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Engen Freunden war nicht verborgen geblieben, daß Schopenhauer ein persönliches "Journal intime" führte, das er sorgfältig unter Verschluß hielt. Nach seinem Tod hat man vergeblich danach gesucht. Der Testamentsvollstrecker Wilhelm von Gwinner ließ durchblicken, er habe das Journal auf Wunsch des Verstorbenen vernichtet. In Wahrheit wurden die Texte im Blick auf eine künftige Biographie des verblichenen Philosophen umfänglich durchforstet. Aufgrund dieser Notizen und der wörtlichen Abschriften ganzer Seiten war es möglich, Schopenhauers Originaltext zu rekonstruieren. Die autobiographischen…mehr

Produktbeschreibung
Engen Freunden war nicht verborgen geblieben, daß Schopenhauer ein persönliches "Journal intime" führte, das er sorgfältig unter Verschluß hielt. Nach seinem Tod hat man vergeblich danach gesucht. Der Testamentsvollstrecker Wilhelm von Gwinner ließ durchblicken, er habe das Journal auf Wunsch des Verstorbenen vernichtet. In Wahrheit wurden die Texte im Blick auf eine künftige Biographie des verblichenen Philosophen umfänglich durchforstet. Aufgrund dieser Notizen und der wörtlichen Abschriften ganzer Seiten war es möglich, Schopenhauers Originaltext zu rekonstruieren. Die autobiographischen Notizen, Erinnerungen, Gedankensplitter, Lebensmaximen, Zitate und Sinnsprüche bilden geradezu ein Nachschlagewerk zu Schopenhauers ganz persönlicher Lebensweisheit: der Kunst, sich selbst zu erkennen, das Zusammenleben mit anderen Menschen zu meistern und sich in der Welt zurechtzufinden.
Autorenporträt
Schopenhauer
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.02.2007

Diese guten Menschen
Eine Rekonstruktion von Schopenhauers „Eis heauton”
In der dritten Abhandlung seiner „Genealogie der Moral” (1887) wendet Nietzsche sich den Gutmenschen des 19. Jahrhunderts zu. „Ihnen geziemt allein die unehrliche Lüge; alles, was sich heute als ,guter Mensch‘ fühlt, ist vollkommen unfähig, zu irgendeiner Sache anders zu stehn als unehrlich-verlogen, abgründlich-verlogen, aber unschuldig-verlogen, treuherzig-verlogen, blauäugig-verlogen, tugendhaft-verlogen. Diese ,guten Menschen‘ – sie sind allesamt jetzt in Grund und Boden vermoralisiert und in Hinsicht auf Ehrlichkeit zuschanden gemacht und verhunzt für alle Ewigkeit: wer von ihnen hielte noch eine Wahrheit ,über den Menschen‘ aus!.. Oder, greiflicher gefragt: wer von ihnen ertrüge eine wahre Biographie!”.
Klug und stolz
Nachdem er Thomas Moores Entschluss, Byrons private Papiere zu verbrennen, als Beispiel für das Zurückschrecken des moralischen Menschen vor der Wahrheit angeführt hat, fährt Nietzsche fort: „Dasselbe soll Dr. Gwinner gethan haben, der Testaments-Vollstrecker Schopenhauer’s: denn auch Schopenhauer hatte Einiges über sich und vielleicht auch gegen sich (,eis heauton‘) aufgezeichnet”. Doch die Neugier hielt dem Gutmenschentum die Waage. Statt verbrannt wurden Schopenhauers 1821 begonnene Aufzeichnungen eher auseinandergenommen, und selektiv für seine Biographie verwertet.
Zwar ging das im Titel an Marc Aurel angelehnte Heft verloren, oder wurde wirklich vernichtet. Aber der Umstand, dass der vielleicht doch nicht nur unschuldig-verlogene, sondern wohl auch ein wenig schlau-verlogene Gwinner es ausgewertet hatte, ließ eine Rekonstruktion des „Eis heauton” möglich erscheinen. Eduard Grisebach unternahm die erste, Arthur Hübscher eine zweite.
Die dritte Rekonstruktion, nun von von dem Paduaner Philosophieprofessor Franco Volpi vorgelegt, enthält keine aufsehenerregenden Entdeckungen. Sie zeichnet sich durch sinnvolle Anordnung des Materials aus, informiert zuverlässig über die Geschichte des Manuskripts und seine Rolle für Schopenhauers philosophisches Lebensprojekt. Besonders anziehend scheint mir, dass die Rekonstruktion des „Geheimhefts” diesmal nicht in einer größeren Ausgabe versteckt ist, sondern als ein Bändchen für sich steht.
Dass Herausgeber und Verlag diesem Bändchen die authentische Aufschrift „Eis heauton” versagten, ist schade, doch nachvollziehbar in Zeiten, da ein solcher Titel als Ankündigung von Cassata oder anderem gefrorenen Dessert gelesen würde. Genug, hier liegt eine Sammlung nachgelassener Reflexionen und Maximen Schopenhauers vor, die in Stil und Inhalt alle Qualitäten dessen aufweist, was dieser große Autor selbst veröffentlicht hat: bildkräftig ist sie, klug, und stolz. ANDREAS DORSCHEL
ARTHUR SCHOPENHAUER: Die Kunst, sich selbst zu erkennen. Herausgegeben von Franco Volpi. Verlag C.H. Beck, München 2006. 120 Seiten, 7,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Andreas Dorschel begrüßt diese Sammlung von nachgelassenen Reflexionen und Maximen Arthur Schopenhauers, die Franco Volpi aus Aufzeichnungen des Philosophen rekonstruiert und herausgegeben hat. Erfreulich scheint ihm an dieser dritten Rekonstruktion von Schopenhauers "Geheimheft", dass sie diesmal nicht in einer größeren Ausgabe versteckt ist, sondern als ein Bändchen für sich steht. Zwar bietet diese Edition im Vergleich zu den vorangegangenen nach Einschätzung Dorschels keine "aufsehenerregenden Entdeckungen". Aber sie glänzt seines Erachtens durch eine "sinnvolle Anordnung des Materials" und durch eine solide Darstellung der Geschichte des Manuskripts und seiner Rolle für Schopenhauers philosophisches Lebensprojekt. Inhaltlich und stilistisch erreicht der Band für ihn die Qualität der von Schopenhauer zu Lebzeiten selbst veröffentlichten Werke. Und so würdigt er die Sammlung als "bildkräftig", "klug" und "stolz".

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