Das Universum Anselm Kiefers birgt eine Vielzahl von Welten und Labyrinthen. Sie gemeinsam zu ergründen, unternehmen die Gesprächspartner Streifzüge durch die Gefilde der jüdischen Mystik, sie kreisen um die Geschichten des Alten und Neuen Testaments und gehen der Bedeutung von Langeweile und Leere nach. In der Auseinandersetzung mit der Wiederkehr des Vergangenen reflektieren die Gespräche die Stellung des Menschen im Kosmos und die Möglichkeiten künstlerischen Schaffens und offenbaren schließlich die tiefe Zuneigung eines der großen bildenden Künstler unserer Zeit zum Theater und zur Literatur, zu Tadeusz Kantor, Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Dabei findet Kiefer in Klaus Dermutz denjenigen, »der mich durch sein Fragen dazu bringt, mich selbst zu verstehen«.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Till Briegleb will nicht sagen, dass man in diesem Gesprächsband nicht viel über das Weltbild und die daraus hervorgehende Kunst Anselm Kiefers erfahre. Nein, da sei der Band überaus gründlich, der Gesprächspartner Klaus Dermutz erweise sich ein ums andere Mal als bestens vorbereitet, wo es um die Lieblingsautoren und -künstler und -referenzen des Großkünstlers geht. Über den metaphysisch grundierten Hang zu Verfall und Morbidität, die aus Einsicht in generelle Sinnlosigkeit bei mythischer Aufladung dennoch humane Haltung von Kiefer: über all das erfährt man, so Briegleb, genug. Was fehlt, ist Distanz. Was fehlt, ist Kritik. Was fehlt, bedauert der Rezensent, ist eine Herausforderung des Fragenden an den Gefragten, aus der dann ein weniger monolithisches Kiefer-Bild entstünde. Darauf aber wolle Dermutz offenkundig an keiner Stelle hinaus. Interessant ist das Ergebnis für Briegleb sehr wohl. Aber es hätte noch interessanter sein können.
© Perlentaucher Medien GmbH
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