Eine tiefsinnige Analyse des Phänomens Liebe
"Die Kunst des Liebens" ist ein Klassiker des Sozialpsychologen Erich Fromm, der sich in seinen Schriften mit psychologischen, soziologischen und philosophischen Fragestellungen auseinandergesetzt hat. Mit diesem 1956 erschienen Buch wurde Fromm als
humanistischer Denker bekannt, der daran glaubt, dass Menschen zu Vernunft und Liebe fähig…mehrEine tiefsinnige Analyse des Phänomens Liebe
"Die Kunst des Liebens" ist ein Klassiker des Sozialpsychologen Erich Fromm, der sich in seinen Schriften mit psychologischen, soziologischen und philosophischen Fragestellungen auseinandergesetzt hat. Mit diesem 1956 erschienen Buch wurde Fromm als humanistischer Denker bekannt, der daran glaubt, dass Menschen zu Vernunft und Liebe fähig sind.
Das Buch reflektiert den Zeitgeist der 1950er und 1960er Jahre und beruht damit auf einem Rollenbild von Frau und Mann, welches nicht mehr aktuell ist. Das sollte aber nicht überbewertet werden. Es ist der normale Lauf der Dinge, dass sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verändern. Literatur ist immer auch ein Spiegelbild des jeweiligen Zeitgeistes. Viele seiner Vorschläge und Forderungen sind zeitlos.
Fromm setzt sich mit theoretischen und praktischen Fragen auseinander. Er bringt die Liebe mit der menschlichen Existenz in Verbindung und analysiert Nächstenliebe, Mutterliebe, Erotik, Selbstliebe und die Liebe zu Gott. Das Buch ist keine Anleitung in die Kunst der Liebe. "... ich möchte zeigen, dass es in der Liebe zu einem anderen Menschen überhaupt keine Erfüllung ohne die Liebe zum Nächsten, ohne wahre Demut, ohne Mut, Glaube und Disziplin geben kann." (9)
Es gibt Erkenntnisgrenzen, die die Menschen nie überwinden werden. Fromm glaubt, dass Menschen das Universum nicht begreifen, aber im Akt der Liebe erkennen können. (43) In der Liebe drückt sich die menschliche Sehnsucht nach Einheit aus. Liebe dient in allen seinen Facetten der Überwindung des Getrenntseins.
Fromms Ausführungen machen deutlich, dass er nicht nur ein Kind seiner Zeit ist, sondern in einigen Aussagen auch seiner Zeit voraus ist. Das gilt z.B. für seine Beschreibungen der Rolle der Filmstars, Showmaster und Kolumnisten ("Ihre Hauptqualifikation besteht oft darin, dass es ihnen gelungen ist, in der Öffentlichkeit von sich reden zu machen.") (129) und für seine Ausführungen zur Politik, Geschäftswelt und Bürokratie ("ihr Ziel ist, immer mehr zu produzieren und zu konsumieren, und zwar als Selbstzweck"). (145)
"Die Kunst des Liebens" ist ein Basiswerk, wenn man sich mit dem Thema Liebe auseinandersetzt. Es ist kein Ratgeber, der dazu dient, den Menschen kurzfristig zu verändern, sondern eher ein intellektuelles Werk, welches bei der Selbstreflexion hilft. Das Buch kann ich auch heute noch empfehlen.