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Die "Kunst, hundert Jahre alt zu werden" ist der Ausgangspunkt eines Gesprächs, das der legendäre Photograph Félix Nadar 1886 mit dem berühmten französischen Chemiker Eugène Chevreul führte. Es ist nicht nur die erste Photoreportage der Pressegeschichte, sondern auch ein eindrückliches "enzyklopädisches Brevier des XIX. Jahrhunderts". Zum ersten Mal wird der vollständige Text dieses seinerzeit gefeierten Zeugnisses editiert und eröffnet einen besonderen Blick auf das lange 19. Jahrhundert und das Geschenk der Langlebigkeit.

Produktbeschreibung
Die "Kunst, hundert Jahre alt zu werden" ist der Ausgangspunkt eines Gesprächs, das der legendäre Photograph Félix Nadar 1886 mit dem berühmten französischen Chemiker Eugène Chevreul führte. Es ist nicht nur die erste Photoreportage der Pressegeschichte, sondern auch ein eindrückliches "enzyklopädisches Brevier des XIX. Jahrhunderts". Zum ersten Mal wird der vollständige Text dieses seinerzeit gefeierten Zeugnisses editiert und eröffnet einen besonderen Blick auf das lange 19. Jahrhundert und das Geschenk der Langlebigkeit.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.10.2020

Alter neuer Journalismus

Dass eine akustische Aufzeichnung uns Töne und Geräusche "zu sehen" gäbe, ist eine eher überraschende Beschreibung. Zumindest so lange, bis man weiß, dass ein Fotograf sie verwendete. Félix Nadar nämlich, der 1856 einen "Daguerreotyp der Töne" imaginierte, mit dem sich die fotografische Technik erweitern lassen sollte zur Aufzeichnung einer optisch-akustischen Wirklichkeit. Die rhetorische Stoßrichtung war klar: So wie die Fotografie bei Nadar als Medium unverfälscht "natürlicher" Abbilder auftrat (obwohl er es gerade als Praktiker besser wissen musste), so sollte solche "automatische", von interpretierenden Eingriffen freie Aufzeichnung auch der Phonograph bewerkstelligen - und beide zusammen einen "Journalismus von morgen" hervorbringen, der die Leser zu Betrachtern getreu aufgenommener Begebnisse macht.

Dreißig Jahre später hielt Nadar die Zeit für gekommen, einen Vorgeschmack von diesem Journalismus zu geben. Obwohl er sich für sein Gespräch mit dem berühmten Chemiker Eugène Chevreul, der kurz vor seinem hundertsten Geburtstag stand, mit einem Stenographen begnügen musste, während sein Sohn Paul etwa siebzig Fotos des Interviews schoss. Aus dieser ersten Fotoreportage der Pressegeschichte sollte, nach einer gekürzten Veröffentlichung im "Journal illustré" im September 1886, auch ein Buch werden, dessen Manuskript jedoch im Nachlass Nadars liegenblieb. Bernd Stiegler, als Kenner der Nadars ausgewiesen (F.A.Z. vom 31. August 2019), hat es nun in einer deutschen Ausgabe herausgebracht. Die Fotos fallen dabei zwar recht klein aus, aber ohnehin war es mit der engen Verknüpfung von Text und Bild, die Félix Nadar hervorhob, nicht sehr weit her; und der genauere Blick auf den nachgelassenen Text zeigte zudem, dass er heftig überarbeitet worden war. In Fahrt kommen sollte der Fotojournalismus dann Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, als sich die Bildvorlagen kostengünstig reproduzieren ließen. Auf die "schlagende Wahrheit" seiner technisch vermittelten Form musste er dann gar nicht mehr setzen.

hmay.

Paul und Félix Nadar, Eugène Chevreul: "Die Kunst, hundert Jahre alt zu werden". Aus dem Französischen von Horst Brühmann. Hrsg. v. Bernd Stiegler. Koenig Books, London 2020. 169 S., br., 16,80 [Euro].

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