Wie lässt man aus dem Schweigen eine verlorene Geschichte neu erstehen?
Naïma hat es lange nichts bedeutet, dass ihre Familie aus Algerien stammt. Wie soll ihre Verbindung zu einer Familiengeschichte, die sie nicht kennt, denn auch aussehen? War ihr Großvater wirklich ein »Harki«, ein Verräter? Vielleicht könnte die Großmutter es ihr erzählen, aber nur in einer Sprache, die Naima nicht versteht. Und ihr Vater, der 1962 nach Frankreich kam, in eines jener damals hastig errichteten Auffanglager, wo man die Algerienflüchtlinge versteckte, redet nicht über das Land seiner Kindheit...Um mehr zu erfahren, tritt Naïma eine weite Reise an ... Dieser Roman ist so lebendig wie ein Fresko. Was heißt es, aus einer Familie zu stammen, die über Generationen Gefangene einer »schlimmen Geschichte« bleibt? Ein Plädoyer für die Freiheit man selbst zu sein, jenseits allen Erbes, aller sozialer oder familiärer Bindungen.
»Unmöglich, von diesem Roman nicht mitten ins Herz getroffen zu sein« Le Figaro
Naïma hat es lange nichts bedeutet, dass ihre Familie aus Algerien stammt. Wie soll ihre Verbindung zu einer Familiengeschichte, die sie nicht kennt, denn auch aussehen? War ihr Großvater wirklich ein »Harki«, ein Verräter? Vielleicht könnte die Großmutter es ihr erzählen, aber nur in einer Sprache, die Naima nicht versteht. Und ihr Vater, der 1962 nach Frankreich kam, in eines jener damals hastig errichteten Auffanglager, wo man die Algerienflüchtlinge versteckte, redet nicht über das Land seiner Kindheit...Um mehr zu erfahren, tritt Naïma eine weite Reise an ... Dieser Roman ist so lebendig wie ein Fresko. Was heißt es, aus einer Familie zu stammen, die über Generationen Gefangene einer »schlimmen Geschichte« bleibt? Ein Plädoyer für die Freiheit man selbst zu sein, jenseits allen Erbes, aller sozialer oder familiärer Bindungen.
»Unmöglich, von diesem Roman nicht mitten ins Herz getroffen zu sein« Le Figaro
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.2019Identität Wir hatten ihren Roman schon gepriesen, als er in Frankreich erschien: Jetzt ist "Die Kunst zu verlieren" der jungen französischen Schriftstellerin Alice Zeniter auch auf Deutsch zu haben (übersetzt von Hainer Kober, Berlin-Verlag, 560 Seiten, 25 Euro). Zeniter wagt sich darin an ein schmerzhaftes Kapitel der franko-algerischen Geschichte heran: an das Schicksal der sogenannten Harkis. Jener Algerier, die sich während des Unabhängigkeitskrieges auf die Seite der Franzosen statt des FLN ("Nationale Befreiungsfront") gestellt hatten, die nach 1962 mehr oder weniger sich selbst überlassen wurden und deshalb, weil sie in Algerien ihr Leben riskierten, nach Frankreich flüchteten. Zeniter erzählt diese Geschichte über drei Generationen. Sie fragt: Was bedeutet Heimat, was Identität, was Zugehörigkeit? Wo endet die Realität eines Landes, und wo beginnt, besonders in der Ferne, seine Fiktion?
anhi
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Die französische Autorin Alice Zeniter erzählt in ihrem halb autobiografischen Roman "Die Kunst zu verlieren" am Beispiel ihres Großvaters die Geschichte der algerischen Harkis, die 1962 aus dem unabhängigen Algerien nach Frankreich fliehen mussten, weil sie im Bürgerkrieg auf der falschen Seite, der Seite der Franzosen, gekämpf hatten. Anerkannt wurde das auch in Frankreich nie so recht, erzählt Rezensentin Judith Heitkamp. Ob ihr der Roman wirklich gefallen hat, wird nicht so recht klar - die Autorin schwankt zwischen Fakten, Fiktion und Kitsch, schreibt sie - aber empfehlenswert findet sie ihn dennoch: Denn endlich einmal wird diese Geschichte aus der Perspektive von Algeriern erzählt. Die Franzosen bleiben Statisten im Hintergrund, notiert Heitkamp zufrieden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Der Roman ist auch ein interessantes Stück Erinnerungsarbeit, und literarisch so flott und spannend geschrieben wie ein Krimi.« Dina Netz WDR 3 20190708