammelns".
Edition Lammerhuber, Baden (Österreich) 2015. 281 S., Abb., geb., 49,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Auch wenn Rezensent Andreas Platthaus nicht gerade überrascht ist, dass es neben Briefmarken, Bierdeckeln etc. eben auch eine "Kunst des Comicsammelns" gibt, hat er Alex Jakubowskis gleichnamiges Buch gern gelesen. Denn die fünfzehn hier porträtierten Sammler, allesamt deutsch, überwiegend älteren Jahrgangs und mit einer Ausnahme männlich, gewähren bereitwillig Einblick in ihre meist nostalgischen Sammlungen, aber auch in ihre Lebensgeschichten und Beweggründe, notiert der Kritiker. Beeindruckt zeigt er sich nicht nur von der Sammlung eines deutschen Adelssprosses, der über 59 der insgesamt etwa zweihundert Gemälde von Donald-Duck-Erfinder Carl Barks verfügt, sondern auch von den diesen Band bereichernden Fotografien Sandra Manns.
© Perlentaucher Medien GmbH
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